Es wurde mir ein Anliegen, mich mit dem Pragmatismus näher auseinander zu setzen und mir die Frage zu stellen, in welchem Zusammenhang diese Theorie mit meinem Studiengang steht. Hierfür werde ich im Folgenden die Begriffe "pragmatisch" und "Pragmatismus" voneinander abgrenzen und den Pragmatismus näher beschreiben. Anschließend gehe ich auf die Inhalte des Masterstudiengans Pädagogik der FAU Erlangen-Nürnberg – wie sie im Modulhandbuch beschrieben sind – ein und diskutiere den Stellenwert der Theorie für den Studiengang aus persönlicher Sichtweise. Zuletzt will ich einen Ausblick in die Praxistauglichkeit der Theorie wagen und mit einem persönlichen Plädoyer abschließen.
"Pragmatisch" und "Pragmatismus" gehören derselben Wortfamilie an, aber während das erste als Adjektiv universell einsetzbar ist um die Sachbezogenheit eines Kontextes darzustellen, stellt das zweite ein für sich stehendes Substantiv dar, welches eine eigene wissenschaftliche Theorie bezeichnet und ausführlicher beschrieben werden muss, um es vollständig zu verstehen.
Pragmatisch ist das praktische Handeln mit direktem Sachbezug. Der Pragmatismus ist komplexer, er hat sich entwickelt und weiterentwickelt, von den Anfängen von William James und Charles Sanders Peirce bis hin zu neuen Theorien und Methoden des "Neopragmatismus", welcher hier jedoch des Umfangs wegen nicht thematisiert wird.
Inhaltsverzeichnis
1 Welche Bedeutung hat der Pragmatismus für die universitäre Ausbildung im Masterstudiengang Pädagogik der FAU?
1.1 Pragmatismus
Unterscheidung „pragmatisch“ und „Pragmatismus“
Die Anfänge des Pragmatismus
Was will der Pragmatismus?
1.2 Die Inhalte und Ziele des Masterstudiengangs Pädagogik an der FAU Erlangen-Nürnberg in Bezug auf pragmatische Aspekte
1.3 Welchen Stellenwert hat der Pragmatismus für dieses Studium? – Eine persönliche Interpretation
1.4 Gibt es einen beruflichen Nutzen des Pragmatismus für Pädagogen?
Plädoyer
Literatur A
2 Fragen und Thesen zu Texten des Seminars
2.1 Reckwitz, Andreas (2003): Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken
2.2 George Herbert Mead (1911; 2008): Ausgewählte Vorlesungen zur Philosophie der Erziehung. In: Tröhler; Biesta (2008): Philosophie der Erziehung von George Herbert Mead
2.3 Krappmann, Lothar (1971): Soziologische Dimensionen der Identität. Kapitel 2. Interaktion und Identität
2.4 Miebach (2014): Feld- und Habitustheorie (Pierre Bourdieu) In: Miebach (2014): Soziologische Handlungstheorie: eine Einführung
2.5 Miebach (2014): Theorie der Strukturation (Giddens). In: Miebach (2014): Soziologische Handlungstheorie: eine Einführung
2.6 Foucault (2005): Subjekt und Macht. In: Foucault, Michael (2005): Analytik der Macht
2.7 Butler Judith (2001): Psyche der Macht. Kapitel 4: „Das Gewissen macht Subjekte aus uns allen”
2.8 Göhlich (2006): Medium Kind? Für eine system- und handlungstheoretische Fundierung pädagogischer Reflexion. In: Andresen, S. / Diehm, I. (Hrsg.) (2006): Kinder, Kindheiten, Konstruktionen.
2.9 Göhlich (2001): Kap. 2.2 Handlungstheoretische Ansätze in der Erziehungswissenschaft. In: Göhlich (2001): System, Handeln, Lernen unterstützen
2.10 Zirfas (2012): Pädagogischer Takt. In: Gödde & Zirfas (2012): Takt und Taktlosigkeit. Über Ordnung und Unordnung in Kunst, Kultur und Therapie
Literatur B
Eidesstattliche Erklärung
1 Welche Bedeutung hat der Pragmatismus für die universitäre Ausbildung im Masterstudiengang Pädagogik der FAU?
Im Modulhandbuch des Masterstudiengangs Pädagogik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ist es neben anderen Punkten als Studienziel aufgelistet, „den Studierenden eine intensive wissenschaftliche Ausbildung zu historischen, systematischen, pragmatischen und empirischen Fragen Allgemeiner Pädagogik“ (Modulhandbuch 2017, S. 5, Hervorhebung d. Verf.) zu geben. Für die pragmatischen Aspekte der Pädagogik ist eigens ein Seminar von zweien im Modul „Allgemeine Pädagogik II“ vorgesehen (vgl. ebd. S. 8). Im Laufe dieses Seminars im Sommersemester 2015 wurden verschiedene Praxistheorien und Ansätze zu Theorien sozialer Praktiken behandelt und diskutiert. „Pragmatismus“ ist nur ein Teil des Feldes und wurde im Seminar nicht explizit durch Texte erarbeitet. Es wurde mir ein Anliegen, mich mit dem Pragmatismus näher auseinander zu setzen und mir die Frage zu stellen, in welchem Zusammenhang diese Theorie mit meinem Studiengang steht.
Hierfür werde ich im Folgenden die Begriffe „pragmatisch“ und „Pragmatismus“ voneinander abgrenzen und den Pragmatismus näher beschreiben. Anschließend gehe ich auf die Inhalte des Masterstudiengans Pädagogik der FAU Erlangen-Nürnberg – wie sie im Modulhandbuch beschrieben sind – ein und diskutiere den Stellenwert der Theorie für den Studiengang aus persönlicher Sichtweise. Zuletzt will ich einen Ausblick in die Praxistauglichkeit der Theorie wagen und mit einem persönlichen Plädoyer abschließen.
1.1 Pragmatismus
Unterscheidung „pragmatisch“ und „Pragmatismus“
„Pragmatisch“ und „Pragmatismus“ gehören derselben Wortfamilie an, aber während das erste als Adjektiv universell einsetzbar ist um die Sachbezogenheit eines Kontextes darzustellen, stellt das zweite ein für sich stehendes Substantiv dar, welches eine eigene wissenschaftliche Theorie bezeichnet und ausführlicher beschrieben werden muss, um es vollständig zu verstehen. Der Duden unterscheidet die Begriffe wie folgt:
„pragmatisch: 1. auf die anstehende Sache und entsprechendes praktisches Handeln gerichtet; sachbezogen. 2. (Sprachwissenschaft) das Sprachverhalten, die Pragmatik betreffend“ (http://www.duden.de/rechtschreibung/pragmatisch).
„Pragmatismus, der: 1. den Menschen ausschließlich als handelndes Wesen verstehende philosophische Lehre, die das Handeln über die Vernunft stellt und die Wahrheit und Gültigkeit von Ideen und Theorien allein nach ihrem Erfolg bemisst. 2. pragmatische Einstellung, Denk-, Handlungsweise“ (http://www.duden.de/rechtschreibung/Pragmatismus).
Pragmatisch ist also das praktische Handeln mit direktem Sachbezug. Der Pragmatismus ist komplexer, er hat sich entwickelt und weiterentwickelt, von den Anfängen von William James und Charles Sanders Peirce bis hin zu neuen Theorien und Methoden des „Neopragmatismus“, welcher hier jedoch des Umfangs wegen nicht thematisiert wird.
Die Anfänge des Pragmatismus
„Unter „Pragmatismus“ versteht man in erster Linie eine Richtung des philosophischen Denkens, die in den Jahrzehnten vor und nach der Wende zum 20. Jahrhundert in Nordamerika entwickelt wurde und als deren wichtigste klassische Vertreter Charles Sanders Peirce, William James, John Dewey und George Herbert Mead gelten können“ (Neubert 2012, S. 38).
Er gehörte zu den meist diskutierten philosophischen Bewegungen im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts (vgl. Horstmann 1994, S. 9). Obwohl die Anfänge des Pragmatismus bei Peirce liegen ist dieser nicht der meistgenannte Vertreter und er grenzte sich später sogar von „dem“ Pragmatismus ab, indem Peirce ab 1905 den Terminus „Pragmatizismus“ in seinen Schriften einführt (vgl. Oehler 1977, S. XXIII*). Peirce galt als „unstrittige Quelle von großer Originalität und Kraft (Peirce), die er [der Pragmatismus, d. Verf.] weitgehend außer acht ließ“ (Margolis 2004, S. 10). So wurden James und Dewey zunächst die Hauptvertreter der neuen philosophischen Denkrichtung, zu denen sich später auch Mead gesellte (ebd. S. 10 f.).
Mathematiker und Philosoph Charles Sanders Peirce (1839-1914) „hat in einer kleinen, zunächst wenig beachteten Schrift ein Verfahren vorgestellt, das es uns erlauben soll, die Bedeutung von Begriffen festzustellen. Danach ist es zur Identifizierung der Bedeutung von Begriffen erforderlich, auf die unter einen Begriff fallenden Objekte bestimmte Handlungen auszuüben und die wahrnehmbaren Phänomene zu bestimmen, die als Folgen dieser Handlungen feststellbar sind. Die dieses Verfahren leitende Regel hat Peirce einige Zeit später als ›pragmatische Maxime‹ bezeichnet und so den Namen ›Pragmatismus‹ in die Diskussion eingeführt“ (Horstmann 1994, S. 9 f.).
Charles Sanders Peirce schrieb diese Abhandlung namens „How to make our Ideas Clear“ im Jahr 1878 (vgl. Oehler 1977, S. IX*). William James (1842-1910) – Harvard Professor, und seit seiner Studienzeit mit Peirce befreundet – war es, der dem Pragmatismus gut zwanzig Jahre später zu einer öffentlichen Wirksamkeit verholfen hat (vgl. Horstmann 1994, S. 9 f.). Dies geschah jedoch nicht ohne „den Preis einer groben Trivialisierung des Peirceschen bedeutungstheoretischen Unternehmens“ (ebd. S. 10) zu zahlen. Die „aktionistischen und dynamischen Elemente, die Peirce zu den Grundlagen seiner semantischen Theorie gemacht hat“ (ebd.), wie beispielsweise der Mensch als handelndes Wesen, wurden allerdings übernommen.
Was will der Pragmatismus?
„Der Pragmatismus ist kein System, sondern eine Methode“ (Wilhelm Jerusalem 1977, S. VI).
Dem Pragmatismus geht es – wie vielen anderen Theorien und Methoden auch – darum, Wahrheiten zu finden. In seiner Vorlesung „Was will der Pragmatismus?“ beschrieb William James das Dilemma um ein Eichhörnchen und zwei streitende Gruppen. Sie wollen jeweils Recht haben in ihren Aussagen, ob ein Mann, der in gleicher Geschwindigkeit um einen Baum herumgeht wie ein gegenübersitzendes Eichhörnchen, nun um dieses herumgeht, oder nicht (vgl. James 1977, S. 28). Pragmatistisch ist es, hier nach der Definition des „Herumgehens“ zu fragen und anhand derer der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Auf diese Weise können beide Gruppen einmal im Recht und einmal im Unrecht sein – je nachdem wie man „Herumgehen“ jeweils definiert (vgl. ebd.).
Dabei ist es im Pragmatismus wichtig keinen strengen Theorien, a priori-Begründungen, festgelegten Prinzipien oder Strukturen zu folgen: Theorien werden stattdessen als Werkzeug verwendet und der Pragmatismus ist die Methode (vgl. James 1977, S. 32 f.). Angewandt wird der Pragmatismus so gesehen indem man alles hinterfragt und Theorien und Vorwissen dazu verwendet der Wahrheit näher zu kommen, aber nicht um dadurch bloß zu bestimmen was wahr ist. Die Methode „stürzt sich vielmehr mitten in den Strom der Erfahrungen und erweitert mit Hilfe dieser Begriffe die Perspektiven“ (James 1977, S. 79).
Wahrheit kann definiert werden „als „Übereinstimmung“ mit der Wirklichkeit“ (ebd. S. 124). Soweit hält es der Pragmatismus einfach. Schwierig wird es bei der Beantwortung der Frage, was diese „Übereinstimmung“ und was „Wirklichkeit“ genau ist? Wahrheit – so der Pragmatismus – ist nichts stetig gleichbleibendes, Wahrheit ist beweglich und fluid, sie wird entwickelt und ist praktisch und nützlich, harmonisch und befriedigend, erfolgreich und voranbringend (vgl. James 1977, S. 126 f.). „Wahre Vorstellungen sind solche, die wir uns aneignen, die wir geltend machen, in Kraft setzen und verifizieren können. Falsche Vorstellungen sind solche, bei denen dies alles nicht möglich ist“ (ebd. S. 125 f.).
Deshalb ist im Pragmatismus die Teilnahme wichtig, das aktive Auseinandersetzen mit der Materie und der Test wie erfolgreich eine Wahrheit in der Praxis ist. Im Pragmatismus reicht es nicht zu sagen „Ich habe mehrfach gesehen wie Leute an einer Maschine auf einen Knopf drücken und dann Kaffee erhalten – also ist es wahr, dass aus der Maschine Kaffee herauskommt, wenn jemand den Knopf drückt“. Ein Pragmatist kann dies erst mit Gewissheit behaupten, wenn er alle sogenannten Fehlerquellen identifiziert hat.
John Dewey unterschied zwischen dem bloßen Beobachten und der Teilnahme – dem Interagieren mit Gegenständen und deren Erkennen (vgl. Hampe 2006, S. 238). Er war kritisch gegenüber der Auffassung „Erkenntnis sei eine Form der Beobachtung“ (ebd.). Da Dewey der Überzeugung war, dass Beobachtung vollkommen ohne Handeln stattfindet, der Forscher das Beobachtete folglich nicht selbst in die Tat umsetzt und somit in der Praxis nicht scheitern kann, ist damit keine vollkommene Erkenntnis zu gewinnen (vgl. ebd. S. 238 f.). Bei wissenschaftlichen Experimenten darf es laut Dewey nicht darum gehen, Beweise für eine Theorie oder Erklärungen für etwas zu finden. Vielmehr sollen Experimente Fehler aufdecken und zeigen, was bisher noch nicht gesehen wurde. Sie sollen „bisherige Erkenntnisgewohnheiten stören, um neue Gegenstände mit neuen begrifflichen Instrumenten erkennen zu können“ (ebd. S. 240).
Im oben genannten Beispiel mit der Kaffeemaschine, legt der Praxistest offen, dass für das Ergebnis „Kaffee“ weit mehr Faktoren gegeben sein müssen, als nur einen Knopf zu drücken. In der Praxis kann es passieren, dass die Kaffeebohnen verbraucht sind, der Wassertank leer, oder der Wasseranschluss beschädigt ist, der Maschine der Strom fehlt, oder vor dem Drücken des Knopfes erst eine Geldwertkarte an einen Sensor gehalten werden muss, was so beiläufig und unscheinbar geschieht, dass es dem ungeübten Beobachter zunächst entgangen ist. Darüber hinaus gibt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit viele weitere Möglichkeiten, die den Kaffee-Output verhindern können. Diese können an dieser Stelle nicht erwähnt werden, genau aus dem Grund, dass dieses Szenario nicht ausreichend in der Praxis erprobt wurde. Mit jedem Praxistest wird die Wahrheit weiter vorangebracht und dadurch verifiziert, was eine bloße Theorie nicht schafft.
Der Pragmatismus will sich dennoch nicht von der Theorie distanzieren. „Die Behauptung eines Vorrangs der Praxis vor der Theorie bleibt, wie insbesondere Peirce immer wieder hervorheben sollte, in letzter Konsequenz selbst eine theoretische Aussage“ (Hetzel 2008, S, 18). Vielmehr kann man den Pragmatismus folglich als „ Theorie der Praxis“ (ebd.) sehen, welche auch nicht als Ziel hat, andere Theorien abzulösen und zu ersetzen.
„Der Pragmatismus betont, dass alle Erkenntnisse vorläufig sind, und bewertet Theorien nach ihrer Nützlichkeit. Es geht nicht mehr um die Frage, ob eine Theorie wahr oder falsch ist, sondern welchen Beitrag sie zur Lösung von Anliegen oder Problemen leisten kann“ (Kerres 2013, S. 150). Verschiedene Theorien sind daher „aus Sicht des Pragmatismus keine sich gegenseitig ausschließenden, sondern ergänzenden Betrachtungen“ (Kerres 2013. S. 146).
Ebenso verhält es sich mit dem Pragmatismus selbst. Es gibt unzählige Autoren im Pragmatismus und eine Auseinandersetzung mit diesem umfassenden Ansatz hat vor allem in Deutschland (mindestens bis 2005) noch nicht einmal in Ansätzen stattgefunden (laut: Tröhler und Oelkers 2005, S. 7). Außerdem waren die verschiedenen Hauptakteure des Pragmatismus (Peirce, James, Dewey) jeweils unterschiedlich geprägt (vgl. Freudiger, Graeser und Petrus 1996, S. 231). Ebenso wie die verschiedenen Theorien können daher auch die verschiedenen Ansichten zum Pragmatismus als sich gegenseitig ergänzend angesehen werden.
Es ist schwer, in einer essay-tauglichen Kurzfassung zu beschreiben, was den Pragmatismus im Ganzen ausmacht. Als Kernidee kann man jedoch zusammenfassen, „dass ein Wissen, das für die Praxis und für das die Praxis keine Bedeutung hat, diesen Namen nicht verdient. […] Wissen und Wahrheit, die diesen Namen verdienen, müssen für uns von Bedeutung sein“ (Borsche 2008, S. 130 f.). Was sich für den handelnden Menschen durch Erfahrung und Probe in der Praxis als erfolgreich herausstellt, kann als Wissen gelten. Im Gegensatz dazu kann rein theoretisches Wissen, ohne Anwendung in der Praxis, nicht als solches bezeichnet werden. Dies ist besonders für Studierende eine Krux, da diese darauf angewiesen sind theoretisches Wissen zu generieren und dieses im Seminarkontext theoretisch diskursiv zu reflektieren und zu erörtern. Ihnen fehlt die persönliche Erfahrung in der Praxis. Erfahrung als „Teil der Interaktion des Organismus mit der Umwelt“ (Gimmler 2008, S. 152) ist jedoch nicht zwangsweise auf die „private, subjektive Erfahrung eines Individuums beschränkt“ (ebd. S. 151). Erfahrung steht z.B. für John Dewey immer auch im Kontext mit Kultur und Geschichte (vgl. ebd.) und kann daher auch (vorläufig) übernommen werden. Trotzdem ist das, was Dewey „Primärerfahrung“ nennt (ebd. S. 152), also die selbst erlebten Erfahrungen, für den Pragmatismus besonders wichtig.
Das Studienkonzept der Pädagogik beinhaltet daher auch praktische Einheiten während oder zwischen den Semestern, in denen in Form von Praktika das Erlernte in der Praxis angewandt werden kann. Hierzu mehr im folgenden Kapitel.
1.2 Die Inhalte und Ziele des Masterstudiengangs Pädagogik an der FAU Erlangen-Nürnberg in Bezug auf pragmatische Aspekte
Der disziplinäre Masterstudiengang Pädagogik am Institut für Pädagogik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg umfasst zehn Module, welche in einer Regelstudienzeit von vier Semestern absolviert werden. Die Module I, IV, VII umfassen die Allgemeine Pädagogik und werden von allen Studierenden gleichermaßen besucht. In Modul III werden 10 ECTS Punkte durch freie Ergänzungsstudien erarbeitet. Das Modul X umfasst die Masterarbeit, sowie die mündliche Prüfung und ein Begleitseminar, das von jedem Studierenden entsprechend des Masterarbeitsthemas gewählt wird. Die restlichen Module sind jeweils zweigeteilt und beschäftigen sich entsprechend der Profilschwerpunkte mit Themen der Organisationspädagogik oder der Kulturpädagogik. Hierunter fallen auch die Module VI und IX, welche die beiden Praktika beinhalten (vgl. Modulhandbuch 2017, S. 8).
Das Modul IV: Allgemeine Pädagogik II ist von allen Studierenden im zweiten Fachsemester zu besuchen und umfasst zwei Seminare: 1. pragmatische Aspekte der Pädagogik und 2. empirische Aspekte der Pädagogik (ebd.). Obwohl beide Bereiche wichtige Teile der pädagogischen Ausbildung sind, ist nur in einem (selbstgewählten) Bereich eine schriftliche Hausarbeit zu erbringen. Dies bringt das Modulsystem mit sich. Teil der Beschreibung im Modulhandbuch ist folgendes:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Die Schlüsselbegriffe empirisch und pragmatisch wurden hervorgehoben:)
Liest man die Modulbeschreibung fällt auf, dass der Nennwert der empirischen Punkte auf den ersten Blick deutlich höher ist, als jener der pragmatischen Aspekte. Es ist für die Studierenden laut Modulplan fest vorgeschrieben empirische Forschungsdesigns/-fragen/-methoden kennenzulernen und zu lernen empirische Daten zu erheben, auszuwerten und zu empirischen Erkenntnissen zu gelangen. Diese sollen auf pragmatische pädagogische Kontexte bezogen werden und der Zusammenhang zu pragmatischen Handlungsfragen soll kritisch reflektiert werden. Die Studierenden lernen ebenso die Notwendigkeit der Anpassung von Methoden auf einen konkreten Forschungsgegenstand zu verstehen, was durchaus pragmatisch ist.
Meines Erachtens fehlt der Punkt: „-Auseinandersetzung mit pragmatischen Kontexten“ (o.ä.) im Inhalt der Modulbeschreibung. Dadurch könnte das Ungleichgewicht der Inhalte der beiden Seminare in der Modulbeschreibung ausgeglichen werden. Aktuell liegt die Betonung stark auf den empirischen Aspekten im Studium.
Dass der Pragmatismus als Methode, in diesem Modulplan keine Erwähnung findet ist nur pragmatisch. Dieser Modulplan enthält keine spezifischen Angaben zu Inhalten von Seminaren, sondern lediglich Beschreibungen der Lernziele des Moduls – es steht bspw. auch nicht geschrieben welche qualitativen Forschungsmethoden die Studierenden lernen sollen, nur dass sie gelernt werden sollen. Trotzdem fehlt es meines Erachtens der Würdigung des Stellenwerts der Anwendung von pragmatischen Handlungsformen im Studium und für den Mehrwert dieser für die berufliche Praxis von Pädagogen.
Wie in Kapitel 1.1 beschrieben, ist die Anwendung von Theorien in der Praxis für den Pragmatismus essentiell. Hierfür sind zwei Praktika im Studium vorgesehen, in denen die Studierenden in jeweils 150 Stunden das Praxisfeld erkunden (Modul VI: Felderkundung) bzw. erforschen (Modul IX: Feldforschung) können (vgl. Modulhandbuch 2017, S. 8). Es ist im Rahmen der Praktika jedoch immer nur möglich einen mehr oder weniger geringen Teil des theoretischen Wissens in die Praxis umzusetzen. In der Regel werden wenige selbstgewählte Methoden während der Feldforschung angewandt. Aus pragmatistischer Sicht werden nur diese angewandten Theorien durch Erfahrung und Probe für die Praxis nützlich und somit zu „echtem“ Wissen.
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