So verschieden die Avantgarden des 20. Jahrhunderts auch gewesen sind, so haben sie doch eines gemein: Immer zielten sie ab auf eine Entgrenzung der Kunst über den Rahmen ihres Systems hinaus. Es ging ihnen entweder um die Ästhetisierung der alltäglichen Lebenswelt - wie etwa im Futurismus -oder umgekehrt um das Alltäglichmachen der Kunst und ihrer Objekte - wie etwa beim Pissoir Marcel Duchamps. Dabei haben sie eine Fülle von Strategien und Techniken entwickelt, um das Publikum zu erregen, zu bewegen, zu verstören, zu irritieren und schockieren oder zu mobilisieren. Auf all diese Techniken konnte und kann avancierte Werbung zurückgreifen, um ihrerseits auf ihre Zielgruppen einzuwirken. Mehr noch: Im Zuge der modernen Entwicklung haben sich die Grenzen zwischen Kunst und Werbung selbst immer mehr verwischt, selbst und zum Teil gerade da, wo Kulturkritik die Kunst scharf vom Kommerz hat trennen wollen. Es würde den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen, die einzelnen Avantgarden differenziert zu betrachten und die Geschichte ihres Einflusses auf die Werbung zu schreiben. Daher soll hier diesbezüglich nur eine grobe Skizze gezeichnet werden. In einem ersten Schritt soll systematisch und historisch beschrieben werden, wie Kunst als Werbung sich begreifen lässt, in einem zweiten, auf welche Weise umgekehrt Werbung als Kunst sich begreift. Zum Schluss soll kurz beleuchtet werden, inwiefern dies klassische kulturkritische Positionen erschwert wenn nicht gar obsolet macht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kunst als Werbung
- Politische Kunst - Autonome Kunst
- Kunst und Werbung aus systemtheoretischer Perspektive
- Werbung als Kunst
- Ästhetisierung des Alltags – Werbung als autonome Kunst
- Werbung als politische Kunst
- Kulturkritik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Überschneidung von Kunst und Werbung in der Bundesrepublik nach 1945. Sie analysiert, wie künstlerische Strategien in der Werbung eingesetzt wurden und umgekehrt, wie Werbemethoden künstlerische Ausdrucksformen beeinflusst haben. Der Fokus liegt auf der Frage, wie diese Entwicklung klassische kulturkritische Positionen in Frage stellt.
- Die Verwendung politischer und autonomer Kunststrategien in der Werbung
- Die Ästhetisierung des Alltags durch Werbung
- Die Entwicklung der Grenzen zwischen Kunst und Kommerz
- Der Einfluss von Avantgarden auf die Werbepraxis
- Die Herausforderung klassischer Kulturkritik durch die Konvergenz von Kunst und Werbung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert die Zielsetzung der Arbeit, welche die Verflechtung von Kunst und Werbung nach 1945 im Kontext der Avantgarden des 20. Jahrhunderts untersucht. Es wird hervorgehoben, dass die Avantgarden durch ihre Bestrebungen nach Entgrenzung der Kunst neue Strategien entwickelten, die von der Werbung aufgegriffen wurden. Die Arbeit gliedert sich in die Analyse von Kunst als Werbung, Werbung als Kunst und die daraus resultierende Kritik an traditionellen kulturkritischen Positionen. Die methodische Vorgehensweise wird kurz erläutert, wobei eine differenzierte Betrachtung einzelner Avantgarden zugunsten einer systematischen Gesamtbetrachtung zurückgestellt wird.
Kunst als Werbung: Dieses Kapitel beginnt mit der Unterscheidung zwischen politischer und autonomer Kunst im Kontext der Avantgarden. Als Beispiel für politische Kunst wird Bertolt Brechts episches Theater mit seinen verfremdenden Elementen genannt, dessen Ziel die Wirkung auf das Publikum im Sinne eines marxistischen Weltmodells ist. Brechts Werbegedicht für Steyrwägen wird als Beispiel für die Verschmelzung von Kunst und Werbung angeführt. Im Gegensatz dazu wird die autonome Kunst, am Beispiel von Franz Marcs „Blauen Pferden“, dargestellt. Obwohl vordergründig nicht politisch, zielt auch diese Kunstform auf Selbstvermarktung und den Aufbau einer „Marke“ ab, indem sie sich durch spezifische Eigenschaften von anderen Kunstwerken abhebt. Das Kapitel verdeutlicht, dass selbst scheinbar autonome Kunst Strategien der Selbstpräsentation und des Verkaufs verwendet, ähnlich der Produktwerbung.
Werbung als Kunst: Dieses Kapitel beleuchtet die umgekehrte Perspektive, indem es untersucht, wie Werbung selbst als Kunstform verstanden werden kann. Die Ästhetisierung des Alltags durch Werbung wird als ein zentrales Thema herausgestellt. Es wird argumentiert, dass Werbung, durch den Einsatz künstlerischer Mittel, Autonomie erlangt und somit als eigenständige Kunstform betrachtet werden kann. Gleichzeitig wird die politische Dimension von Werbung untersucht, die durch die Manipulation von Emotionen und die Schaffung von Sehnsüchten eine Wirkung auf das Publikum hat, ähnlich der politischen Kunst. Das Kapitel verdeutlicht die komplexen Wechselwirkungen zwischen künstlerischen und werblichen Strategien.
Kulturkritik: Dieses Kapitel befasst sich mit der Herausforderung traditioneller kulturkritischer Positionen angesichts der zunehmenden Vermischung von Kunst und Werbung. Die klassische Trennung von Kunst und Kommerz wird durch die analysierten Beispiele in Frage gestellt. Das Kapitel wird sich detailliert mit der Entwicklung dieser Kulturkritik und ihrer Auseinandersetzung mit der hier dargestellten Konvergenz auseinandersetzen. Die Zusammenfassung wird aufzeigen, welche neuen Fragen sich durch die Überschneidung von Kunst und Werbung für die Kulturkritik ergeben und wie diese bewältigt werden können.
Schlüsselwörter
Werbung, Kunst, Avantgarde, politische Kunst, autonome Kunst, Ästhetisierung des Alltags, Kulturkritik, Kommerz, Brecht, Franz Marc, Systemtheorie, Selbstvermarktung, Marke.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Kunst und Werbung nach 1945
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Überschneidung von Kunst und Werbung in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945. Sie analysiert den wechselseitigen Einfluss künstlerischer Strategien auf die Werbung und umgekehrt, wie Werbemethoden künstlerische Ausdrucksformen beeinflusst haben. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Herausforderung klassischer kulturkritischer Positionen durch diese Entwicklung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Verwendung politischer und autonomer Kunststrategien in der Werbung, die Ästhetisierung des Alltags durch Werbung, die Entwicklung der Grenzen zwischen Kunst und Kommerz, den Einfluss von Avantgarden auf die Werbepraxis und die Herausforderung klassischer Kulturkritik durch die Konvergenz von Kunst und Werbung.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu „Kunst als Werbung“, ein Kapitel zu „Werbung als Kunst“, ein Kapitel zur „Kulturkritik“ und ein Fazit. Die Einleitung skizziert die Zielsetzung und Methodik. Die Hauptkapitel analysieren die wechselseitige Beeinflussung von Kunst und Werbung und deren Auswirkungen auf die Kulturkritik.
Wie wird „Kunst als Werbung“ behandelt?
Dieses Kapitel unterscheidet zwischen politischer und autonomer Kunst. Es nutzt Bertolt Brechts episches Theater als Beispiel für politische Kunst und dessen Werbegedicht für Steyrwägen als Beispiel für die Verschmelzung von Kunst und Werbung. Franz Marcs „Blaue Pferde“ dienen als Beispiel für autonome Kunst, die trotz scheinbarer Unpolitizität Strategien der Selbstvermarktung und des Markenaufbaus verwendet.
Wie wird „Werbung als Kunst“ behandelt?
Dieses Kapitel untersucht die umgekehrte Perspektive: Wie kann Werbung selbst als Kunstform verstanden werden? Die Ästhetisierung des Alltags durch Werbung und deren Erlangung von Autonomie durch den Einsatz künstlerischer Mittel stehen im Mittelpunkt. Die politische Dimension von Werbung durch Emotionsmanipulation und die Schaffung von Sehnsüchten wird ebenfalls analysiert.
Wie wird die Kulturkritik behandelt?
Das Kapitel zur Kulturkritik befasst sich mit der Herausforderung traditioneller Positionen angesichts der Vermischung von Kunst und Werbung. Die klassische Trennung von Kunst und Kommerz wird in Frage gestellt. Es wird die Entwicklung der Kulturkritik und ihre Auseinandersetzung mit der Konvergenz von Kunst und Werbung detailliert untersucht. Neue Fragen und Herausforderungen für die Kulturkritik werden aufgezeigt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Werbung, Kunst, Avantgarde, politische Kunst, autonome Kunst, Ästhetisierung des Alltags, Kulturkritik, Kommerz, Brecht, Franz Marc, Systemtheorie, Selbstvermarktung, Marke.
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Die Hausarbeit verzichtet zugunsten einer systematischen Gesamtbetrachtung auf eine differenzierte Betrachtung einzelner Avantgarden. Die methodische Vorgehensweise wird in der Einleitung kurz erläutert.
Welche Avantgarden werden betrachtet?
Die Hausarbeit betrachtet Avantgarden im Kontext der Gesamtbetrachtung der Entwicklung von Kunst und Werbung nach 1945. Eine differenzierte Analyse einzelner Avantgarden wird zugunsten einer systematischen Gesamtbetrachtung zurückgestellt.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für die akademische Nutzung bestimmt, zur Analyse von Themen im Kontext der Kunst- und Werbegeschichte nach 1945. Die Daten stammen aus einem Verlag und wurden mittels OCR gewonnen.
- Quote paper
- Sebastian Kirsch (Author), 2004, Werbung und Kunst, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/44116