Die Arbeit untersucht die Funktion der Gladiatorenkämpfe in der frühen Kaiserzeit. Die Gladiatur wird heute von Spielzeugfirmen, Romanen und Hollywood-Filmen als zentraler Bestandteil des römischen Lebens dargestellt und wie selbstverständlich mit der Kultur und Gesellschaft des Imperiums assoziiert. Gleichzeitig aber erhoben die Römer für sich den Anspruch, ein äußerst zivilisiertes Volk zu sein- Griechen und Barbaren überlegen und somit zurecht Herrscher der damals bekannten Welt.
Wie also lassen sich die Kämpfe in der Arena, diese ritualisierte, kaum hinterfragte Brutalität, mit dem von der Geschichtsschreibung oft bestätigten Selbstbild Roms als hochentwickelte Zivilisation vereinbaren? Auf den ersten Blick kann man sich schwerlich die hohe Akzeptanz oder auch nur die Gründe für die Existenz der Gladiatur erklären.
Eine nähere Untersuchung der Gladiatorenkämpfe offenbart jedoch nicht nur deren erstaunliche Entwicklung von der eher bescheidenen "letzten Gabe" (munus) zu einer nahezu unermesslich teuren Massenunterhaltung, sondern sie enthüllt auch neue Facetten der römischen Kultur. Die Motive für die Ausrichtung der Gladiatorenkämpfe im antiken Rom bieten einen faszinierenden, einmaligen Einblick in das komplexe römische Selbstverständnis und das Weltbild eines Staates, welcher im betrachteten Zeitraum nahezu die gesamte damals bekannte Welt unangefochten beherrschte. Der Untersuchungsgegenstand der Arbeit mag sich zwar auf die Gladiatorenkämpfe beschränken, doch die Fragestellung deckt dadurch trotz ihrer Spezifität verschiedene, tiefgreifende Charakteristika der römischen Gesellschaft ab.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Römische Schauspiele im Allgemeinen und die Gladiatorenkämpfe im Besonderen
- Die spectaculae
- Entstehung und Entwicklung der munera
- Der Ablauf eines munus
- Gladiatoren und die Gesellschaft
- Die soziale Herkunft der Kämpfer
- Das Verhältnis des römischen Volkes zu den „Helden der Arena”
- Die Entwicklung der römischen Gesellschaft
- Ab urbe condita bis 133 v.Chr.
- Der Bürgerkrieg
- Die Gesellschaftsordnung im frühen Kaiserreich
- Die Bedeutung der munera und Gründe für ihre Veranstaltung
- Ablenkung des Volkes von der politischen Situation
- Gladiatorenkämpfe als inspirierende Choreographie römischer Tapferkeit
- Euergetismus
- Die Bedeutung der einzelnen Teile eines munus als Spiegel der römischen Ideologie
- Die Spiele als Raum für die Kommunikation zwischen Herrschenden und Volk
- Reflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Funktion der Gladiatorenkämpfe im frühen römischen Kaiserreich. Ziel ist es, die Gründe für die Popularität dieser blutigen Spektakel zu untersuchen und deren Bedeutung für die Gesellschaft zu beleuchten.
- Die Entwicklung der Gladiatorenkämpfe vom bescheidenen "letzten Geschenk" zu einer Massenveranstaltung
- Die Rolle der Spiele als Mittel der politischen Steuerung und Ablenkung des Volkes
- Die Ideologie der römischen Tapferkeit und ihre Verkörperung in den Gladiatoren
- Die Bedeutung der Gladiatorenkämpfe für die Kommunikation zwischen Herrschenden und Volk
- Die soziale Herkunft der Gladiatoren und ihre Stellung innerhalb der römischen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit widmet sich den römischen Schauspielen im Allgemeinen und den Gladiatorenkämpfen im Besonderen. Es wird die Entstehung und Entwicklung der munera* sowie deren Ablauf und die Rolle der Gladiatoren in der römischen Gesellschaft beleuchtet. Der zweite Teil behandelt die Entwicklung der römischen Gesellschaft vom frühen Rom bis zur Epoche des frühen Kaiserreichs. Dabei werden die politischen und sozialen Veränderungen hervorgehoben, die den Hintergrund für die Entstehung und Verbreitung der Gladiatorenkämpfe bilden. Der dritte Teil der Arbeit analysiert die Bedeutung der Gladiatorenkämpfe für die römische Gesellschaft. Es werden verschiedene Gründe für die Veranstaltung der Spiele untersucht, darunter die Ablenkung des Volkes von der politischen Situation, die Inszenierung römischer Tapferkeit und die Förderung des Euergetismus*. Abschließend wird die Bedeutung der Spiele als Kommunikationsraum zwischen Herrschenden und Volk beleuchtet.
Schlüsselwörter
Gladiatorenkämpfe, munera*, spectaculae*, römische Gesellschaft, frühe Kaiserzeit, Ablenkung, Ideologie, Euergetismus*, Tapferkeit, Kommunikation, soziale Herkunft, Volk, Herrscher.
- Quote paper
- Sebastian Geiger (Author), 2017, Die Funktion der Gladiatorenkämpfe in der frühen Kaiserzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/494278