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Essay, 2018
17 Seiten, Note: 0,7
Psychologie - Klinische Psychologie, Psychopathologie, Prävention
I Einleitung und Gesellschaftliche Relevanz
II Krankheitsbild: Alzheimer-Demenz
III Was ist Biografiearbeit?
IV Methoden der Biografieforschung in der Arbeit mit Demenzerkrankten
4.1. Der Erinnerungskoffer
4.2. Musik und Biografie
4.3. Anwendbarkeit der gewählten Methoden
V Reflektierendes Ergebnis und Fazit
Literaturverzeichnis
„Ich habe mich sozusagen verloren“, sagte Auguste Deter zu ihrem Arzt Dr. Alois Alzheimer im Jahr 1901. Die 51 Jahre alte Patientin war misstrauisch, aggressiv und weinerlich; außerdem konnte sie sich kaum an mehr als ihren Vornamen erinnern. Nach ihrem Tod (1906) untersuchte er ihr Gehirn. Zwar war zur damaligen Zeit bereits ein Krankheitsbild namens ‚Altersblödsinn‘ bekannt, welche auf „einen unzüchtigen Lebenswandel zurück zu führen“ (Alzheimer Forschung Initiative e.V. [AFI e.V.] (a)) war, doch vermutete Alzheimer biologische Ursachen für den geistigen Verfall seiner Patientin. Bei ihrer Obduktion stellte er fest, dass die Hirnrinde geschrumpft war und sich in sowie zwischen den Nervenzellen Eiweißablagerungen befanden. Alzheimers Vorgesetzter bezeichnete diese Forschungsergebnisse im Jahr 1910 als ‚Alzheimersche Krankheit‘. Auch wenn die weitere Erforschung erst in den 1960er Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen hatte, bilden Alzheimers Feststellungen im Gehirn von Auguste Deter noch heute die Forschungsgrundlage, an der sich gegenwärtig weltweit mehrere tausend Wissenschaftler orientieren. (Vgl. ebd.)[1]
Der Begriff ‚Demenz‘ ist der zusammenfassende Oberbegriff für altersbedingte Beschwerden, die mit einer verminderten und funktionsgestörten Wahrnehmung einhergehen. Die Alzheimer-Krankheit bildet mit etwa zwei Dritteln aller Fälle die häufigste Form der Demenz. (Vgl. AFI e.V. (b))
Da die ‚Krankheit des Vergessens‘ noch nicht heilbar ist und der Krankheitsverlauf bisher nur verzögert werden kann (vgl. ebd.), soll das Ziel des vorliegenden Essays die Herausarbeitung zwei verschiedener Methoden der Biografiearbeit sein, die das Erinnerungsvermögen so lange wie möglich erhalten sollen. Daher ergibt sich folgende Forschungsfrage:
Inwieweit können bestimmte Methoden der Biografiearbeit bei demenzerkrankten Menschen angewandt werden, um ihr Erinnerungsvermögen zu fördern?
Der Hauptteil bietet zunächst einen grundlegenden Überblick über die Erkrankung, ihren Verlauf und ihre Behandlung. Ebenfalls werden Grundzüge der Biografiearbeit dargestellt. Auf Grundlage dieser Ausführungen werden der sogenannte ‚Erinnerungskoffer‘ sowie gemeinsames Musizieren als Methoden vorgestellt, die sich in der Arbeit mit demenzerkrankten Menschen etabliert haben. Die Ergebnisse zur Beantwortung der Frage werden im Schlussteil zusammengefasst.
Da die Alzheimer-Demenz die häufigste Form der Demenzerkrankung bildet, sollen im Folgenden Alzheimers Forschungen sowie die gegenwärtigen Erkenntnisse bezüglich dieses Krankheitsbildes dargestellt werden.[2]
Das menschliche Gehirn ist ein leistungsfähiges Organ, das schwierige Probleme lösen, Neues lernen, nachdenken, fühlen und erinnern kann. Dies wird durch ein komplexes Netzwerk, bestehend aus über 100 Milliarden Nervenzellen, ermöglicht. Nervenzellen (Neuronen) verarbeiten pausenlos Informationen und Reize, die durch Botenstoffe über die Synapsen von einer Nervenzelle zur Nächsten weitergeleitet und schließlich in den verschiedenen Bereichen des Gehirns verarbeitet werden. Bei der Alzheimer-Krankheit sterben eben diese Nervenzellen zunehmend ab. Während das gesunde Gehirn im Körper vorkommendes Eiweiß spaltet und abbaut, verändert sich dieser Abbauprozess bei der Alzheimer-Krankheit. Dadurch entstehen sogenannte Beta-Amyloid-Proteine, die sich ansammeln, verklumpen und unauflösliche Ablagerungen zwischen den Nervenzellen bilden. Diese werden als Beta-Amyloid-Plaques, oder auch als Alzheimer-Plaques, bezeichnet und können vom Körper nicht mehr abgebaut werden. Zusätzlich wird das sogenannte Tau-Protein, das für die Stabilität und die Nährstoffversorgung der Zellen zuständig ist, chemisch verändert, sodass es sich in Form unauflöslicher, gedrehter Fasern im Innern der Nervenzellen ansammelt und ablagert. Die Zellen verlieren ihre Form und zerfallen. Beide Arten von Eiweißablagerungen stören die Kommunikation in und zwischen den Nervenzellen. Dadurch sterben Nervenzellen und Nervenzellverbindungen über eine lange Zeitspanne hinweg ab. Betroffen sind die Areale der Großhirnrinde und des Hippocampus. Diese Regionen sind für das Gedächtnis, das Denken, die Sprache und die Orientierung zuständig. Patienten leiden deshalb unter anderem an Orientierungslosigkeit und Gedächtnisverlust. In der Regel sind zunächst die Synapsen betroffen. Die Kommunikation zwischen den Neuronen wird dadurch eingeschränkt, sodass es zu Störungen kommt und Informationen nicht mehr verarbeitet und weitergeleitet werden können. Im Laufe der Erkrankung sterben die Nervenzellen ab, was zu einem fortschreitenden Abbau der geistigen Fähigkeiten führt, da Nervenzellen sich im Gehirn kaum erneuern können. Das bedeutet, dass einmal verloren gegangene Nervenzellen nicht ersetzt werden. Dadurch treten vermehrt Symptome auf, die Auswirkungen auf die Lebensführung der Patienten haben. (Vgl. AFI e.V. (b))
In Deutschland sind drei bis vier Prozent der 70- bis 75-Jährigen erkrankt, während es bei den über 90-Jährigen mehr als ein Drittel sind. Das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, steigt mit zunehmendem Lebensalter stark an. Auch können Faktoren wie vorhandene Durchblutungsstörungen, Hirnverletzungen, Hirntumore, Stoffwechselkrankheiten oder der Missbrauch von Alkohol und Medikamenten zu einer demenziellen Erkrankung führen. Nur etwa ein Prozent aller Alzheimer-Fälle ist eindeutig erblich. Wenn einer der drei Gene, die nachgewiesenermaßen für die Vererbung der Alzheimer-Krankheit verantwortlich sind, Mutationen aufweist, bricht diese in jedem Fall aus. Allerdings besteht nur eine fünfprozentige Wahrscheinlichkeit, dass Kinder eines betroffenen Elternteils ebenfalls erkranken, da die Krankheit autosomal-dominant vererbt wird. Hierbei erkranken Betroffene in der Regel bereits zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr. Doch trotz der genannten Faktoren ist die genaue Ursache des Hirnabbaus noch unklar. (Vgl. ebd.)
Mit Beginn der Krankheit fällt es Betroffenen zunächst schwer, sich an nur kurze Zeit zurückliegende Ereignisse zu erinnern. Erinnerungen, die eine lange Zeit zurückliegen – zum Beispiel aus der Kindheit – können zunächst noch abgerufen werden, bevor sie später ebenfalls verloren gehen. Auch die räumliche und zeitliche Orientierung fällt Betroffenen zunehmend schwieriger. Bekannte Umgebungen werden für sie fremd, die Wahrnehmung und Einordnung von Ereignissen in Gegenwart und Vergangenheit verschwimmt. Des Weiteren sinkt die Konzentrationsfähigkeit, sodass es Patienten zunehmend schwieriger fällt, längeren Gesprächen zu folgen. Aktuelle Situationen können nur noch schwer oder gar nicht mehr mit erlerntem Wissen und Fertigkeiten verbunden werden. Vorausschauendes Denken sowie das Planen von Handlungen mit aufeinander aufbauenden Schritten schwindet ebenfalls. Auch entfallen Patienten vermehrt Wörter, sodass sie ihr Umfeld nicht mehr verstehen und in vielen Fällen selber verstummen. Sie werden misstrauisch, antriebslos und viele werden aggressiv oder ängstlich. (Vgl. Unabhängige Patientenberatung Deutschland [UPD] 2018)
Erst wenn bereits Symptome auftreten, ist eine demenzielle Krankheit diagnostizierbar. Eine Feststellung der Alzheimer-Demenz wird durch Untersuchung der kompletten Krankengeschichte und körperlichen Verfassung festgestellt beziehungsweise ausgeschlossen. (Vgl. AFI e.V. (c)) Eine anschließende Behandlung von Alzheimer kann lediglich die Beschwerden lindern, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Noch ist diese Krankheit nämlich nicht heilbar. Bei einer medikamentösen Therapie können Antidementiva und Antidepressiva, insbesondere im frühen und mittleren Stadium, die Gedächtnisleistung erhalten und Begleiterscheinungen lindern. Aber auch Behandlungsmethoden ohne Medikamente sind inzwischen anerkannt. Patienten sollen unterstützt werden, mit der Krankheit besser zurechtzukommen, damit sie möglichst lange ein eigenständiges Leben führen können, während sich der Krankheitsverlauf zunehmend verschlechtert. (Vgl. AFI e.V. (d))
Damit das Gehirn in guter Verfassung bleibt, muss es regelmäßig trainiert werden. Es bildet ständig neue Verbindungen zwischen Nervenzellen und verliert solche, die nicht genutzt werden. Je besser die Verbindungen, desto eher kann das Absterben einzelner Nervenzellen kompensiert werden. Grundsätzlich können alltägliche Mittel regelmäßig das Gedächtnis trainieren, so beispielsweise das Merken von Telefonnummern, das Lösen von Rätseln, Zeitunglesen, Karten- oder Brettspiele und einfach die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Allerdings sind dies keine Garantien, nicht an Alzheimer zu erkranken. (Vgl. AFI e.V. (b))
Anders als der Lebenslauf eines Menschen, der sich auf schriftlich und objektiv nachvollziehbar dokumentierte Daten und Ereignisse bezieht, verweist die Biografie auf die subjektive Lebensgeschichte eines Menschen. Sie stellt ihre Erfahrungen und ihr Handeln in den Fokus der Betrachtung und berücksichtigt hierbei sowohl die äußeren Umstände und Ereignisse, als auch die geistig-seelische Entwicklung. (Vgl. Opitz 1998: 31f.)
Im Wesentlichen umfasst die Biografie eines Menschen zwei große Teilaspekte: Einerseits wird sie als „soziale Hülle des Individuums“ (ebd.: 32) bezeichnet, andererseits beinhaltet sie die spezifische Erfahrungsaufschichtung des Menschen. Zusammenfassend bedeuten diese Aspekte, dass die Biografie thematische Schwerpunkte, wie beispielsweise die Arbeitsbiografie, die Wohnbiografie oder die Familienbiografie, die wiederum aufeinander verweisen, zusammenfasst und konstruiert. So gibt die Geschichte der räumlichen Umgebung und Wohnsituation Aufschluss über die Höhe der Miete und muss demnach entsprechend an die Einkommensverhältnisse angepasst sein. Daraus resultierend werden Hinweise auf die entsprechende Arbeitsbiografie gegeben. In jeder Lebensgeschichte spiegeln sich die historischen, gesellschaftlichen, kulturellen und familialen Bedingungen wider, vor deren Hintergrund sich die gemachten biografischen Erfahrungen ergeben. Biografien sind eben nicht allein an objektive Lebensumstände gekoppelt, sondern vielmehr an die subjektiven sozialen Interaktionen. Hierdurch kann eine persönliche und individuell höchst verschiedene Bedeutungszuschreibung von Ereignissen ermöglicht werden, die eine Auseinandersetzung mit den Selbst- und Fremdbildern fordert. Die einzige Instanz, die etwas über die Identität eines Menschen aussagen kann, ist der betreffende Mensch selbst. (Vgl. ebd.: 32f.)
Biografie umfasst also eine individuelle und existenzielle Konstruktion, die über das gesamte Leben durch Gefühle und Wertungen gestaltet wird. Individuelle und gesellschaftliche Dynamiken sollen synchronisiert werden, um Ereignisse, Erinnerungen und Bedeutungen so zusammenzuführen, damit ein Zusammenhang der Lebensereignisse geschaffen werden kann. (Vgl. ebd.: 33)
Doch wie nutzt die Biografiearbeit dieses Wissen? Jede Gesellschaft ist ein Produkt des Handels und der Interpretationsleistung ihrer Vorfahren. Hierzu zählen Aspekte wie soziale Rollen, Machtverhältnisse, Werte und Traditionen. Diese vorgegebene Wirklichkeit wird durch alltägliche Interaktionen von jedem Individuum verinnerlicht. Die Biografieforschung versucht demnach, die Vielschichtigkeit und Ambivalenz konkreter alltäglicher Lebenserfahrungen aus der Sicht der Betroffenen zu rekonstruieren. Dies geschieht, indem sie den Versuch unternimmt die individuelle Aneignung und Auseinandersetzung mit der vorgegebenen Wirklichkeit vor dem Hintergrund ihrer lebensgeschichtlichen Erfahrung, zu analysieren. (Vgl. ebd.: 34) Ein wichtiges Ziel ist in diesem Zusammenhang das Festhalten aller wichtigen und charakteristisch erscheinenden Details bezüglich einer Person und ihrer Lebensgeschichte. Biografiearbeit verlangt einerseits Sorgfalt im Umgang mit vorhandenen Informationen, andererseits aber auch das Verständnis, dass Fakten letztlich kein ausschlaggebendes Kriterium sind. Entscheidend ist vielmehr die individuelle Zielausrichtung, die mit den Informationen über die Lebensgeschichte des Menschen einhergeht. Auch verlangt sie eine ethisch reflektierte Auseinandersetzung mit oftmals ambivalenten Informationen sowie die Fähigkeit, sich dem demenziell erkrankten Menschen in konkreter Interaktion wie auch gedanklich offen, respektvoll und empathisch zu nähern. Eine solche Annäherung setzt entsprechendes historisches, zeit- und alltagsgeschichtliches Wissen voraus, um die Person in ihrem historischen, sozialen und kulturellen Kontext zu verstehen. (Vgl. Radzey/Kreutzner 2016: 5f.)
Um Zugang zur Biografie ausgewählter Menschen zu erhalten, bedient sich dieser Forschungszweig an einer breiten Auswahl unterschiedlicher Methoden zur Datengewinnung. Vorzugsweise werden qualitative Verfahren gewählt, da sie sich zur besseren Untersuchung der Lebenswelten und des sozialen Handels im Alltag eignen. Qualitative Forschungsmethoden werden dadurch gekennzeichnet, dass es sich um einen offenen Forschungsprozess handelt bei dem, nicht ‚objektiv‘ vorliegende, soziale Tatsachen erst in Verständigungsprozessen konstituiert und konstruiert werden. Hierdurch soll ein möglichst umfassender historisch berücksichtigender methodischer Zugang ermöglicht werden, der die Eigenperspektive der erforschten Menschen thematisiert. Obwohl die Sicht des Forschers nicht im Fokus steht, sondern die des Erforschten, sodass ihnen eine eigene Deutung der Ereignisse ermöglicht werden muss, muss der Forscher seine eigenen Anteile im Feld berücksichtigen, da er immer in die Interaktion involviert ist. (Vgl. Opitz 1998: 37f.) Die Zusammentragung der Informationen unterschiedlicher Art (äußere Fakten, von Angehörigen, der Person selbst und Beobachtungen im pflegerischen Alltag) sollte daher durch folgende Fragen geleitet und unbedingt miteinander in Relation gesetzt sein: Was macht diese Person aus? Was war und ist dieser Person wichtig? Was macht ihr Freude? Was gibt ihr Halt? Was tut ihr gut? Was hat diesen Menschen in seinem bisherigen Leben motiviert? Was treibt ihn womöglich immer noch an?. (Vgl. Radzey/Kreutzner 2016: 6f.)
Um Biografiearbeit gewährleisten zu können, muss außerdem eine Abgrenzung zur therapeutischen Arbeit erfolgen, denn Biografiearbeit ist keine Therapie. Im Unterschied zur Therapie setzt Biografiearbeit die Motivation, sich an frühere Lebensereignisse zu erinnern, voraus, denn diese stehen möglicherweise im Alter, insbesondere bei einer Demenzerkrankung, weniger zur Verfügung, wenn sie nicht fortwährend aktiviert werden. Aus diesem Grund haben Menschen, die gerne erzählen, im späten Alter ein besseres Gedächtnis an Geschehnisse aus ihrer Kindheit, Jugend und mittlerem Erwachsenenalter. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Biografiearbeit ist die mögliche Besserung der gesundheitlichen Situation im Alter, die die personale Identität festigt. Darüber hinaus beinhalten die Erzählungen eine Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie und damit persönlichkeitsinterne Reflexionen, die die Erzähler bei sich selber vollziehen und die „[…] eine Art (selbst-)therapeutischen Heilungsprozess beinhalten“ (Hirt 2003: 10). Aber kann Biografiearbeit keine gerontopsychiatrischen Probleme, wie etwa Demenz, bei Menschen lösen, die in ihrem vergangenen Leben eine pathologische Reaktion auf Verluste entwickelt haben. Mit dem Vergessen von Verlusten und der Abwehr schmerzlicher Erinnerungen ist die Bereitschaft, sich auf Erinnerungen einzulassen, nur rudimentär vorhanden. Daher ist in solchen Fällen therapeutische Arbeit zielführender, um Erinnerungen an das Leben und die Trauer zu ermöglichen. Solche Psychotherapien haben sich seit ihren Anfängen bei Freud als eine Arbeit an der Biographie entwickelt. (Vgl. ebd.: 9f./Kapitel II)
Zusammengefasst bedeutet dies, dass Biografiearbeit und therapeutische Arbeit nah beieinander liegen und sich aufeinander beziehen (können). Dennoch ist zu beachten, dass es nicht das Gleiche ist, denn eine Therapie kommt erst dann zum Einsatz, wenn die Erinnerungsfähigkeit durch traumatische Erlebnisse oder Verluste verweigert wird.
Seit vielen Jahren werden Biografiearbeit und Erinnerungspflege in der Begleitung von Menschen mit Demenz als Selbstverständlichkeit angesehen. Gemeinsam bilden diese im Rahmen einer an der Person orientierten Pflege die zentrale Grundlage. (Vgl. Radzey/Kreutzner 2016: 1) Persönliche Erinnerungen haben für Menschen mit Demenz einen besonderen Stellenwert. Der Grund hierfür liegt darin, dass das Erinnern an Menschen, Vorkommnisse und vergangene Lebensabschnitte nicht mehr verlässlich funktioniert. Wenn sich das eigene Leben nicht mehr vergegenwärtigen lässt, wird das Wissen um das eigene Selbst zunehmend fragiler. Erinnerungen an Erfolge im eigenen Leben können dabei helfen, auch in der Gegenwart eine bedeutende Rolle zu spielen. (Vgl. ebd.: 56)
In der Biografiearbeit mit demenziell erkrankten Menschen hat sich unter anderem die Methode des ‚Erinnerungskoffers‘ etabliert. Ebenso wird gemeinsames Musizieren als Methode angewandt. Beide Methoden sollen im Folgenden vorgestellt und anschließend in einem Analyseteil auf ihre Vor- und Nachteile untersucht werden, um die Frage nach ihrer Anwendbarkeit zu beantworten.
[...]
[1] Gendern: In diesem Essay wird nicht explizit gegendert werden. Die grammatikalisch männliche Form beinhaltet stets die männliche und weibliche Form.
[2] Aus eben diesem Grund soll der Begriff ‚Demenz‘ im Folgenden auf die Alzheimer-Krankheit zurückzuführen sein.