Im Rahmen meiner Hausarbeit möchte ich auf die Folgen innerhalb des Landes Ruanda für das Zusammenleben von Hutu und Tutsi nach dem Völkermord im Sommer 1994 eingehen.
Durch die Kolonialzeit unter den Deutschen und anschliessend unter den Belgiern kam es zu einer verschärften gesellschaftlichen Spaltung der Bevölkerung in die durch Tutsi bestimmte Oberschicht und der unterprivilegierten Schicht der Hutu, die den Großteil der Bevölkerung stellt.
Nach Ende der Kolonialzeit und diversen Ausschreitungen wurde 1962 bei Parlamentswahlen der Hutu Grégoire Kayibanda zum Präsidenten der kurz zuvor als unabhängig erklärten Republik gewählt.
Die Minderheit der Tutsi im Land war nunmehr aufgrund von Angriffen der Exil-Tutsi-Rebellen Repressalien der Regierung ausgeliefert, ähnlich wie zuvor die Hutu unter den Tutsi. Als die Angriffe 1990 unter derRuandischen Patriotischen Front(RPF) massiver wurden, entbrannte ein vierjähriger Bürgerkrieg, der die Regierung - seit einem Militärputsch 1973 unter General Habyarimana - massiv unter Druck setzte und sie schliesslich dazu zwang, dass Abkommen von Arusha zu unterschreiben, welches eine Beteiligung der Tutsi an der Regierung vorsah.
Doch der bis heute ungeklärten Absturz des Flugzeuges des Regierungschefs Habyarimana am 6. April 1994 wurde den Tutsi von Hutu - Hardlinern angelastet. Damit begann in Ruanda ein etwa hunderttägiger Völkermord, der mindestens 800.000 Opfer forderte.
Erst der Sieg der RPF, mit lediglich geringer und verspäteter Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, welche den Völkermord zu lange als Stammeskrieg bewertete, beendete den Völkermord im Juli 1994, noch lange aber nicht die Auseinandersetzungen der beiden Bevölkerungsgruppen.
Wie bereits zuvor erwähnt, werde ich mich nur auf Ruanda beziehen und nicht auf die Folgen und Probleme in den anliegenden Ländern Burundi, Kongo, ehemals Zaire sowie Uganda, welche nicht zuletzt aufgrund der Flüchtlingsmassen noch heute aktuell sind, denn dies würde den angegeben Rahmen meiner Hausarbeit sprengen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Folgen des Völkermordes
- Die Machtübernahme der RPF
- Die sozialen Folgen
- Die Politik der „Nationalen Einheit“
- Der Internationale Strafgerichtshof
- Nationale Gerichtsbarkeit
- Staatliche Gerichte
- Gacaca
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beleuchtet die Folgen des Völkermordes im Ruanda von 1994 auf das Zusammenleben von Hutu und Tutsi. Sie analysiert die Machtübernahme der Ruandischen Patriotischen Front (RPF), die sozialen Folgen des Genozids sowie die Politik der „Nationalen Einheit“ und den Versuch, Gerechtigkeit durch Gerichtsverfahren auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene zu schaffen.
- Die Folgen der Machtübernahme der RPF
- Die Auswirkungen des Völkermordes auf die Gesellschaft
- Die Bemühungen um nationale Aussöhnung und Versöhnung
- Die Rolle internationaler und nationaler Gerichtsbarkeit
- Die Bedeutung von Gerechtigkeit für die nationale Aussöhnung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung skizziert den historischen Hintergrund des Völkermordes in Ruanda, beginnend mit der kolonialen Vergangenheit und der daraus resultierenden Spaltung der Gesellschaft in Tutsi und Hutu. Sie beschreibt die Eskalation der Konflikte in den 1990er Jahren und den Ausbruch des Völkermordes im April 1994. Die Einleitung führt zudem die Thematik der nationalen Aussöhnung als zentralen Fokus der Arbeit ein.
Die Folgen des Völkermordes
Dieser Abschnitt analysiert die unmittelbaren Folgen des Völkermordes, einschließlich der Machtübernahme der RPF und der sozialen Folgen des Genozids. Er beleuchtet insbesondere die Gewalt im Zuge der Machtergreifung der RPF und die Herausforderungen, die sich für die Gesellschaft in der Folge des Völkermordes ergeben.
Der Internationale Strafgerichtshof
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Rolle des Internationalen Strafgerichtshofs im Kontext des Völkermordes in Ruanda und beleuchtet dessen Bemühungen um Strafverfolgung und Gerechtigkeit.
Nationale Gerichtsbarkeit
Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die nationale Gerichtsbarkeit in Ruanda und analysiert die verschiedenen Ansätze, die die Regierung zur Aufarbeitung des Völkermordes verfolgt. Neben den staatlichen Gerichten beleuchtet der Abschnitt auch die Rolle der Gacaca-Gerichte als lokale Instanz der Streitbeilegung und Strafverfolgung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Völkermord, nationale Aussöhnung, Gerechtigkeit, Ruanda, Tutsi, Hutu, RPF, Internationale Strafgerichtsbarkeit, Gacaca-Gerichte, soziale Folgen, Machtübernahme.
- Arbeit zitieren
- Sonja Neuerer (Autor:in), 2005, Gerechtigkeit für Ruanda? Die Frage nach der nationalen Aussöhnung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/47254