Im Laufe der Geschichte unterlag das Arbeitsverhältnis vielen Veränderungen. Dabei zeigten sich diese Veränderungen als komplizierter und widersprüchlicher Transformationsprozess. Der Wandel von Arbeit überlagert sich mit anderen Entwicklungsprozessen, wie Wertewandel, rechtliche und politische Bedingungen, Veränderungen von Lebensformen sowie Wandel der Geschlechterverhältnissen.
Es stellt sich die Frage, wie sollen die erwerbstätigen Eltern gleichzeitig den Lebensunterhalt verdienen, die Kinder versorgen und die Hausarbeit erledigen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Problem, wie diese Aufgaben auf beiden Partner ungleich verteilt sind. Zusätzlich wird diskutiert, ob man von einem neuen beziehungsweise modernisierten Geschlechterverhältnis sprechen kann.
Um diese Frage beantworten zu können, wird im Rahmen dieser Arbeit, nach kurzer Erläuterung des Konzeptes von doppelter Entgrenzung, zunächst die Veränderungen im Geschlechterverhältnis analysiert. Danach werden die Umgangspraktiken mit doppelter Entgrenzung anhand zwei empirischer Studien von Wera Hemmerich und Karin Jurczyk beschrieben. Abschließend werden die Studien verglichen, um die ähnliche Entwicklungen darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entgrenzung der Geschlechterverhältnisse im Kontext der doppelten Entgrenzung
2.1. Entgrenzung der Erwerbsarbeit
2.2. Entgrenzung der Familie
3. Verschiebungen im Geschlechterverhältnis
4. Umgangspraktiken mit der doppelten Entgrenzung
4.1. Partnerschaftstypen nach Wera Hemmerich
4.1.1. Traditionell-orientierter Typ
4.1.2. Ambivalent-orientierter Typ
4.1.3. Egalitär- orientierter Typ
4.2. Drei Muster familialer Geschlechterarrangements nach Fallstudie „Entgrenzte Arbeit – Entgrenzte Familie“
4.2.1. Das Muster der Re-Traditionalität
4.2.2. Das Muster der Angleichung
4.2.3. Das Muster der Indifferenz
5. Zusammenfassung und Kurzvergleich den beiden Studien
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Laufe der Geschichte unterlag das Arbeitsverhältnis vielen Veränderungen. Dabei zeigten sich diese Veränderungen als komplizierter und widersprüchlicher Transformationsprozess. Der Wandel von Arbeit überlagert sich mit anderen Entwicklungsprozessen, wie Wertewandel, rechtliche und politische Bedingungen, Veränderungen von Lebensformen sowie Wandel der Geschlechterverhältnissen (vgl. Janczyk 2009, S. 15-16).
Es stellt sich die Frage, wie sollen die erwerbstätigen Eltern gleichzeitig den Lebensunterhalt verdienen, die Kinder versorgen und die Hausarbeit erledigen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Problem, wie diese Aufgaben auf beiden Partner ungleich verteilt sind. Zusätzlich wird diskutiert, ob man von einem neuen beziehungsweise modernisierten Geschlechterverhältnis sprechen kann.
Um diese Frage beantworten zu können, wird im Rahmen dieser Arbeit, nach kurzer Erläuterung des Konzeptes von doppelter Entgrenzung, zunächst die Veränderungen im Geschlechterverhältnis analysiert. Danach werden die Umgangspraktiken mit doppelter Entgrenzung anhand zwei empirischer Studien von Wera Hemmerich und Karin Jurczyk beschrieben. Abschließend werden die Studien verglichen, um die ähnliche Entwicklungen darzustellen.
2. Entgrenzung der Geschlechterverhältnisse im Kontext der doppelten Entgrenzung
Bevor man sich mit den Verschiebungen im Geschlechterverhältnis befassen kann, soll zunächst das Konzept der doppelten Entgrenzung dargestellt werden. Spätestens seit Ende der 1990er Jahre hat die deutschsprachige Soziologie einen neuen Faktor für die sozialwissenschaftliche Diagnose des gesellschaftlichen Wandels, und zwar - „Entgrenzung“. Davor verknüpfte man diesen Begriff meistens mit den Veränderungen nationalstaatlicher und volkswirtschaftlicher Grenzen im Rahmen der so genannten Globalisierung.
Inzwischen lassen sich Brüchigkeit, Auflösung und Ausdünnung von bis dahin für sicher gehaltenen Ab- und Begrenzungen von gesellschaftlichem und persönlichem Leben, als hilfreich erweisen, um Facetten einer vorangeschrittenen Modernisierung der Gesellschaft besser verstehen zu können. Im Zuge der Diskussionen zum Wandel der Gesellschaft wurde an vielen Stellen gleichzeitig registriert, dass neben den nationalen und politischen Grenzen eine Reihe weiteren Grenzlinien in Bereichen wie beispielsweise den sozialen Zuordnungen von Menschen und ihren Tätigkeiten in Bewegung geraten sind (vgl. Gottschall/Voß 2003, S. 11-12).
Im Rückblick auf die industrielle Arbeitswelt lässt sich verstehen, dass Industrialisierung und Arbeitsteilung Wendepunkte in den bisherigen Lebens- und Arbeitsgewohnheiten waren. Daraus hat sich die Trennung der beiden Lebenssphären Arbeit und Leben entwickelt. Heutzutage fordert der gesellschaftliche Entwicklungstrend hin zur Auflösung dieser zwei Lebensbereiche von den Beschäftigten erneut Anpassungen. Sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Privatsphäre werden massive Veränderungen festgestellt.
2.1. Entgrenzung der Erwerbsarbeit
Das folgende Kapitel behandelt die Frage, wie und in welcher Form die Entgrenzungen in der Erwerbsarbeit stattfinden.
In den arbeits- und industriesoziologischen Debatten hat man ein gemeinsames Verständnis von Veränderung von Arbeit als „Entgrenzung“:
„Veränderung von Arbeit als „Entgrenzung“ zu beschreiben und zu interpretieren, bildet die Vorstellung, daß Grenzziehungen, die für die institutionelle Verfaßtheit von Arbeit im Fordismus-Taylorismus typisch und strukturbildend waren, erodieren…auf jeder Ebene stehen vertraute Abgrenzungen, Trennungen, Differenzierungen zur Disposition“ (Kratzer 2003, S. 38-39).
Dabei handelt es sich um einen grundlegenden Wandel von Erwerbsarbeit, der sich durch die Prozesse der Entgrenzung als Folge von betrieblichen Rationalisierungsprojekten (in weiterem Kontext als Reorganisationsprozesse) begreifen lässt. Die zentralen Kennzeichen der Reorganisation von Unternehmen sind Dezentralisierung, Vermarktlichung, Selbstorganisation und Flexibilisierung, die expliziert auf die Arbeitskraft ausgerichtet sind. Solche Rationalisierungsstrategien streben nach einem besseren Zugriff auf die begrenzte Ressource Arbeitskraft (vgl. Kratzer 2003, S. 39).
„Das sind vor allem das Flexibilitäts- und Steuerungspotential der Subjekte sowie die kommunikativen Fähigkeiten und empathischen Eigenschaften von Subjektivität und die bislang gegen den Betrieb abgegrenzten zeitlichen, räumlichen und sozialen Ressourcen der Lebenswelt der Beschäftigten. Selbstorganisation und Flexibilisierung sind somit die arbeitsorganisatorischen Instrumente eines erweiterten Zugriffs auf die Subjektivität der Beschäftigten und ihren lebensweltlichen Ressourcen (hier vor allem in den Dimensionen Zeit, räumliche Verfügbarkeit, materielle Ausstattung und soziale Sicherheit)“ (Kratzer 2003, S. 39-40).
Mit anderen Worten werden die ehemals klar definierten Grenzen zwischen Arbeit und Familie sowie zwischen Arbeitszeit und Freizeit immer durchlässiger und weniger definierbar. Das Normalarbeitsverhältnis ist zugunsten atypischer Beschäftigungsformen in den Hintergrund getreten. Hierbei handelt es sich um eine umfangreiche Entwicklung, die für einige Gruppen der Beschäftigten, wie zum Beispiel Berufsanfänger sowie Arbeiter im IT- oder Kulturbereich, fast zum Gegenteil von dem führt, was man unter dem Normalarbeitsverhältnis versteht. Dies bezieht sich auf Teilzeitjobs, befristete Verträge, ein die Existenz nicht mehr sicherndes Einkommen, mehrere gleichzeitige Beschäftigungsverhältnisse sowie unterbrochene berufliche Verläufe und unregelmäßige Arbeitszeiten (vgl. Jurczyk at al 2009, S. 31-33).
In diesem Zusammenhang lässt sich als zentraler Angriffspunkt der obengenannten Rationalisierungsstrategien die begrenzte Verfügbarkeit und Einsatzmöglichkeit von Arbeitskraft erwähnen. Das Problem der Dominanz der Arbeitszeit über die Familienzeit wird unter anderem auch von der US-amerikanischen Professorin für Soziologie Arlie Russell Hochschild behandelt. Die Autorin ist der Ansicht, dass der Wandel in den Werteorientierungen durch die Entwicklung einer Unternehmenskultur gefördert wird. Dieser Wandel gibt den Beschäftigten am Arbeitsplatz Anerkennungs- und Wertschätzungsgefühl und führt dazu, dass sie sich auf der Arbeit wie zu Hause fühlen. Dementsprechend wird erwartet, dass man immer mehr Zeit an diesem Arbeitsplatz verbringt (vgl. Hochschild 2002, S. 7).
2.2. Entgrenzung der Familie
Mit der Entgrenzung der Arbeit ist die Entgrenzung der Familie eng verbunden. Im Vergleich mit Familien der 1950er/60er Jahre lassen sich heute grundlegende Veränderungen im privaten Lebensbereich konstatieren, welche sich auf die Form der Familie, deren Innenleben und der familialen Alltagsgestaltung auswirken.
Die Veränderungen in Haushalts- und Familienformen lassen sich durch eine Zunahme in Vielfalt und Dynamik erklären. Eine klassische „Normalfamilie“ als Ehepaar mit leiblichen Kindern, ist auf dem Rückzug. Die folgenden statistischen Daten sollen diese Behauptung untermauern: Der Anteil alternativer Familienformen, wie Alleinerziehende, nichteheliche und gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit Kindern, ist im Zeitraum von 1996 bis 2004 in Westdeutschland um 4 Prozent, in Ostdeutschland um 9 Prozent gestiegen. Somit betrug der Anteil von Ehepaaren mit Kindern im Jahr 2004 im früheren Bundesgebiet noch 77 Prozent, in den neuen Ländern jedoch nur noch 63 Prozent. Der Anteil Alleinerziehender sowie der Anteil nichtehelicher Lebensgemeinschaften mit Kindern betrugen in Westdeutschland 18 Prozent und. 5 Prozent, in Ostdeutschland 25 Prozent und 12 Prozent1. Die Zahlen des Mikrozensus berücksichtigen keine neuen Familienkonstellationen, die nach Trennungen und Scheidungen entstehen (vgl. Schier / Jurczyk 2007).
Die Veränderungen im privaten Lebensbereich lassen sich in vier Dimensionen zusammenfassen:
- Die strukturell-morphologische Dimension: Pluralisierung und hohe Dynamik der Haushalts- und Familienformen führen zur permanenten Neugestaltung der familialen Lebensführung.
- Die Gender-Dimension: Eine steigende Erwerbsbeteiligung von Müttern, sowie eine stärkere Beteiligung von Vätern in der Sorgearbeit sind charakteristisch für diese Ebene.
- Die kommunikativ-interaktive Dimension: Die Entwicklung der Familien zu Orten der Aushandlung von unterschiedlichen Motivationen und Bedürfnissen, weil die Rollen in der Familie nicht mehr festgelegt sind.
- Die sachlich-inhaltliche Dimension: Die zunehmende Auflösung der institutionellen Arbeitsteilung zwischen staatlichen und familiären Aufgaben: zum einen steigen die gesellschaftlichen Ansprüche an die Eltern, zum anderen brauchen diese mehr Unterstützung in der Kinderbetreuung durch öffentliche Institutionen.
Diese vier Ebenen der Entgrenzung von Familie machen in ihrem Zusammenwirken eine Herausforderung für das familiale Leben aus (vgl. Schier).
Familie zu haben ist nicht mehr selbstverständlich. Dafür werden räumliche Kopräsenz sowie physische Anwesenheit der Partner benötigt. Sie müssen nicht nur Zeit für Familie haben, sondern in der Lage sein, Fürsorgeleistungen für einander zu erbringen. Das bedingt auf der einen Seite bestimmte Rahmenbedingungen, welche für die notwendige Stabilität, Planbarkeit, Verlässlichkeit sorgen. Auf der anderen Seite müssen sie auf die sich ständig ändernden Bedürfnisse der Familie reagieren können. Somit wird die Familie zu alltäglicher Herstellungsleistung (vgl. Schier / Jurczyk 2007).
Ein passendes Zitat von Michaela Schier und anderen Wissenschaftlern fasst das Konzept der doppelten Entgrenzung zusammen:
„Da die Veränderungsprozesse nicht nur im Erwerbsbereich, sondern auch in der Familie stattfinden, sprechen wir von einer doppelten Entgrenzung. Die fordistische Trennung von „Arbeit und Leben“, die konstitutiv mit einer traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeits-und Rollenteilung verbunden war, gerät durch Strukturwandlungen in beiden Sphären unter Druck. Die Erosion des bisherigen arbeitsteiligen Verhältnisses von Familie und Erwerb erfordert von den Beschäftigten ein permanentes Ausbalancieren zwischen beiden Bereichen im Alltag und im Lebenslauf“ (Schier at al 2011, S. 403).
3. Verschiebungen im Geschlechterverhältnis
Mit den Veränderungen in Erwerbsarbeit und Familie ist unmittelbar die Entgrenzung der Geschlechterverhältnisse verbunden. Es stellt sich die Frage, was genau man darunter versteht. Einige Soziologen, wie zum Beispiel, Karin Jurvzyk und Michaela Schier, sind folgender Ansicht:
„Entgrenzung der Geschlechterverhältnisse meint strukturelle Auflösungs-, Verschiebungs- sowie Veränderungstendenzen im Bereich von geschlechtsbezogenen Strukturen, die sich im Verlauf der Industrialisierung in Gesellschaft und Erwerbsbereich in Deutschland verfestigt haben und die als – meist implizite – Normalitätsfolie für gesetzliche Regelungen, Organisationen, Institutionen sowie das Handeln von Menschen prägend waren und es bis heute teilweise noch sind“ (Jurczyk at al 2009, S. 46).
Der Wandel in Arbeitsorganisation sowie im Geschlechterverhältnis bewirkte das Entstehen neuer Formen der alltäglichen Lebensführung in Familie und Partnerschaft, bei denen sich die doppelte Entgrenzung von Arbeit und Familie in relativ großem Maß realisiert hat. Ein Beispiel für solche partnerschaftlichen Arrangements zeigt die Lebensform des Doppelkarrierepaares, bei welchem beide Partner eine regelmäßige Erwerbstätigkeit ausüben. Darüber hinaus haben sie ein hohes akademisches Bildungsniveau und zeigen einen großen Einsatz bezüglich ihrer Berufe, sowie ein steigendes Interesse für Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten. Dabei ist es zu erwähnen, dass beide Partner den Beruf nicht nur Mittel zum Erwerb von Geld sehen, sondern sie finden dort die Hauptquelle ihrer Selbstverwirklichung. Da Doppelkarrierepaare als Forschungsobjekt in Deutschland erst ganz am Anfang stehen, gibt es zu ihnen keine genauen Zahlen. Geschätzt liegt der Anteil von Doppelkarrierepaaren auf 15 bis 20 Prozent (vgl. Gottschall/Voß 2003, S. 285 – 286).
Allerdings lässt sich in diesem Zusammenhang ein neuer Trend im Erwerbsverhalten von Frauen beobachten: Mütter sind häufiger erwerbstätig. Laut dem Familienreport 2014 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stieg der Anteil von Müttererwerbstätigkeit zwischen 2000 und 2013 von 59 Prozent auf 67 Prozent. Dieser Anstieg ist mit der Zunahme der Teilzeitbeschäftigung von erwerbstätigen Frauen zu begründen, die zwischen 15 und 32 Wochenstunden liegt. Durchschnittlich arbeiten erwerbstätige Mütter 25 Stunden in der Woche, doch die Zahlen unterscheiden sich in Ost- und Westdeutschland deutlich. Arbeiteten Mütter in Westdeutschland im Durchschnitt 24 Wochenstunden, so waren es in Ostdeutschland 34 Wochenstunden. Die Mütter in Ostdeutschland arbeiten nicht nur häufiger, sie sind auch häufiger in Vollzeitbeschäftigungen tätig. Im Familienreport wurde unteranderem bemerkt, dass Mütter mit höherer Qualifizierung häufiger erwerbstätig sind, was wiederum die Annahmen bezüglich der Doppelkarrierepaare bestätigt (vgl. Familienreport 2014, S. 42-43).
„Anhand der Lebensführung von Doppelkarrierepaaren lässt sich gleichsam exemplarisch beobachten, wie die beiden Entwicklungen ineinander greifen, die Jurczyk und Voß (1995:405) zufolge das ausmachen, was sie als „ Verarbeitlichung des Alltags“ bezeichnen: eine „wachsende Organisation des Gesamtzusammenhangs der alltäglichen Lebensführung“ und eine „verstärkt arbeitsförmige Gestaltung von Teilelementen der alltäglichen Lebensführung“ (Gottschall/Voß 2003, S. 286).
Im folgenden Kapitel wird der Frage nachgegangen, inwieweit die mit der „Verarbeitlichung des Alltags“ verbundenen Lasten auf beiden Partner ungleich verteilt sind. Außerdem muss gefragt werden, ob von einem neuen beziehungsweise modernisierten Geschlechterverhältnis gesprochen werden kann, oder nur von einer Neuerfindung des Altbekannten?
4. Umgangspraktiken mit der doppelten Entgrenzung
Das alte starre Rollengefüge traditioneller Aufgaben- und Arbeitsverteilung zwischen Frauen und Männern ist den gesellschaftlichen Veränderungen ausgesetzt. Vor allem die Lebensplanungen der Frauen führen zu neuen Einstellungen und Perspektiven. Ein steigender Teil insbesondere junger Frauen ist nicht mehr einverstanden, die alleinige Zuständigkeit für Familien-, Haus- sowie Erziehungsarbeit inne zu haben. Sie wollen sich sowohl familiär als auch beruflich verwirklichen. Fraglich ist jedoch, wie sich diese Veränderungen auf die Organisation des Zusammenlebens, auf die Geschlechterverhältnisse und auf die partnerschaftliche Arbeitsteilung auswirken.
4.1. Partnerschaftstypen nach Wera Hemmerich
Wera Hemmerich beschäftigte sich bereits in 90en Jahren in Theorie und Praxis mit neuen oder im Wandel befindlichen Meinungs- und Verhaltensmustern von Lebenspartnern, und mit der familialen Aufgabenteilung und Lebensgestaltung. Ihre Studie im Buch mit dem Titel „(K)eine Chance für ein neues Geschlechterverhältnis?“ widmete die Autorin dem Begriff „Partnerschaft“, der damals schon viele Diskussionen in den Medien anstieß und als Leitbild einer partnerschaftlichen Vater-Mutter-Kind-Familie in vielen Programmen der politischen Parteien zu finden war. Von beiden Geschlechtern wurde die Idee der Partnerschaft als was positiver mit der Normalität verbundener Wunsch empfunden.
[...]
1 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Leben und Arbeiten in Deutschland, Sonderheft 1: Familien und Lebensformen. Ergebnisse des Mikrozensus 1996 - 2004, Wiesbaden 2006