In einem Interview sagte José Saramago, daß er letztendlich das niederschreibe, was er als innere Stimme höre. Er sieht den Leser als Zuhörer einer polyphonen Rede, der während der Lektüre das Gelesene re-oralisiert und somit den tieferen Sinn dieser Rede, zusammen mit Rhythmus, Klang, in Sprechpausen Verschwiegenem und mitgedachter Gestik erschließt. Dabei sollen fehlende Interpunktion und Undifferenzierung der Erzähler- und Figurenreden dem Leser die mündliche Rezeption erleichtern.
Nach dem Versuch einer Begriffsbestimmung von „Oralität“ wird in dieser Arbeit an Beispielen dargelegt, welche Schreibtechniken Saramago im 1982 erschienenen Roman MEMORIAL DO CONVENTO einsetzt, um mündliches Erzählen zu fingieren. Einer näheren Bestimmung der Kennzeichen mündlicher Literatur folgt abschließend eine Charakterisierung der für Saramago typischen „oralidade escrita“.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- II. ZUM BEGRIFF ORALITÄT
- III. STILMITTEL IM MEMORIAL DO CONVENTO
- 1. Barocke Formen
- 2. Elemente der iberischen Erzähltradition
- 3. mündliche Strukturen
- IV. SCHLUẞBETRACHTUNG
- V. LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Schreibtechniken José Saramagos im Roman „Memorial do Convento“ mit dem Ziel, die von ihm geschaffene „oralidade escrita“ zu charakterisieren. Dabei werden die Unterschiede zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit beleuchtet, um zu verstehen, wie Saramago sprachliche Mittel einsetzt, um mündliches Erzählen im Medium der Schrift zu simulieren.
- Die Simulation mündlicher Sprache in schriftlicher Form
- Die Verwendung von Stilmitteln, um die Oralität zu evozieren
- Die Erforschung der polyphonen Rede und des „voice off“ im Roman
- Die Analyse der Figurenrede und des Dialogs in Saramagos Werk
- Die Beziehung zwischen Literatur, Geschichte und gesellschaftlichen Strukturen
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Oralität und Schriftlichkeit im Werk von José Saramago ein. Sie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Sprache, Stimme und Rezeption im Lektürevorgang, wobei die Bedeutung der „Re-Oralisierung“ durch die Schrift hervorgehoben wird.
II. Zum Begriff Oralität
Dieses Kapitel befasst sich mit den grundlegenden Unterschieden zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Es werden Merkmale der gesprochenen Sprache wie Dialogizität, Redundanz und Atmosphärenbildung im Vergleich zur Schriftlichkeit analysiert.
III. Stilmittel im MEMORIAL DO CONVENTO
Hier werden die spezifischen Stilmittel Saramagos im Roman „Memorial do Convento“ betrachtet, die eine Simulation mündlicher Sprache im Medium der Schrift ermöglichen. Dazu gehören die Verwendung von barocken Formen, Elementen der iberischen Erzähltradition sowie mündlicher Strukturen.
Schlüsselwörter
Oralität, Schriftlichkeit, José Saramago, „Memorial do Convento“, Simulation, Stilmittel, „oralidade escrita“, polyphone Rede, „voice off“, Dialogizität, Barock, iberische Erzähltradition, mündliche Strukturen.
- Arbeit zitieren
- Elke Timme (Autor:in), 1999, Formen artistischer Oralität in Jose Saramagos "Memorial do Convento", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/45884