Die Entstehung der deutschen Nation kann als die Erfindung einer deutschen Nation und gleichzeitig auch als die haltlose Konstruktion des dazugehörigen „Volkes“ bezeichnet werden. Hauptsächlich soll es hier darum gehen, daß Antisemitismus/Judenfeindschaft konstitutiv für den deutschen Nationalismus war und ist und auch nach der Shoa untrennbar damit verbunden ist. Wenn vielleicht manche Aspekte von Nationalismus nicht ihrer Bedeutung entsprechend abgehandelt sein mögen, so liegt das daran, daß Nationalismus an sich kein spezifisch deutsches Phänomen ist und hier in der Kürze hauptsächlich auf Spezifika des deutschen Nationalismus und der deutschen Nation eingegangen werden kann. Eine solche Besonderheit ist Antisemitismus, den es zwar auch woanders gegeben hat und gibt, aber zur Shoa hat er eben in Deutschland geführt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Erfindung eines „,deutschen Volkes“
- Genealogischer Mythos - „ius sanguini“
- Demokratischer / plebiszitärer Mythos der Nation - „ius soli“
- Moderner Antisemitismus
- Nach 1945
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Entstehung der deutschen Nation und die Konstruktion des „deutschen Volkes“ im 19. Jahrhundert, wobei der Fokus auf der konstitutiven Rolle des Antisemitismus liegt. Ziel ist es zu zeigen, wie der Antisemitismus die deutsche Nation prägte und wie er auch nach dem Holocaust untrennbar mit dem deutschen Nationalismus verbunden blieb. Die Arbeit beleuchtet die Unterschiede des deutschen Nationalismus im Vergleich zu anderen europäischen Nationen und untersucht die spezifischen Merkmale der deutschen Nation und des deutschen Antisemitismus.
- Die Konstruktion des „deutschen Volkes“ im Kontext des 19. Jahrhunderts
- Der Einfluss von nationalistischen Mythen und Ideologien auf die deutsche Identität
- Die Rolle des Antisemitismus in der deutschen Nationalismusentwicklung
- Die Verbindung zwischen Antisemitismus und der deutschen Nation nach 1945
- Die Schwierigkeiten der jüdischen Emanzipation in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Zusammenhang zwischen der deutschen Nation und dem Antisemitismus heraus und erläutert, warum Antisemitismus ein konstitutives Element des deutschen Nationalismus war und auch nach dem Holocaust blieb. Die Arbeit konzentriert sich auf die Besonderheiten des deutschen Nationalismus und des deutschen Antisemitismus.
Die Erfindung eines „,deutschen Volkes“
Dieses Kapitel analysiert die Entstehung des deutschen Volksbegriffs im 19. Jahrhundert. Im Kontext der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege entsteht ein nationaler Diskurs, der die deutsche Einheit und die kulturelle Abgrenzung zu Frankreich thematisiert. Die deutsche Nation wird zum Gegenspieler Napoleons stilisiert, und demokratisch-revolutionäre Impulse treten in den Hintergrund. Das Kapitel untersucht, wie der Blut-und-Boden-Mythos, die „Herrmannsschlacht“ und andere fragwürdige historische Ereignisse zur „Bildung“ der deutschen Nation beitrugen.
Genealogischer Mythos - „ius sanguini“
Dieser Abschnitt konzentriert sich auf den genealogischen Mythos, der die deutsche Nation auf eine biologische Grundlage stellt. Die Romantik lieferte die Kategorien für den Blut-und-Boden-Mythos, wie das organismische Denken und die Betonung des Gefühls über den Verstand. Das „Volk“ wird als große Familie dargestellt, deren Identität durch Blut und Boden definiert wird. Das Kapitel zeigt, wie dieser Mythos den Antisemitismus stützte und die Emanzipation von Juden erschwerte.
Demokratischer / plebiszitärer Mythos der Nation - „ius soli“
Der demokratische Mythos der Nation stellt die Nation als eine Gemeinschaft dar, die sich aus freien Bürgern zusammensetzt, die dem „ius soli“ folgen. Das Kapitel beleuchtet die Rolle dieses Mythos in der deutschen Geschichte und untersucht, inwiefern er dem genealogischen Mythos gegenüberstand und wie er sich auf die jüdische Emanzipation auswirkte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe deutsche Nation, Nationalismus, Antisemitismus, „ius sanguini“, „ius soli“, Blut-und-Boden-Mythos, deutsche Identität, Emanzipation von Juden, „Herrmannsschlacht“, Romantik und „Volksgeist“. Die Arbeit untersucht die Verbindungen zwischen diesen Begriffen und analysiert, wie sie die deutsche Nation und die Geschichte des Antisemitismus prägten. Die Arbeit geht auch auf die Schwierigkeiten der jüdischen Emanzipation in Deutschland ein.
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- Karin Lederer (Author), 1999, Die Konstruktion des 'Deutschen' als Gegenpol zum 'Jüdischen', Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/47434