Im Dritten Reich musste das Buch nicht nur als Träger für nationalsozialistisches Gedankengut herhalten und war nicht nur Ziel blinder Vernichtungswut, sondern hatte für die Nationalsozialisten noch einen weiteren Zweck in ihrer Machtpolitik zu erfüllen. Dieser war die Versorgung der Frontsoldaten mit Lesestoff, um die Moral und letztlich die Kampfmoral zu stärken.
Um ihr Vorhaben zu realisieren, wurden gewaltige Anstrengungen unter Beteiligung vieler Institutionen und mit tausenden von Helfern unternommen. Es kann durchaus von einer Versorgungsmaschinerie gesprochen werden, die alljährlich im gesamten Reichsgebiet in Gang gesetzt wurde. Dabei blieb keine Ressource ungenutzt, keiner konnte sich der Sache entziehen, alle waren in Kenntnis gesetzt und in irgendeiner Form davon berührt. Es ist die Rede von über 40 Millionen Bücher die vom Volk gespendet, von ehrenamtlichen Helfern und nationalsozialistischen Institutionen, wie z.B. die Hitlerjugend, gesammelt und sortiert und schließlich von der Leitung der Wehrmacht den Soldaten zugeführt wurden.
Es war dies eine Massenorganisation, in seiner Größe und Wirkung durchaus vergleichbar mit anderen nationalsozialistischen Großveranstaltungen. Den Nationalsozialisten war nicht nur daran gelegen, ihren Soldaten die Langeweile mit Büchern zu vertreiben, sondern sie nutzten die Büchersammlungen im Rahmen des Kriegs-Winterhilfswerks zugleich als Propaganda und Volksmobilisierung.
Erstaunlicherweise ist heute von diesen Aktionen der Nationalsozialisten kaum noch etwas bekannt, was auch der Forschungsstand widerspiegelt. Nur an wenigen Stellen der gegenwärtigen Forschungsliteratur findet das Thema Erwähnung, eine eigenständige Arbeit darüber gibt es nicht. Die gründlichste Bearbeitung findet sich in Jan Pieter Barbians Buch „Literaturpolitik im `Dritten Reich´“, in welchem er den Büchersammlungen der NSDAP ungefähr eine Seite widmet. Des Weiteren gibt es noch eine Bearbeitung in der Monographie „Von der öffentlichen Volksbücherei zur Stadtbibliothek“ von Carten Pollnick.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- BÜCHER AN DIE FRONT
- Die Erfahrungen des ersten Weltkrieges
- Warum Soldaten Bücher brauchen
- VORBEREITUNG UND WERBUNG FÜR DIE SAMMLUNGEN
- Die Werbemittel
- Die ideologische Werbung für die Bücherammlungen
- Eine Aufforderung zur Spende von Sachbüchern
- DURCHFÜHRUNG DER SAMMLUNGEN
- Die Sammlungen im Rahmen des Winterhilfswerks
- Ehrenamtliche Helfer und Transportmittel
- DAS SICHTEN UND AUSSORTIEREN DER SPENDEN
- DIE SAMMLUNGEN IN ZAHLEN
- 43,5 Millionen Bücher in fünf Kriegsjahren
- Die Sammelergebnisse nach Jahren geordnet
- Wenige nationalsozialistische Schriften unter den Spenden
- Gründe für die gleich bleibende Quantität und steigende Qualität
- SCHLUSS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Organisation und Durchführung der Büchersammlungen für die Frontsoldaten im Dritten Reich. Sie beleuchtet die Rolle des Buches als Propagandainstrument und die Bedeutung der Bücherversorgung für die Truppenmoral. Dabei wird insbesondere auf die ideologische Aufladung der Sammlungen und die Auswahl der Bücher eingegangen. Die Arbeit analysiert die Organisation der Sammlungen, die Rolle der beteiligten Institutionen und die Motivation der Spender.
- Die Büchersammlungen als Mittel der Propaganda und Volksmobilisierung
- Die ideologische Aufladung der Bücher und die Bedeutung der Inhaltskontrolle
- Die Organisation der Sammlungen und die Rolle der beteiligten Institutionen
- Die Motivation der Spender und der Einfluss der Nationalsozialistischen Ideologie
- Die Bedeutung der Büchersammlungen für die Truppenmoral und die Kriegsführung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz der Thematik dar und beleuchtet die Forschungslücke im Hinblick auf die Büchersammlungen für die Frontsoldaten. Sie verdeutlicht die Rolle des Buches im Dritten Reich und die Bedeutung der Büchersammlungen für die Truppenmoral.
- Bücher an die Front: Dieses Kapitel beleuchtet die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und die daraus resultierenden Erkenntnisse für die Organisation von Büchersammlungen im Zweiten Weltkrieg. Es zeigt die Bedeutung des Lesens für die Soldaten und die Notwendigkeit einer zentralen Organisation für die Buchversorgung.
- Vorbereitung und Werbung für die Sammlungen: Dieses Kapitel analysiert die vielfältigen Werbemittel, die für die Sammlung von Büchern eingesetzt wurden. Es beleuchtet die ideologische Aufladung der Werbung und die Rolle des Buches als Propagandainstrument.
- Durchführung der Sammlungen: Hier werden die Organisation und die Durchführung der Sammlungen im Rahmen des Winterhilfswerks beschrieben. Es werden die beteiligten Institutionen und die Rolle der ehrenamtlichen Helfer beleuchtet.
- Das Sichten und Aussortieren der Spenden: Dieses Kapitel beleuchtet die Prozesse der Sortierung und Auswahl der Bücher. Es wird die Bedeutung der ideologischen Kriterien für die Auswahl der Bücher hervorgehoben.
- Die Sammlungen in Zahlen: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Sammlungen in Form von Zahlen und Statistiken. Es zeigt die Entwicklung der Sammelergebnisse über die Kriegsjahre hinweg und beleuchtet die Gründe für die steigende Qualität der Spenden.
Schlüsselwörter
Büchersammlungen, Frontsoldaten, Propaganda, Nationalsozialismus, Winterhilfswerk, Bücherversorgung, Truppenmoral, ideologische Aufladung, Inhaltskontrolle, Organisation, ehrenamtliche Helfer, Spenden, Statistiken, Sammelergebnisse, Qualität, Quantität.
- Quote paper
- Robert Ludwig (Author), 2004, Bücher an die Front - Die Büchersammlungen für die Frontsoldaten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/50026