Inwiefern eignen sich Hegemonieprojekte zur Analyse des Konfliktes zwischen dem fossil-nuklearen und dem erneuerbaren Energieregime? Unter allen Sektoren ist der Stromsektor größter Verursacher von Emissionen. Für das Gelingen der Energiewende erweist sich der Stromsektor also als größte Stellschraube und steht infolgedessen unter einem starken Regulierungsdruck. Bei der Herausbildung und Weiterbildung von Regelungen, Gesetzen und Normen auf Bundes-, Länder- und EU-Ebene sind eine Vielzahl von zivilgesellschaftlichen Akteuren beteiligt. Diese staatlichen und privaten Akteure besitzen hinsichtlich der Frage, welche Energieträger in welcher sozialen Form die Energieversorgung sicherstellen sollen, oft konfliktive Interessen und Wertevorstellungen. Insofern stellt sich die Frage, wie sich die Partikularinteressen dieser Vielzahl von Akteuren analytisch ordnen lassen. Hierfür wird in dieser Arbeit auf die analytische Konzeption des Hegemonieprojekts zurückgegriffen.
Bei Hegemonieprojekten handelt es sich um die meist unbewussten und indirekten Verknüpfungen einer Vielzahl unterschiedlicher Taktiken und Strategien, die sich auf konkrete politische Projekte beziehen. Durch diese analytisch herausgearbeiteten Abstraktionen lassen sich eine tendenziell unendliche Anzahl von Handlungen und Taktiken ganz unterschiedlicher Akteure, die auf ähnlichen Interessen und Wertevorstellungen basieren, bündeln.
Regulation ist, wie viele andere politische Konzepte, nicht eindeutig zu definieren. Der Begriff besitzt keine allgemeingültige Bedeutung und wird als Ausdruck für eine Vielzahl diskursiver, theoretischer und analytischer Zwecke verwendet. In seiner weiteren Bedeutung kommt dem Begriff der Regulation vor allem in den folgenden drei Wissenschaftszweigen eine besondere Relevanz zu: In Disziplinen wie Biologie und Kybernetik, in denen Regulation mit der allgemeinen Systemtheorie assoziiert wird. Zum anderen handelt es sich um den Wissenschaftszweig der ökonomischen Theorie. Eine zentrale Bedeutung spielt der Begriff auch in den Rechtswissenschaften. In der Rechtsordnung der Europäischen Union kennzeichnet Regulation eine von fünf Rechtsformen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Zielsetzung
- Gang der Untersuchung und Eingrenzung des Forschungsgegenstandes
- Theoretische Zugänge
- Eine regulationstheoretische Governance-Perspektive
- Regulation und Hegemonie im integralen Staat
- Operationalisierungsansatz zur Analyse energiepolitischer Hegemoniekonflikte
- Zielsetzung
- Analyseebenen
- Kontextanalyse
- Akteursanalyse
- Prozessanalyse
- Analyse ausgewählter Hegemoniekonflikte im Kampf um Strom
- Grünes und graues Hegemonieprojekt
- Energiepolitische Hegemoniekonflikte zwischen dem grauen und grauen Hegemonieprojekt
- Streitfall Atomausstieg
- Konflikte um die Förderung von Erneuerbaren Energien
- Vergleichende Perspektiven
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Stromversorgung in Deutschland im Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie. Sie fokussiert sich auf die Analyse ausgewählter Hegemoniekonflikte im deutschen Stromsektor. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie sich die Partikularinteressen von verschiedenen Akteuren im Kampf um die Gestaltung der Energieversorgung analytisch ordnen lassen. Die Arbeit analysiert die Entstehung und Entwicklung von Regelungen und Gesetzen im Stromsektor, die von einer Vielzahl zivilgesellschaftlicher Akteure beeinflusst werden.
- Analyse von Hegemonieprojekten im deutschen Stromsektor
- Untersuchung der Konflikte zwischen „grünen“ und „grauen“ Hegemonieprojekten
- Bedeutung der Regulierungs- und Governance-Perspektive für die Analyse energiepolitischer Konflikte
- Einbezug der Rolle von Akteuren aus Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
- Bewertung der Auswirkungen von Hegemoniekonflikten auf die Energiewende in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit vor und erläutert den aktuellen Stand der Energiewende in Deutschland. Sie verdeutlicht die Bedeutung des Stromsektors für die Transformation der Energieversorgung und stellt den Hegemonie-Begriff als analytisches Werkzeug zur Untersuchung von Konflikten zwischen verschiedenen Akteuren vor.
Das zweite Kapitel widmet sich der theoretischen Fundierung der Untersuchung. Es werden zentrale Elemente der regulationstheoretischen Governance-Perspektive und die Bedeutung von Hegemonie im Kontext des integralen Staates dargestellt. Diese Konzepte bilden die Grundlage für die Analyse der energiepolitischen Konflikte.
Das dritte Kapitel beschreibt den Operationalisierungsansatz, der für die Analyse der energiepolitischen Hegemoniekonflikte angewendet wird. Es werden die verschiedenen Ebenen der Analyse (Kontext-, Akteurs- und Prozessanalyse) vorgestellt und die Methodologie der Untersuchung erläutert.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse ausgewählter Hegemoniekonflikte im Stromsektor. Es werden die Konflikte zwischen dem „grünen“ und dem „grauen“ Hegemonieprojekt sowie die Konflikte zwischen verschiedenen „grauen“ Hegemonieprojekten (z.B. im Streitfall Atomausstieg) untersucht. Die Analyse zeigt die unterschiedlichen Interessen und Strategien der Akteure im Kampf um die Gestaltung der Energieversorgung auf.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Energiewende, Stromversorgung, Hegemonieprojekte, Governance, Regulierung, Energiepolitik, Atomausstieg, Erneuerbare Energien, Akteure, Interessenkonflikte und die Rolle von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Kontext der Energiepolitik.
- Arbeit zitieren
- Julian Stegemann (Autor:in), 2019, Die Stromversorgung in Deutschland im Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie. Ausgewählte Hegemoniekonflikte im deutschen Stromsektor, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/513449