Eine wissenschaftliche Untersuchung zum Thema „Religion in der Europäischen Union” (EU) könnte sich verschiedenen Aspekten widmen. Das Spektrum reicht von der Betrachtung des religiösen Lebens in den Mitgliedstaaten über den juristischen Vergleich der religionsrechtlichen Konstitution in den verschiedenen Verfassungen bis hin zur Beschreibung der Interessenvertretungen der Glaubensgemeinschaften und Kirchen gegenüber den Institutionen der EU. Ebenso sind die Stellung und die Geschichte der Religionen im Europa der letzten Jahrhunderte sowie deren Einfluss auf die Staatengründungen von außerordentlichem Interesse. Darüber hinaus finden auch die Diskussionen um Säkularisierung und „funktionale Differenzierung” moderner Gesellschaften ihren (berechtigten) Platz unter der Überschrift `Religion(en) in der Europäischen Union´. HALMAN und PETTERSSON1bezeichnen Politik und Religion - der These der funktionalen Differenzierung folgend - als „fundamentale Dimensionen des sozialen Lebens” denen trotz des gemeinsamen Fundaments ein wesentlicher Unterschied innewohnt: Innerhalb der Religion seien die Menschen auf übernatürliche Kräfte angewiesen, wohingegen sie sich im Bereich der Politik selbst regierten. Dieser Unterschied hält jedoch nicht davon ab, „dass politische Belange im Religiösen Raum operieren” und, „dass religiöse Überzeugungen versuchen Politik zu beeinflussen.” Ähnlich dazu ROBBERS, der Religion als „Privatsache” bezeichnet, die allerdings „öffentlich wirken will”. Staatliche Rechtsprechung muss „das Private der Religion und [...] das Öffentliche der Religion miteinander in Ausgleich” bringen. Als staatliche Rechtsprechung werden im Falle der von mir gewählten europäischen Perspektive die Regelungen innerhalb der EU betrachtet. Nach einem einführenden ersten Teil über die Verteilung der verschiedenen Arten von Religiosität in den Mitgliedstaaten der EU soll das im zweiten Teil dieser Arbeit erfolgen. Darin werden rechtliche Regelungen die religiösen Gemeinschaften und Kirchen betreffend innerhalb der Verträge zur Europäischen Union, zur Europäischen Gemeinschaft und innerhalb der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (wie sie im Entwurf der Verfassung für die Europäische Union enthalten ist) vorgestellt und die Entstehung der europäischen „Gesetzgebung” besprochen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Religiosität in der Europäischen Union
- Europäische rechtliche Regelungen zur Religionsfreiheit
- Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK)
- Regelungen der Europäischen Union
- Amsterdamer Vertrag
- Charta der Grundrechte der Europäischen Union
- Mitgestaltungsmöglichkeiten für Religionsgemeinschaften
- Zusammenfassung und abschließende Betrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Thema „Religion in der Europäischen Union“ und konzentriert sich auf die Präzisierung des Begriffs Religiosität, deren Verteilung in den Mitgliedstaaten der EU 25 sowie die rechtlichen Regelungen zum Schutz der Religionsfreiheit innerhalb der Europäischen Union. Zudem werden die Möglichkeiten von Kirchen und Religionsgemeinschaften zur Mitgestaltung europäischer Politik beleuchtet.
- Verbreitung und Ausprägung von Religiosität in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union
- Rechtliche Rahmenbedingungen für Religionsfreiheit in der Europäischen Union
- Einfluss von Religionsgemeinschaften auf die europäische Politik
- Der Schutz von Religionsfreiheit im europäischen Kontext
- Das Verhältnis von Religion und Politik in der Europäischen Union
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in das Thema „Religion in der Europäischen Union“ und legt den Fokus auf die Vielschichtigkeit und Bedeutung des Themas. Das zweite Kapitel beleuchtet die Verteilung von Religiosität in den Mitgliedstaaten der EU 25 und analysiert die Ergebnisse der Europäischen Wertestudie. Kapitel drei widmet sich den rechtlichen Regelungen zur Religionsfreiheit, wobei die EMRK und die Regelungen der Europäischen Union im Detail betrachtet werden. Das vierte Kapitel beleuchtet die Mitgestaltungsmöglichkeiten für Religionsgemeinschaften am Beispiel der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE).
Schlüsselwörter
Religiosität, Religionsfreiheit, Europäische Union, Europäische Wertestudie, EMRK, Charta der Grundrechte der Europäischen Union, COMECE, Mitgestaltungsmöglichkeiten, Religionsgemeinschaften, Kirchen.
- Quote paper
- David Runschke (Author), 2005, Religiosität und Schutz der Religionen in der Europäischen Union, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/48340