Der Prozess der Wandlung von Sprachen durch gegenseitige Beeinflussung, bedingt durch Einflüsse und Entlehnungen, ist bekannt als „Kulturadstrate“ und fand im Französischen schon immer statt. Frühe Entlehnungen waren Latinismen und Gräzismen (gelehrte Wörter) sowie Entlehnungen aus der italienischen, okzitanischen, spanischen und niederländischen Sprache. Seit dem 17. Jahrhundert nahm das Englische die dominante Position ein und wurde Gegenstand kritischer Diskussionen und Reglementierungsmaßnahmen von Seiten der Regierung. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs der angloamerikanische bzw. englische Einfluss auf die europäische Welt im Allgemeinen wie auch in sprachlicher Hinsicht, was dazu führte, dass sich die restriktive Sprachpolitik Frankreichs seither verstärkte.
Die Sprachmischung des Französischen und Englischen wird als Sprachwandel negativ bewertet und wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Gegenstand sprachpolitischer, normierender Eingriffe mit dem Ziel, das Französische möglichst rein, d. h. frei von Anglizismen zu halten.
Der Begriff Anglizismus wird in der Literatur uneinheitlich verwendet, sowohl für den diachronischen Prozess der Entlehnung bzw. der Neubildung aus dem britischen/amerikanischen Englisch als auch für synchronische Gegebenheiten wie für das Sprecherbewusstsein z.B. mangelnde Integration oder beide Perspektiven werden miteinander kombiniert. Für diese Arbeit soll der Anglizismus als „‘mot emprunté à l’anglais‘“ (Braselmann 1999, S. 70), d. h. als Resultat eines Lehnvorgangs aus dem britischen/amerikanischen Englisch verstanden werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Französisch zwischen Sprachwandel und Sprachnormierung
- 2. Kurze Entwicklungsgeschichte der französischen Sprache unter Berücksichtigung englischsprachlicher Einflüsse
- 3. Historischer Rückblick der Sprachpolitik Frankreichs bis ins 20./21. Jahrhundert
- 4. Anglizismen im Sprachgebrauch Frankreichs Ende des 20. Jahrhunderts
- 4.1 Arten sprachlicher Entlehnung
- 4.1.1 Äußeres und inneres Lehngut
- 4.1.2 Scheinentlehnungen
- 5. Diskussion und Umfrage über den Erfolg der Sprachpolitik Frankreichs in der Abwehr von Anglizismen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die französische Sprachpolitik im Hinblick auf die Abwehr von Anglizismen. Sie analysiert die historischen und gegenwärtigen Herausforderungen, denen die französische Sprache durch den Einfluss des Englischen gegenübersteht, und beleuchtet die Maßnahmen, die von der französischen Regierung ergriffen werden, um die Reinheit der Sprache zu bewahren.
- Entwicklung der französischen Sprache unter dem Einfluss des Englischen
- Historische und aktuelle Sprachpolitik Frankreichs zur Abwehr von Anglizismen
- Arten sprachlicher Entlehnung und Integration von Anglizismen
- Diskussion der Effektivität der französischen Sprachpolitik im Hinblick auf den Einfluss des Englischen
- Akzeptanz von Anglizismen in der französischen Sprache der Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik des Sprachwandels im Französischen im Kontext der Sprachnormierung dar. Sie beleuchtet die Bedeutung der Sprache als lebendiges, sich ständig entwickelndes System, das sowohl durch interne als auch durch externe Faktoren geprägt ist. Dabei wird der Einfluss des Englischen auf die französische Sprache im Kontext der Sprachmischung und der sprachpolitischen Maßnahmen zur Abwehr von Anglizismen erläutert.
- Kapitel 2: Kurze Entwicklungsgeschichte der französischen Sprache: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Entwicklung der französischen Sprache von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Dabei wird der Einfluss des Englischen auf die französische Sprache im Laufe der Geschichte berücksichtigt und die Entwicklung der französischen Sprache von einer Spendersprache zu einer Empfängersprache erläutert.
- Kapitel 3: Historischer Rückblick der Sprachpolitik Frankreichs: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Sprachpolitik Frankreichs und ihre Entwicklung bis ins 20. und 21. Jahrhundert. Es werden wichtige Institutionen und ihre Aufgaben, gesetzliche Regelungen und praktische Maßnahmen der französischen Sprachpolitik vorgestellt.
- Kapitel 4: Anglizismen im Sprachgebrauch Frankreichs: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Arten sprachlicher Entlehnungen, wie sie im Französischen Ende des 20. Jahrhunderts auftreten. Es untersucht die Integration von Anglizismen in den französischen Wortschatz und diskutiert die Herausforderungen, die mit der zunehmenden Präsenz von Anglizismen verbunden sind.
- Kapitel 5: Diskussion und Umfrage: Dieses Kapitel befasst sich mit der Diskussion über den Erfolg der französischen Sprachpolitik in der Abwehr von Anglizismen. Es werden verschiedene Perspektiven auf die Sprachpolitik und ihre Effektivität beleuchtet. Die Diskussion wird durch eine Umfrage unter französischen Muttersprachlern über ihre eigene Meinung zur Sprachpolitik Frankreichs und den Einfluss von Anglizismen auf die Sprache ergänzt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Sprachwandel, Sprachnormierung, Anglizismen, Sprachpolitik, Französisch, Englisch, Sprachgeschichte, Frankreich, Kultur, Identität, Globalisierung, Kommunikation, Entlehnung, Integration, Lexik, Soziolinguistik, Empirie.
- Arbeit zitieren
- Franziska Jäger (Autor:in), 2018, Abwehr von Anglizismen in der französischen Sprache. Anspruch und Wirklichkeit der französischen Sprachpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/465316