Wenn Kinder von Geburt an isoliert und abgeschottet von der Gesellschaft leben, entwickeln sie sich dann genauso wie andere Kinder auch? In meinem Portfolio werde ich zunächst den Begriff des Individuums erklären, den Begriff der Gesellschaft und anschließend die Sozialisation. Anschließend werde ich die Sozialisationsprozesse erläutern und die Sozialisationsprozesse in der Gesellschaft beschreiben.
Anschließend erläutere ich die geschlechtsspezifische Sozialisation ein und beziehe mich auf die wilden Kinder. Dann ziehe ich ein Fazit auf die Frage, wie sich ein Individuum in der Gesellschaft entwickelt und welche Auswirkung die Gesellschaft auf ein Individuum hat.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.
2. Begriffe
2. a. Der Begriff Individuum
2. b. Der Begriff Gesellschaft
2. c. Der Begriff Sozialisation
3. Sozialisationsprozesse
4. Sozialisationsprozesse in der Gesellschaft
5. Wilde Kinder
6. Schluss
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Wenn Kinder von Geburt an isoliert und abgeschottet von der Gesellschaft leben, entwickeln sie sich dann genauso wie andere Kinder auch? In meinem Portfolio werde ich zunächst den Begriff des Individuums erklären, den Begriff der Gesellschaft und anschließend die Sozialisation. Anschließend werde ich die Sozialisationsprozesse erläutern und die Sozialisationsprozesse in der Gesellschaft beschreiben. Anschließend erläutere ich die geschlechtsspezifische Sozialisation ein und beziehe mich auf die wilden Kinder. Dann ziehe ich ein Fazit auf die Frage, wie sich ein Individuum in der Gesellschaft entwickelt und welche Auswirkung die Gesellschaft auf ein Individuum hat.
Ich habe mich für diese Fragestellung entschieden, da ich bereits Einiges über die Sozialisation gewusst habe, mich aber noch einmal näher damit auseinandersetzen wollte. Besonders für meinen Beruf als Religionspädagogin ist die Entwicklung der Kinder in einer Gesellschaft von zentraler Bedeutung, da ich später als Diakon selber eine Jugendgruppe führen werde. Ebenfalls für den Schulunterricht ist die Sozialisation ein wichtiges Thema, da Lehrer ein Vorbild für die Kinder sind und auch das Verhalten einer Lehrkraft auf die Kinder übertragen wird. Besonders in der Grundschule wird die Erziehung in der Schule zu einem wichtigen Thema. Im Seminar Individuum und Gesellschaft haben wir das Thema Sozialisation einmal kurz angeschnitten, auch in Verbindung mit dem Stigma.
2. Begriffe
2. a. Der Begriff Individuum
Der Begriff Individuum wurde im 16. Jahrhundert als Neuschöpfung in die deutsche Sprache übernommen. Der Begriff Individuum kommt ursprünglich aus der lateinischen Sprache und wird mit das Unteilbare übersetzt. (Bertschi, 2010, S.68) Der Begriff Individuum beschreibt zunächst die kleinste und auch natürlichste soziale Einheit in der Gesellschaft. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts versteht man jedoch unter dem Begriff nicht mehr das Unteilbare, sondern ein Einzelsubjekt. (Bertschi, 2010, S.69) Im Verlauf der Jahre wurde der Begriff auf die menschliche Persönlichkeit übertragen. (Pleye, 2017)
2. b. Der Begriff Gesellschaft
Bereits Platon hat zu seiner Zeit schon gesagt, was eine Gesellschaft ausmacht. Er sprach davon, dass die Individuen sich zusammen tun und etwas ganzen daraus machen, da jedes Individuum andere Fähigkeiten hat. (S.51 Individuum und Gesellschaft) Auch Norbert Elias hat gesagt, dass es sehr schwierig einen Gesellschaftsbegriff passend zu entwickeln. Individuen bilden die Gesellschaft und jeder Einzelne von uns ist Teil der Gesellschaft. (S.52 Individuum und Gesellschaft)
Aus dieser Schwierigkeit heraus haben sich unterschiedliche Gesellschaftstheorien entwickelt. Lange Zeit gab es zwei verschiedene Auffassungen der Gesellschaft. Die eine war die Klassengesellschaft und die andere die Schichttheorie. Besonders in der westlichen Soziologie war die Schichttheorie angesehener, da man mithilfe von Berufen die Individuen in Unter-, Mittel- und Oberschicht einteilen konnte und diese dann nochmal in drei verschiedene Schichten unterteilte. So kam man auf 9 verschiedene Schichten. (Prof. Dr. Faulstich-Wieland, 2000, S.55)
In der Vorlesung vom 27.10.2016 haben wir ebenfalls festgehalten, dass man nicht von der Gesellschaft sprechen kann, da es ganz viele Gesellschaften gibt aus unterschiedlichen Kulturen. Man hält ansonsten nur die Momentaufnahme fest und würde die Wandlungsprozesse einer Gesellschaft ausschließen. Dies würde zu einer Einengung der Gesellschaft führen, sowie zu einer Verdinglichung.
Damit ein Mensch in der Gesellschaft zurecht kommt, muss er in diese hineinwachsen und die Sprache, die Kultur, die Sitte und Bräuche dieser Gesellschaft kennenlernen. (Eppler, 2014, S.8)
2. c. Der Begriff Sozialisation
Sozialisation beschreibt den Prozess des Menschwerdens. Bei dem Prozess des Menschwerdens geht es aber nicht darum, dass der menschliche Körper wächst, sondern wie sich das Individuum sich in die Gesellschaft eingliedert. (Prof. Dr. Faulstich-Wieland, 2000, S.10)
Der Begriff wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Emile Durkheim definiert und in die wissenschaftliche Literatur eingeführt. Emile Durkheim ist ein bedeutender Soziologe, welcher die soziale Integration in verschiedenen, komplexen Strukturen analysierte.
Die Sozialisation beginnt mit der Geburt eines Individuums und endet erst mit seinem Tod. (Häßler, M., 2017) Das Thema Sozialisation wurde um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert besonders bedeutsam, da es als eigenes Thema angesehen wurde. Den Begriff Sozialisation gab es das erste Mal im Jahr 1828, daraufhin verweist Dieter Geulen im Oxford Dictionary, welches ein englisches Wörterbuch ist. Dort steht „to render social, to make fit for living in society“ Die ersten Sozialisationsfragen kamen dann in den 60er Jahren auf und im Jahr 1961 wurde ein Fachausschuss für Familien- und Jugendsoziologie gegründet, welcher sich mit der Sozialisation beschäftigte. Im Jahr 1965 fing man an, die Sozialisation in Schichten zu unterteilen. (Prof. Dr. Faulstich-Wieland, 2000, S.8-S.9)
3. 3. Sozialisationsprozesse
Sozialisation erfolgt zum Großteil über die Erziehung der Eltern. Eine gute Erziehung von den Eltern ermöglicht den Kindern eine gute Sozialisation, da sie die Werte und Traditionen von den Eltern gelehrt bekommen. Sie bekommen auch von ihren Eltern gelehrt was verboten, erlaubt und zu gewähren ist. Auch im Freundeskreis lernt man Werte und Normen kennen, sowie in der Schule oder in der Freizeit. (Breit & Schiele, 2000)
.Da auch die Arbeit und die Familie zum Beispiel bei der Sozialisation eines Menschens beitragen, kann man sagen, dass Sozialisation fast ein ganzes Leben lang statt findet. Immer wieder wird ein Individuum durch seine Mitmenschen und seine Lebensbedingungen geprägt, auch durch Krankheiten kann ein Individuum geprägt werden.
Der Sozialisationsprozess lässt sich in drei verschiedene Abschnitte teilen. Der primäre Sozialisationsprozess findet bei Kindern bis zum fünften Lebensjahr statt, der sekundäre Sozialisationsprozess bis zum späten Jugendalter und der letzte, der tertiäre Sozialisationsprozess, findet im Erwachsenenalter statt. Der Wechsel von der primären Sozialisation zu der sekundären Sozialisation wird durch den Schuleintritt bestimmt.
In dem primären Sozialisationsprozess lernt das Kleinkind seine Eigenschaften kennen. Dazu zählt der Spracherwerb, Selbstbewusstsein, das Erfassen der Umwelt und auch, dass man Menschen gezielt beeinflussen kann. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich ein neugeborenes Kind auf der selben Entwicklungsstufe wie ein Tier befindet. Das Kind ist von anderen Menschen abhängig und auch auf sie angewiesen, da es nicht selber laufen kann und noch nicht die Fähigkeiten besitzt, nach den eigenen Bedürfnissen zu handeln. Das Kind kann sich nicht alleine ernähren, anziehen oder waschen. Erst durch soziale Kontakte entwickelt sich ein Kind und baut sich eine eigene Identität auf. Nach einiger Zeit lernt das Kind zu sprechen und merkt, dass durch die Sprache die Mitmenschen beeinflusst werden. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass das Kind nun zu der Gruppe, in der Regel ist das die Familie, dazugehört und mit anderen Menschen sprechen kann.
Der sekundäre Sozialisationsprozess findet zum Großteil in sozialen Einrichtungen, wie Kindergarten, Schule, Ausbildung oder Arbeit statt. Durch die Pubertät wird das Individuum zu einem Mann oder einer Frau. Das ist ein wichtiger Schritt in der Sozialisation, da das Individuum sich entwickelt und die Identität gestärkt wird. Das Individuum entwickelt eine Selbstständigkeit und löst sich von seiner Familie, besonders an der emotionalen Unabhängigkeit lässt sich dies feststellen.
Der tertiäre Sozialisationsprozess findet meistens bei erwachsenen Menschen statt und diese sind schon in sozialen Systemen aktiv, wie der Familie. Der Hauptfokus dieses Prozesses liegt auf der persönlichen Veränderung, wie zum Beispiel der Wechsel des Wohnortes, des Arbeitsplatzes oder der Familiensituation. Auch in diesem Prozess gibt es wieder biologische Herausforderungen, wie die Wechseljahre oder die Alterungsprozesse. Das Individuum muss lernen damit umzugehen und sich in die Gesellschaft wieder neu anzupassen. (Rieländer, 2000)
4. 4. Sozialisationsprozesse in der Gesellschaft
Ein Individuum wird durch verschiedene Angelegenheiten geprägt. Eine Angelegenheit ist das biologische Geschlecht für ein Individuum, da es meistens das Individuum für das ganze Leben prägt. Auch bei der Persönlichkeitsentwicklung spielt das biologische Geschlecht eine bedeutende Rolle. Oftmals ist es ein Problem für ein Individuum, deren biologisches Geschlecht nicht mit ihrem Gender übereinstimmt, da die Gesellschaft das als nicht Normal ansieht und auch nicht der Regelfall ist.
Schon vor der Geburt kann man das biologische Geschlecht eines Babys bestimmen. Oft werden dann auch der Kinderwagen und die Kleidung farblich passend zu dem Geschlecht gekauft. Auch die Namenswahl des Kindes muss in Deutschland genau auf das Geschlecht zugeschrieben sein, zumindest der Zweitname. Den Namen kann man später nur sehr schwer ändern lassen und es wird für Menschen, die gerne das Geschlecht wechseln möchten, zu einem Problem werden. Das Kind wird also schon direkt nach der Geburt in einen Sozialisationsprozess gedrückt, da es nur Puppen und Pferde zu spielen bekommt und zum Beispiel nur pinke Anziehsachen gekauft bekommt. Das Aussehen eines Individuums hängt jedoch nicht nur vom Geschlecht ab, sondern auch von dem Umfeld, der Kultur und den Bräuchen. Kinder haben so gar nicht die Möglichkeit, sofern kein großer Bruder vorhanden ist, mit Autos zu spielen und für sich selber ein Geschlecht zu bestimmen. Erst beim Eintritt in den Kindergarten hat ein Kind somit im extremen Fall die Möglichkeit, zur Abwechslung auch mit Autos zu spielen.(Faulstich-Wieland, 2000b) Durch die Geschlechtszuweisung wird in dem Kind eine Erwartung ausgelöst und diese spielt dann bei der Identitätsfindung eine bedeutende Rolle. (Mertens, 1997, S.27)
Im Laufe der Jahre hat sich das typische Verhaltensmuster von Frauen und Männern geändert. Früher war es in einer Gesellschaft ganz normal, dass der Mann gearbeitet hat. Die Frau ist zuhause bei den Kindern geblieben und hat gekocht und den Haushalt gemacht. Heute finden wir nur noch kleine Ansätze von dem typischen Verhaltensmuster in unserer Gesellschaft wieder. Es gehen immer mehr Frauen kurze Zeit nach der Geburt wieder arbeiten und bleiben nicht bei den Kinder, oftmals hat dies auch finanzielle Gründe. Bleibt ein Elternteil aber zuhause und kümmert sich um die Erziehung der Kinder, so ist es fast immer die Mutter der Kinder und nicht der Vater. In unserer Gesellschaft ist es mittlerweile fast überall ganz normal, dass Frauen arbeiten gehen.
Eine weitere wichtige Angelegenheit ist die Kultur eines Individuums, welche als Enkulturation bezeichnet wird. Der Begriff Enkulturation beschreibt das Erlernen der Kultur von einem Individuum. Der Mensch ist schon immer ein Kulturwesen gewesen und jedes Individuum muss sich die kulturelle Lebensform aneignen um in einer Gesellschaft aufgenommen zu werden. Auch die Sprache ist ein wichtiger Lernprozess für die Kultur, da in verschiedenen Kulturen auch andere Sprachen gesprochen werden. Das Individuum lernt durch die Enkulturation die wichtigen charakteristischen Lebensformen seiner Kultur kennen und dies dient ebenfalls dazu, dass die Kultur von Generation zu Generation weitergegeben werden kann. (Dollinger, Hörmann, & Raithel, 2009, S.59) Es ist nicht einfach, wenn man in einer Kultur aufgewachsen ist und die Traditionen und Bräuche gelernt hat, in eine andere Kultur zu wechseln. Ein Individuum kennt die neuen Bräuche und Traditionen nicht und fällt erst mal negativ in der Gesellschaft auf. Kulturen sind jedoch für die Gesellschaft sehr wichtig, da die Menschen das Gefühl von Zusammengehörigkeit spüren und auch erleben. Für jemanden, der neu in eine Kultur kommt und schon erwachsen ist, ist es sehr schwer sich in der Gesellschaft dann zu sozialisieren.
[...]