Der menschliche Schlaf als periodisch eintretender Ruhezustand des Körpers dient der Erholung des Menschen vom Alltag. Beim Schlaf gleitet der Mensch in einen „Zustand der Ruhe und des Sich-Abschließens von der Umwelt unter Herabsetzung oder Aufhebung des Tagesbewusstseins und der willkürlichen Bewegung“. Das Aufheben des Tagesbewusstseins macht es möglich Sorgen und Ängste im Schlaf zu vergessen, sofern diese nicht in Träumen erlebt werden. Zur Regernation des Körpers ist der Schlaf lebensnotwendig und kann nach körperlich schwerer Arbeit als Erlösung empfunden werden. Eine solche Erlösung durch den Schlaf wird im Gedicht Schlaf der deutsch-jüdischen Dichterin Leonore Landau, bekannt unter dem Namen Lola Landau, beschrieben. Das lyrische Ich erfährt während des Einschlafens körperliche Entspannung und löst sich von den Belastungen des Alltags. Als Gegenstück zum Einschlafen wird in Landaus Gedicht Erweckung das Aufwachen aus dem Schlaf thematisiert. Das Aufwachen wird hier als Negativerfahrung dargestellt, da das lyrische Ich gewaltsam in die Realität zurückgeholt wird.
Beide Gedichte sind Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit, wobei der Schwerpunkt auf der Interpretation des Gedichtes Schlaf liegt. Im Anschluss werden die Gedichte hinsichtlich der Realitätsflucht, der Ich-Dissoziation und der Intention verglichen, wobei Bezug auf den Expressionismus genommen wird. Anhand der Gedichte soll der Frage nachgegangen werden, ob der Mensch im Schlaf Vollkommenheit und Erfüllung findet.
1993 wurde ein Gedichtband von Hartmut Vollmer mit Lyrik expressionistischer Dichterinnen veröffentlicht um expressionistische Gedichte weiblicher Dichterinnen neu in den Fokus zu rücken. Darin sind unter anderem Gedichte von Lola Landau enthalten. Über ihr Leben und Werk wurde im Jahr 2000 durch den Philo fine arts Verlag eine Monografie von Birgitta Hamann veröffentlicht. Auch Bernadette Rieder widmete sich in ihrer Dissertation dem Werk und den Lebenswegen sechs deutschsprachiger Autorinnen in Israel, darunter Lola Landau. Insgesamt ist die Forschungsliteratur über Lola Landau und ihre Gedichte nicht sehr umfangreich. Neben einem Teilnachlass Lola Landaus im Deutschen Literaturarchiv in Marbach befindet sich ein unveröffentlichter Nachlass im Privatbesitz ihres Sohnes Andreas Marck.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Interpretation des Gedichts Schlaf...
- 2.1 Sprechsituation und Perspektive des lyrischen Ichs..
- 2.2 Inhalt und Form....
- 2.3 Sprache und stilistische Gestaltung .....
- 3 Vergleich mit dem Gedicht Erweckung
- 3.1 Inhalt und Interpretation.
- 3.2 Realitätsflucht und Ich-Dissoziation
- 4 Resümee und Ausblick.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Gedicht "Schlaf" von Lola Landau und vergleicht es mit ihrem Gedicht "Erweckung". Die Hauptziele sind die Interpretation von "Schlaf", die Analyse der verwendeten sprachlichen Mittel und der Vergleich beider Gedichte hinsichtlich Realitätsflucht und Ich-Dissoziation im Kontext des Expressionismus. Die Arbeit fragt nach der Darstellung von Vollkommenheit und Erfüllung im Schlaf.
- Interpretation des Gedichts "Schlaf" von Lola Landau
- Analyse der sprachlichen Gestaltung und stilistischen Mittel in "Schlaf"
- Vergleich von "Schlaf" und "Erweckung" bezüglich Realitätsflucht und Ich-Dissoziation
- Untersuchung der Darstellung von Schlaf als Zustand der Erlösung und Befreiung
- Einordnung der Gedichte in den Kontext des Expressionismus
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Schlaf als Erholungszustand und Regenerationsprozess ein und stellt das Gedicht "Schlaf" von Lola Landau als Untersuchungsgegenstand vor. Es wird der Vergleich mit dem Gedicht "Erweckung" angekündigt und die Forschungslage zu Lola Landau skizziert, die als spärlich beschrieben wird. Der Fokus liegt auf der Interpretation des Gedichts "Schlaf" und dem anschließenden Vergleich beider Gedichte hinsichtlich Realitätsflucht, Ich-Dissoziation und Intention im Kontext des Expressionismus. Die zentrale Forschungsfrage betrifft die Darstellung von Vollkommenheit und Erfüllung im Schlaf.
2 Interpretation des Gedichts Schlaf: Dieses Kapitel gliedert sich in drei Unterkapitel. Das erste Unterkapitel analysiert die Sprechsituation und die Perspektive des lyrischen Ichs im Gedicht "Schlaf". Es wird die distanzierte, fast objektive Betrachtung des eigenen Körpers beim Einschlafen hervorgehoben, die durch die Verwendung von Possessivpronomen und die zunehmende Distanzierung im Verlauf des Gedichts deutlich wird. Das zweite Unterkapitel befasst sich mit dem Inhalt und der Form des Gedichts. Es wird die Diskrepanz zwischen dem Titel und dem eigentlichen Inhalt (die Phase vor dem Einschlafen) herausgestellt, ebenso wie die Darstellung des Schlafs als Erlösung von der anstrengenden Arbeit und die damit verbundene Ich-Dissoziation. Das dritte Unterkapitel analysiert die Sprache und stilistische Gestaltung, die durch eine einfache Syntax, bildhafte Sprache und den Einsatz von Inversionen gekennzeichnet ist. Die formale Ordnung des Gedichts (Strophenaufbau, Reimschema) steht im Kontrast zur Provokation der Sprache, was einen Überraschungseffekt beim Leser hervorruft.
Schlüsselwörter
Lola Landau, Schlaf, Erweckung, Expressionismus, Lyrik, Ich-Dissoziation, Realitätsflucht, körperliche und seelische Erlösung, sprachliche Gestaltung, bildhafte Sprache.
Häufig gestellte Fragen: Analyse der Gedichte "Schlaf" und "Erweckung" von Lola Landau
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Gedicht "Schlaf" von Lola Landau und vergleicht es mit ihrem Gedicht "Erweckung". Der Fokus liegt auf der Interpretation von "Schlaf", der Analyse der verwendeten sprachlichen Mittel und dem Vergleich beider Gedichte hinsichtlich Realitätsflucht und Ich-Dissoziation im Kontext des Expressionismus. Die zentrale Forschungsfrage ist die Darstellung von Vollkommenheit und Erfüllung im Schlaf.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Interpretation des Gedichts "Schlaf" (mit Unterkapiteln zu Sprechsituation, Inhalt/Form und sprachlicher Gestaltung), ein Kapitel zum Vergleich mit "Erweckung" und ein Resümee/Ausblick.
Wie wird das Gedicht "Schlaf" interpretiert?
Die Interpretation von "Schlaf" analysiert die Sprechsituation und Perspektive des lyrischen Ichs (distanzierte, fast objektive Betrachtung des eigenen Körpers), den Inhalt und die Form (Diskrepanz zwischen Titel und Inhalt, Darstellung des Schlafs als Erlösung), und die sprachliche Gestaltung (einfache Syntax, bildhafte Sprache, Inversionen, Kontrast zwischen formaler Ordnung und sprachlicher Provokation).
Wie werden "Schlaf" und "Erweckung" verglichen?
Der Vergleich konzentriert sich auf die Aspekte der Realitätsflucht und Ich-Dissoziation in beiden Gedichten im Kontext des Expressionismus. Konkrete Vergleichsaspekte werden im Text detailliert dargestellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Lola Landau, Schlaf, Erweckung, Expressionismus, Lyrik, Ich-Dissoziation, Realitätsflucht, körperliche und seelische Erlösung, sprachliche Gestaltung, bildhafte Sprache.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt auf die Interpretation von "Schlaf", die Analyse der sprachlichen Mittel in diesem Gedicht und den Vergleich beider Gedichte hinsichtlich Realitätsflucht und Ich-Dissoziation ab. Sie untersucht die Darstellung von Schlaf als Zustand der Erlösung und Befreiung und ordnet die Gedichte in den Kontext des Expressionismus ein.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage betrifft die Darstellung von Vollkommenheit und Erfüllung im Schlaf in Landaus Gedichten.
Wie wird die Forschungslage zu Lola Landau beschrieben?
Die Forschungslage zu Lola Landau wird als spärlich beschrieben.
- Arbeit zitieren
- Simone Kappel (Autor:in), 2018, Der Schlaf als Erlösung vom Alltag? Die Alltagsflucht in zwei expressionistischen Gedichten von Lola Landau, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/444429