Publizitätspflichten werden ständig geändert und ausgeweitet, so dass Emittenten einem ständig komplexer werdenden Regelwerk konfrontiert sind. Seit dem 03.07.2016 gelten für Unternehmen, die Finanzinstrumente emittiert haben, neue Regelungen zur Ad-hoc-Publizität am Kapitalmarkt. Die Ad-hoc Publizität ist Teil einer umfassenden Informationstransparenz bei kapitalmarktnahen Unternehmen und ergänzt die Regelpublizität.
Nach Art 17 Absatz 1 MAR müssen Emittenten von Finanzinstrumenten Insiderinformationen, die sie unmittelbar betreffen, so bald wie möglich veröffentlichen. Meldet ein Unternehmen ad-hoc-publizitätspflichtige Insiderinformationen gar nicht, zu spät, falsch oder nur unvollständig, so wird die Aufsicht aktiv und es drohen Sanktionen. Daher muss sich der Emittent fragen, wie in seinem Unternehmen ein gesetzeskonformes Verhalten im Hinblick auf die komplexe Ad-hoc-Publizitätsplicht sichergestellt werden kann. In der Literatur und Rechtsprechung heißt es dazu, dass der Emittent „organisatorische Vorkehrungen“ zur Sicherstellung eines gesetzeskonformen Verhaltens getroffen haben muss. Ein für den Emittenten weiterer wichtiger Aspekt sind auch die Reaktionen der weiteren Marktteilnehmer auf seine Ad-hoc-Mitteilungen.
Eine ordnungsgemäße und vor allem rechtzeitige Ad-hoc-Publizität gem. Art 17 MAR bzw. § 15 WpHG a. F. gehört zu den wichtigsten Compliance-Aufgaben. Compliance umfasst die Gesamtheit aller Maßnahmen, um das rechtmäßige Verhalten aller Unternehmen, ihrer Organmitglieder, ihrer nahen Angehörigen und der Mitarbeiter im Blick auf alle gesetzlichen Gebote und Verbote zu gewährleisten. Informationen, denen ein rechtliches Risiko inne-wohnt, sind sog. compliance-relevante Informationen. Hinsichtlich des Kapitalmarktrechts fallen hierunter primär Insiderinformationen nach Art 7 MAR, an die weitere Plichten wie die Ad-hoc-Publizität gem. Art 17 MAR geknüpft sind.
Als Resultat muss der Emittent die Geschehnisse innerhalb und außerhalb des Unternehmens ständig im Blick haben, wenn sie den gesetzlichen Vorgaben ordnungsgemäß nachkommen wollen. Unsere Arbeit verfolgt das Ziel die Auswirkungen der Ad-hoc-Publizität auf den Kapitalmarkt darzustellen. Zum einen werden die Auswirkungen der Ad-hoc-Publizitätspflicht auf die Unternehmensorganisation des Emittenten als Teil des Kapitalmarktes behandelt, zum anderen werden die Reaktionen der weiteren Kapitalmarktteilnehmer auf Veröffentlichungen im Hinblick auf die Ad-hoc-Publizität analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ad-hoc-Publizität nach Artikel 17 MAR
- 2.1. Entstehungsgeschichte.
- 2.2. Normzweck
- 2.3. Allgemeine Voraussetzungen der Ad-hoc-Publizität.
- 2.3.1. Adressatenkreis
- 2.3.2. Veröffentlichungspflichtige Insiderinformationen.
- 2.3.3. Zeitpunkt der Veröffentlichung
- 2.3.4. Befreiungsregelung
- 2.3.5. Form, Art und Inhalt der Veröffentlichung
- 3. Auswirkung der Ad-hoc-Publizitätspflicht auf die Unternehmensorganisation
- 3.1. Informationssysteme als organisatorische Vorkehrungen
- 3.2. Organisationsmaßnahmen im Rahmen des Publizitätsprozesses.
- 3.2.1. Im Meldezeitraum: Informationsgewinnung bzw. -einholung
- 3.2.2. Im Entscheidungszeitraum: Informationsverarbeitung
- 3.2.3. Veröffentlichungszeitraum: Tatsächliche Veröffentlichung
- 4. Reaktionen des Kapitalmarktes
- 4.1. Beeinflussung des Marktes durch Veröffentlichungszeitpunkt
- 4.2. Auftragseingänge
- 4.3. Dividendenankündigungen
- 4.4. Veränderungen der Planzahlen
- 5. Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Auswirkungen der Ad-hoc-Publizität auf den Kapitalmarkt. Der Fokus liegt dabei auf zwei zentralen Aspekten: Zum einen werden die Auswirkungen der Ad-hoc-Publizitätspflicht auf die Unternehmensorganisation des Emittenten betrachtet. Zum anderen werden die Reaktionen der weiteren Kapitalmarktteilnehmer auf Veröffentlichungen im Hinblick auf die Ad-hoc-Publizität untersucht.
- Die rechtlichen Grundlagen der Ad-hoc-Publizität gem. Art. 17 MAR
- Die Auswirkungen der Ad-hoc-Publizitätspflicht auf die Unternehmensorganisation
- Die Reaktionen des Kapitalmarktes auf Ad-hoc-Mitteilungen
- Die Bedeutung der Ad-hoc-Publizität für die Compliance-Aufgaben von Emittenten
- Die Herausforderungen für Emittenten bei der Sicherstellung eines gesetzeskonformen Verhaltens im Hinblick auf die Ad-hoc-Publizität
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 vermittelt die Grundlagen zur Ad-hoc-Publizität gemäß Art. 17 MAR. Es beleuchtet die Entstehungsgeschichte, den Normzweck und die allgemeinen Voraussetzungen der Ad-hoc-Publizität. Kapitel 3 befasst sich mit den organisatorischen Maßnahmen innerhalb der verschiedenen Publizitätsphasen, vom Meldezeitraum über den Entscheidungszeitraum bis hin zum Veröffentlichungszeitraum. Kapitel 4 analysiert die Reaktionen des Kapitalmarktes auf Ad-hoc-Mitteilungen, unter Berücksichtigung des Zeitpunktes der Veröffentlichung, der Auftragseingänge, der Dividendenankündigungen sowie der Veränderungen der Planzahlen.
Schlüsselwörter
Ad-hoc-Publizität, Insiderinformationen, Kapitalmarkt, Unternehmensorganisation, Compliance, Market Abuse Regulation (MAR), Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), Informationssysteme, Reaktionen des Kapitalmarktes, Veröffentlichungszeitpunkt, Auftragseingänge, Dividendenankündigungen, Planzahlen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2017, Ad-hoc Publizität. Analyse der Auswirkungen am Kapitalmarkt, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/494509