Wenn die heutige Forschung Finanzdienstleistungen, die im Interesse der Allgemeinheit für Einzelpersonen erbracht werden, als "Euergetismus" bezeichnet, greift sie den Begriff ευεργετης (Wohltäter) auf, um eine Person als Wohltäter zu bezeichnen. In der Regel war dies ein fester Titel, den die Stadt einer Person in einem formellen Akt verleihen konnte. Als ευεργετης (Eugerten – Wohltäter) wurden oftmals Herrscher bezeichnet, die der ehrenden Stadt einen bestimmten Dienst leisteten oder sich ihr gegenüber großzügig erwiesen hatten, aber keine Bürger der Stadt selbst waren, sondern nur Personen, die sich dazu verpflichtet fühlten. Dies änderte sich während der hellenistischen Zeit, als auch die Einheimischen mit dem Titel "Euergeten" geehrt wurden, was auf eine allmähliche Veränderung der Rolle von Einzelpersonen als Angehörige einer lokalen Oberschicht im politischen Leben ihrer Stadt hinwies.
Das Wort ευεργετης (Eugerten) hatte manchmal gewisse, zugegebenermaßen unvernünftige, religiöse Konnotationen, wie aus seiner Verwendung zusammen mit Titeln wie σωτηρ (Soter – Ritter) hervorgeht. Für die römische Zeit ist in diesem Zusammenhang die Nennung von Kaisern als "Wohltäter der ganzen Welt" zu nennen. Nach dem Namen ευεργετης (Eugerten) könnte das Thema der Spende von Wohltätern als ευεργετης (Wohltätigkeit) bezeichnet werden. Als dasjenige Werk, in dem erstmals der Euergetismus im großen Stil diskutiert wurde, gilt Le Pain et le cirque oder Brot und Spiele des Autors Paul Veynes.
Das eigentliche euergetische System entwickelte sich im Laufe des Hellenismus, obwohl die wichtigsten Veränderungen wahrscheinlich nicht im späten 4. Jh., sondern erst im Laufe des 2. Jh. stattfanden. Eine in der Forschung häufig diskutierte Frage ist, ob der zunehmende Einfluss Roms auf das östliche Mittelmeer eine Schlüsselursache für die Entwicklung des euergetische Modells war. Die Antwort bezieht sich dabei zumeist auf das allgemeinere Problem der Umgestaltung der Verfassungen der griechischen Städte im Hellenismus.
Die überwiegende Mehrheit der Quellen, die uns über den Euergetismus lehren, sind in epigraphischer Natur, wobei verehrte Inschriften verschiedener Arten vorherrschen. Die erwähnte formelle Verleihung des Titels "Wohltäter" findet sich noch in der Kaiserzeit.
Inhaltsverzeichnis
- I. Der Begriff des Euergetismus
- II. Das euergetische Modell und Roms Einfluss
- III. Bemerkung zur Quellenlage
- IV. Euergetismus und städtische Finanzen
- V. Euergetismus und städtische Ausgaben
- VI. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert den Begriff des Euergetismus in der Antike und untersucht seine Bedeutung in der politischen und sozialen Struktur der Zeit. Dabei werden die verschiedenen Aspekte des Euergetismus beleuchtet, wie zum Beispiel die Motivationen von Wohltätern, die Rolle der städtischen Finanzen und die Auswirkungen des römischen Einflusses.
- Der Begriff des Euergetismus in der Antike
- Die Entwicklung des euergetischen Modells im Hellenismus
- Der Einfluss Roms auf die Entwicklung des Euergetismus
- Die Rolle des Euergetismus in den städtischen Finanzen
- Die Bedeutung des Euergetismus in der politischen und sozialen Struktur der Antike
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I: Der Begriff des Euergetismus
Dieses Kapitel definiert den Begriff des Euergetismus und erläutert seine historischen Wurzeln. Es wird die Bedeutung des Titels „Wohltäter“ (Evɛpyɛtηs) im Kontext der griechischen Kultur und der römischen Kaiserzeit beleuchtet.
Kapitel II: Das euergetische Modell und Roms Einfluss
Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung des euergetischen Systems im Hellenismus. Es werden die möglichen Ursachen für diese Entwicklung, einschließlich des Einflusses Roms auf die östlichen Mittelmeerregionen, untersucht.
Kapitel III: Bemerkung zur Quellenlage
Dieses Kapitel betrachtet die Quellenlage für die Erforschung des Euergetismus. Insbesondere werden die Inschriften als primäre Quellen und deren Bedeutung für das Verständnis des Themas hervorgehoben.
Kapitel IV: Euergetismus und städtische Finanzen
Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Euergetismus in den Finanzen der Städte. Es wird untersucht, wie die Spenden und Wohltaten der Euergeten die städtischen Kassen beeinflussten und wie die Finanzierung öffentlicher Aufgaben sichergestellt wurde.
Kapitel V: Euergetismus und städtische Ausgaben
Dieses Kapitel fokussiert sich auf die Ausgabenseite des Euergetismus. Es wird analysiert, wie die Spenden der Euergeten verwendet wurden, welche Projekte gefördert wurden und welche Auswirkungen diese Ausgaben auf die städtische Entwicklung hatten.
Schlüsselwörter
Der Text befasst sich mit dem Euergetismus in der Antike, wobei die folgenden Schlüsselbegriffe im Vordergrund stehen: Wohltäter, Evɛpyɛtηs, Ehrendekret, hellenistische Zeit, römische Kaiserzeit, städtische Finanzen, öffentliche Ausgaben, politische Strukturen, soziale Strukturen.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2019, Der Begriff des Euergetismus in der Antike, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/492633