Spricht man von der Antike, so meint man die Zeit von ca. 500 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr., wobei die sogenannten Epochengrenzen problematisch sind und immer wieder für Auseinandersetzungen unter Historikern sorgen. Die attische Demokratie wird als erste Demokratie der Weltgeschichte bezeichnet. Retrospektiv war diese Herrschaftsform etwas radikal Neues und die Verfassungsänderung ein großer Einschnitt – und Fortschritt. Allein, wurde dieses Phänomen von den Athenern wirklich bewusst als etwas Neues empfunden, kann man von einem Fortschrittsbewusstsein oder –denken sprechen? Über den Umweg des inzwischen untergegangenen Byzanz’ wurden die antiken Schriften von den Humanisten wiederentdeckt. In der Folge wurde das vorherige Jahrtausend nach dem Untergang Roms als ‚dunkle Zeit’ betitelt: Das Mittelalter. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich die "Querelle des anciens et des modernes". Es wurde gestritten, ob nur die antiken Denker wertvoll und ernst zu nehmen seien, oder ob nicht die Modernen ebenso gut, wenn nicht noch besser dächten. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich während des Ancien Régime der Gedanke der Aufklärung.
In einem ersten Schritt wird das griechisch-antike Fortschrittsbewusstsein untersucht, das eingebettet war in politisch- soziale Verhältnisse. Die Forschung ist sich heute weitestgehend einig, dass ein solches Bewusstsein und ein solcher Gedanke bestanden hätten, dennoch ist ein endgültiges Urteil, schon allein auf Grund der Quellenlage, fast unmöglich. In der Folge werden vier französische Philosophen der Aufklärung auf ihren Fortschrittsgedanken und ihr Verhältnis zur Antike hin untersucht, auch hier werden zunächst die politischen Hintergründe erläutert. Selbst wenn Fontenelle vor der eigentlichen Bewegung der Lumières lebte, so kann er doch als eine Art Bindeglied zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert gesehen werden: In dem ersten spielte er eine große Rolle während der Querelle, im letzten läutete er die Epoche der Aufklärung ein. Anschließend werden die Fortschrittsgedanken zweier Encyclopédistes, Diderot und D’Alembert, vorgestellt, um dann auf den Revolutionär Condorcet zu kommen. Während die Aufklärer in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von der Freiheit der Gedanken träumten, profitierte der Revolutionär in der letzten Dekade bereits davon; dies schlug sich auch im Fortschrittsdenken nieder...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Fortschrittsbewusstsein in der griechischen Antike
- Politischer und sozialer Hintergrund: Die attische Demokratie
- Der Fortschrittsgedanke
- Der Fortschrittsgedanke in der französischen Aufklärung und die Rezeption des antiken Fortschrittsgedanken
- Politischer und sozialer Hintergrund: Das Ancien Régime und die Französische Revolution
- Der Fortschrittsgedanke
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Fortschrittsgedanken in der griechischen Antike und im französischen 18. Jahrhundert, um mögliche Parallelen und Rezeptionen aufzuzeigen und diese in den jeweiligen politischen Kontext einzubetten. Das Hauptziel ist die Erforschung des Zusammenhangs zwischen dem Auftreten des Fortschrittsgedankens und spezifischen politischen Bedingungen, wobei die attische Demokratie und die Französische Revolution als exemplarische Fälle dienen.
- Der Fortschrittsgedanke in der attischen Demokratie
- Die Rezeption des antiken Fortschrittsgedankens in der französischen Aufklärung
- Der Einfluss politischer und sozialer Verhältnisse auf das Fortschrittsdenken
- Vergleich der Fortschrittsvorstellungen in beiden Epochen
- Definition und Begrifflichkeit des "Neuen" in der Antike und Neuzeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung erläutert den zeitlichen Rahmen der Untersuchung (griechische Antike und französisches 18. Jahrhundert) und die Problematik der Epochengrenzen. Sie führt in die Thematik des Fortschrittsgedankens ein und skizziert die Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen Fortschrittsdenken und politischen Bedingungen. Die Arbeit konzentriert sich auf die attische Demokratie und die Französische Revolution als Fallbeispiele, wobei sie den Anspruch auf umfassende Darstellung der jeweiligen Fortschrittsgedanken zurückweist. Stattdessen wird der Fokus auf den Vergleich und die Kontextualisierung gelegt, unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten bei der Übersetzung und Interpretation antiker Begriffe im Kontext des modernen Fortschrittsverständnisses. Die Einleitung betont die Notwendigkeit eines differenzierten Zugangs zu den Quellen und die Verwendung eines "dritten Begriffs" (Auxesis) zur Brücke zwischen antikem und modernem Verständnis von Fortschritt.
Das Fortschrittsbewusstsein in der griechischen Antike: Dieses Kapitel analysiert das Fortschrittsbewusstsein im Kontext der attischen Demokratie. Zuerst wird der politische und soziale Hintergrund der attischen Demokratie, einschliesslich der Entwicklung von Solons Reformen bis zur Blütezeit unter Perikles und dem anschließenden Niedergang, dargestellt. Anschließend wird der Fortschrittsgedanke selbst untersucht, unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten, den antiken Begriff von "Fortschritt" mit dem modernen zu vergleichen. Die Diskussion über die Definition und den Gebrauch von Termini, die sich als "Fortschritt" übersetzen lassen, steht im Mittelpunkt und verweist auf die Herausforderungen bei der Interpretation der Quellenlage.
Der Fortschrittsgedanke in der französischen Aufklärung und die Rezeption des antiken Fortschrittsgedanken: Dieses Kapitel untersucht den Fortschrittsgedanken in der französischen Aufklärung, wiederum mit einer Betrachtung des politischen und sozialen Hintergrunds. Hier wird das Ancien Régime und die Französische Revolution im Kontext der Aufklärungsphilosophie analysiert. Die Ausführungen konzentrieren sich auf die Fortschrittsgedanken ausgewählter Aufklärer und erörtern deren Bezug zur Antike. Die Analyse geht auf die Differenzen und Gemeinsamkeiten zwischen dem antiken und dem aufklärerischen Fortschrittsdenken ein, wobei die Bedeutung der Freiheit des Denkens und deren Auswirkungen auf das Fortschrittsverständnis während der Revolution hervorgehoben werden.
Schlüsselwörter
Fortschrittsgedanke, Antike, Attische Demokratie, Französische Aufklärung, Ancien Régime, Französische Revolution, Rezeption, Politischer Kontext, Vergleich, Auxesis, Quelleninterpretation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Fortschrittsgedanke in der Antike und der Französischen Aufklärung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Fortschrittsgedanken in der griechischen Antike und im französischen 18. Jahrhundert. Sie sucht nach Parallelen und Rezeptionen des antiken Fortschrittsgedankens in der Aufklärung und bettet diese in den jeweiligen politischen Kontext ein. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Fortschrittsgedankens und spezifischen politischen Bedingungen, wobei die attische Demokratie und die Französische Revolution als Fallbeispiele dienen.
Welche Epochen werden verglichen?
Der Vergleich konzentriert sich auf die griechische Antike (speziell die attische Demokratie) und das 18. Jahrhundert Frankreichs (die Französische Aufklärung und Revolution).
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Fortschrittsgedanken in beiden Epochen, seine Rezeption von der Antike in der Aufklärung, den Einfluss politischer und sozialer Verhältnisse auf das Fortschrittsdenken, einen Vergleich der Fortschrittsvorstellungen und die Definition und Begrifflichkeit des "Neuen" in der Antike und Neuzeit. Die Herausforderungen bei der Übersetzung und Interpretation antiker Begriffe im Kontext des modernen Fortschrittsverständnisses werden explizit angesprochen.
Wie wird der Fortschrittsgedanke in der attischen Demokratie analysiert?
Das Kapitel zur griechischen Antike analysiert zunächst den politischen und sozialen Hintergrund der attischen Demokratie (von Solons Reformen bis zum Niedergang). Anschließend wird der antike Fortschrittsgedanke untersucht, wobei die Schwierigkeiten beim Vergleich mit dem modernen Verständnis hervorgehoben werden. Die Definition und der Gebrauch von Termini, die sich als "Fortschritt" übersetzen lassen, stehen im Mittelpunkt.
Wie wird der Fortschrittsgedanke in der französischen Aufklärung behandelt?
Das Kapitel zur Französischen Aufklärung untersucht den Fortschrittsgedanken im Kontext des Ancien Régime und der Französischen Revolution. Es analysiert die Fortschrittsgedanken ausgewählter Aufklärer und deren Bezug zur Antike. Die Analyse beleuchtet Differenzen und Gemeinsamkeiten zwischen dem antiken und dem aufklärerischen Fortschrittsdenken, wobei die Bedeutung der Freiheit des Denkens und deren Auswirkungen auf das Fortschrittsverständnis während der Revolution hervorgehoben werden.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit vergleicht die beiden Epochen und kontextualisiert den Fortschrittsgedanken. Sie betont die Notwendigkeit eines differenzierten Zugangs zu den Quellen und verwendet einen "dritten Begriff" (Auxesis), um die Brücke zwischen antikem und modernem Verständnis von Fortschritt zu schlagen. Die Arbeit verzichtet auf eine umfassende Darstellung der jeweiligen Fortschrittsgedanken und konzentriert sich stattdessen auf den Vergleich und die Kontextualisierung.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Fortschrittsgedanke, Antike, Attische Demokratie, Französische Aufklärung, Ancien Régime, Französische Revolution, Rezeption, Politischer Kontext, Vergleich, Auxesis, Quelleninterpretation.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel über das Fortschrittsbewusstsein in der griechischen Antike, ein Kapitel über den Fortschrittsgedanken in der französischen Aufklärung und die Rezeption des antiken Fortschrittsgedankens, und abschließende Schlussfolgerungen.
- Quote paper
- Esther Maier (Author), 2004, Der Fortschrittsgedanke in der griechischen Antike und im französischen 18. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/51219