Die Nachfrage nach Ethikfonds - Investmentfonds, die ihr Kapital nach ethischen Kriterien investieren - ist stark wachsend. Insbesondere in den USA ist dieser Trend deutlich erkennbar. So verdoppelte sich dort das nach ethischen Kriterien angelegte Vermögen von 1997 bis 2003 nahezu von 1,19 auf 2,16 Billionen US-Dollar. Somit wurde dort im Jahr 2003 etwa jeder neunte Dollar nachhaltig investiert. Dies ist unter anderem damit zu begründen, dass in den USA viele große Pensionskassen in ihren Satzungen bereits ethische, soziale und ökologische Grundsätze bei der Vermögensanlage vorgeschrieben haben. In Europa ist diese Tendenz ebenfalls in der Gesetzgebung zur Altersvorsorge erkennbar. Demnach ist auch hier ein weiteres starkes Wachstum des Segments ethisches Investment zu erwarten.
Ein beliebtes Konzept zur Umsetzung ethischer Kriterien im Portfoliomanagement ist das Screening. Hierbei werden Filterkriterien - sog. Screens - für die Wertpapiere festgelegt, die erfüllt sein müssen, damit diese als Investment in Betracht kommen. Ein typischer Screen ist z.B. der Ausschluss von Waffen produzierenden Unternehmen. Dabei stellt sich aus finanzwirtschaftlicher Sicht die Frage, ob diese Filterung und die damit einhergehende Einschränkung des Anlageuniversums einen Einfluss auf die Performance von Ethikfonds haben. Diese Fragestellung anhand amerikanischer Ethikfonds empirisch zu untersuchen, ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit.
Ein grundlegendes Problem der Performancemessung ist die Wahl eines geeigneten Maßes. Daher wird eine Auswahl von Meßmethoden vorgestellt. Dies sind zum einen die klassischen auf dem CAPM basierenden Performancemaße. Sie finden in wissenschaftlichen Studien immer noch rege Verwendung und werden auch in der Praxis zur Kontrolle des Anlageerfolgs genutzt. Allerdings weisen diese Maße eine Reihe von Defiziten auf, die insbesondere bei der Messung von Investmentfonds mit spezieller Investmentstruktur und bei dynamischen Handelsstrategien des Portfoliomanagements zu verzerrten Ergebnissen führen können. Da alle untersuchten Ethikfonds aktiv verwaltet werden und weil aufgrund ihres speziellen Anlagekonzepts auch eine spezielle Investmentstruktur zu erwarten ist, werden insbesondere auch moderne Konzepte zur Performancemessung beschrieben. Deren Anspruch ist es, die Unzulänglichkeiten der klassischen Performancemaße zu beseitigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Einordnung und Abgrenzung der Performancemessung
- 2.1 Ziele der Performancemessung
- 2.2 Rendite und Risiko
- 2.3 Externe und interne Performancemessung
- 2.4 Einordnung der Performancemessung im Asset-Management-Prozess
- 2.5 Performancemessung und Effizienz des Kapitalmarkts
- 3. Klassische Performancemaße
- 3.1 Die Sharpe-Ratio
- 3.2 Die Treynor-Ratio
- 3.3 Das Jensen-Alpha
- 3.4 Die Appraisal-Ratio von Treynor / Black
- 3.5 Die Identifikation von Timingfähigkeiten nach Treynor / Mazuy
- 4. Moderne Performancemaße
- 4.1 Das 4-Faktoren-Modell nach Carhart
- 4.1.1 Renditeanomalien des CAPM
- 4.1.2 Das 3-Faktoren-Modell nach Fama / French
- 4.1.3 Erweiterung des 3-Faktoren-Modells um den Momentum-Faktor
- 4.2 Konditionale Performancemessung
- 4.2.1 Beispiel für ein verzerrtes unkonditionales Alpha
- 4.2.2 Allgemeines theoretisches Modell
- 4.2.3 Ein konkretes anwendbares Modell
- 4.3 Ein konditionales Mehrfaktoren-Modell
- 4.4 Moderne Appraisal-Ratios
- 4.1 Das 4-Faktoren-Modell nach Carhart
- 5. Ethikfonds
- 5.1 Definition und Abgrenzung
- 5.2 Konzept des Screenings
- 5.3 Performance
- 5.3.1 Ethische Performance
- 5.3.2 Performance im Vergleich zu konventionellen Investmentfonds
- 5.3.3 Performance und Intensität des Screenings
- 6. Empirische Untersuchung
- 6.1 Datenbeschreibung
- 6.2 Performance der untersuchten Ethikfonds
- 6.2.1 Klassische Performancemessung
- 6.2.1.1 Deskriptive Betrachtung von Rendite und Risiko
- 6.2.1.2 Sharpe-Ratio
- 6.2.1.3 Treynor-Ratio
- 6.2.1.4 Jensen-Alpha
- 6.2.2 Moderne Performancemessung
- 6.2.2.1 Performancemessung nach Carhart
- 6.2.2.2 Konditionale Performancemessung
- 6.2.2.3 Konditionale Carhart-Performancemessung
- 6.2.3 Übersicht der bisherigen Messergebnisse
- 6.2.4 Untersuchung auf Timingfähigkeiten
- 6.2.1 Klassische Performancemessung
- 6.3 Zusammenhang zwischen Performance und Screeningintensität
- 6.3.1 Feine Aggregation
- 6.3.2 Grobe Aggregation
- 6.4 Renditeerklärung
- 6.4.1 Renditeerklärung auf Ebene der einzelnen Fonds
- 6.4.2 Querschnittsbetrachtung
- 6.5 Zusammenfassung der Ergebnisse
- 7. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Performancemessung von Ethikfonds. Ziel der Arbeit ist es, die Performance von Ethikfonds mit klassischen und modernen Performancemaßen zu untersuchen und zu bewerten. Darüber hinaus wird der Zusammenhang zwischen der Performance und der Intensität des Screenings analysiert.
- Performancemessung von Ethikfonds
- Klassische und moderne Performancemaße
- Zusammenhang zwischen Performance und Screeningintensität
- Renditeerklärung von Ethikfonds
- Empirische Untersuchung von Ethikfondsdaten
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Relevanz der Performancemessung von Ethikfonds.
Kapitel 2: Einordnung und Abgrenzung der Performancemessung
Dieses Kapitel definiert und beschreibt die Performancemessung, erläutert die verschiedenen Ziele der Performancemessung, diskutiert die Konzepte von Rendite und Risiko und beschreibt die Einordnung der Performancemessung im Asset-Management-Prozess.
Kapitel 3: Klassische Performancemaße
In diesem Kapitel werden die klassischen Performancemaße, wie die Sharpe-Ratio, die Treynor-Ratio und das Jensen-Alpha, vorgestellt und erklärt.
Kapitel 4: Moderne Performancemaße
Dieses Kapitel präsentiert die modernen Performancemaße, wie das 4-Faktoren-Modell nach Carhart und die konditionale Performancemessung.
Kapitel 5: Ethikfonds
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und Abgrenzung von Ethikfonds, erläutert das Konzept des Screenings und analysiert die Performance von Ethikfonds.
Kapitel 6: Empirische Untersuchung
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der empirischen Untersuchung der Performance von Ethikfonds präsentiert. Die Analyse umfasst die Anwendung klassischer und moderner Performancemaße, sowie die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Performance und Screeningintensität.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Performancemessung, Ethikfonds, Screening, Rendite, Risiko, Sharpe-Ratio, Treynor-Ratio, Jensen-Alpha, Carhart-Modell, konditionale Performancemessung, empirische Untersuchung. Die Arbeit analysiert die Performance von Ethikfonds und deren Zusammenhang mit der Intensität des Screenings.
- Arbeit zitieren
- Stefan Gretschel (Autor:in), 2005, Performancemessung. Eine empirische Untersuchung von Ethikfonds, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/49366