Betrachtet man die aktuellen medialen Möglichkeiten von Schülerinnen und Schülern, so fällt es den Lehrpersonen in der heutigen Zeit immer schwerer, diese für die Inhalte des Unterrichts zu begeistern oder anders gesagt: zu Motivieren. Selten besteht die Möglichkeit, innerhalb eines Schulgebäudes für einen Überraschungseffekt oder ein Staunen zu sorgen, denn Filme und Bilder zu Themen des Unterrichts zu erhalten erfordert meist nur einen Suchbegriff und ein paar Klicks mit der Maus des Computers. Dies stellt Lehrerinnen und Lehrer vor eine große Herausforderung, sind doch gerade diese Effekte so förderlich für ihren Unterricht.
Aus diesem Grund ist es notwendig, Medien zu verwenden, die Schülerinnen und Schüler nicht eigenständig substituieren können, wie zum Beispiel einen außerschulischen Lernort. Denn erinnert man sich an die eigene Schulzeit, so sind es doch gerade Ausflüge und Exkursionen, die einem in guter Erinnerung geblieben sind.
Will man verstehen, warum die Effektivität eines Lernorts außerhalb des Schulgebäudes so groß ist, so ist die Betrachtung des motivationalen Aspekts erforderlich. Dazu wird im Rahmen dieser Arbeit zunächst die Selbstbestimmungstheorie nach Deci & Ryan betrachtet. Mit Einbezug der psychologischen Basisbedürfnisse und der unterschiedlichen Arten von Motivation soll sich der Thematik aus theoretischer Sicht genähert und eine Basis für die Interpretation des Schülerinterviews gelegt werden. Wie die Motivation der Exkursionsteilnehmer beobachtet werden kann, soll durch die genaue Aufschlüsselung des Fragenkatalogs aus dem Interview ermittelt werden.
Im Anschluss daran soll explizit auf das Konstrukt des außerschulischen Lernens eingegangen werden. Nach theoretischer Betrachtung des gemeinen außerschulischen Lernortes soll dann die Besonderheit der Gedenkstätte, die diesen Beobachtungen zugrunde liegt hervorgehoben werden. Es handelt sich bei dem von mir gewählten Lernort um die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald in der Nähe von Weimar. Es soll überprüft werden, ob die teilweise auftretenden emotionalen Belastungen einer solchen Gedenkstätte einen Einfluss auf die Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler hat.
Des Weiteren kann zum Vergleich des Lernverhaltens auf persönliche Erfahrungen mit der Klasse im Regelunterricht zurückgegriffen werden. Abschließend werden die Ergebnisse ausgewertet und ein Fazit zur Eignung einer solchen Gedenkstätte als außerschulischer Lernort gezogen.
Inhalt
1. EINLEITUNG
2. DIE SELBSTBESTIMMUNGSTHEORIE DER MOTIVATION
2.1. Psychologische вasisbedürfnisse des Menschen
2.2. Arten derMotivation
2.3. MOTIVATION BEOBACHTEN-Fragestellungen IM Schülerinterview
3. AUßERSCHULISCHES LERNEN - VORTEILE, HERAUSFORDERUNG UND GRENZEN
3.1. Der Einfluss von Emotionen auf die Lernmotivation der Schüler
3.2. Ergebnisse DES Interviews
4. FAZIT
5. LITERATURVERZEICHNIS
1. Einleitung
Betrachtet man die aktuellen medialen Möglichkeiten von Schülerinnen und Schülern, so fällt es den Lehrpersonen in der heutigen Zeit immer schwerer diese für die Inhalte des Unterrichts zu begeistern oder anders gesagt: Zu Motivieren. Selten besteht die Möglichkeit innerhalb eines Schulgebäudes für einen Überraschungseffekt oder ein Staunen zu sorgen, denn Filme und Bilder zu Themen des Unterrichts zu erhalten erfordert meist nur einen Suchbegriff und ein paar Klicks mit der Maus des Computers. Dies stellt Lehrerinnen und Lehrer vor eine große Herausforderung, sind doch gerade diese Effekte so förderlich für ihren Unterricht. Aus diesem Grund ist es notwendig Medien zu verwenden, die Schülerinnen und Schüler nicht eigenständig substituieren können, wie zum Beispiel einen außerschulischen Lemort. Denn erinnert man sich an die eigene Schulzeit, so sind es doch gerade Ausflüge und Exkursionen, die einem in guter Erinnerung geblieben sind.
Will man verstehen, warum die Effektivität eines Lernorts außerhalb des Schulgebäudes so groß ist, so ist die Betrachtung des motivationalen Aspekts erforderlich. Dazu wird im Rahmen dieser Arbeit zunächst die Selbstbestimmungstheorie nach Deci & Ryan betrachtet. Mit Einbezug der psychologischen Basisbedürfnisse und der unterschiedlichen Arten von Motivation, soll sich der Thematik aus theoretischer Sicht genähert und eine Basis für die Interpretation des Schülerinterviews gelegt werden. Wie die Motivation der Exkursionsteilnehmer beobachtet werden kann, soll durch die genaue Aufschlüsselung des Fragenkatalogs aus dem Interview ermittelt werden.
Im Anschluss daran soll explizit auf das Konstrukt des außerschulischen Lernens eingegangen werden. Nach theoretischer Betrachtung des gemeinen außerschulischen Lemortes soll dann die Besonderheit der Gedenkstätte, die diesen Beobachtungen zugrunde liegt hervorgehoben werden. Es handelt sich bei dem von mir gewählten Lemort um die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald in der Nähe von Weimar. Es soll überprüft werden, ob die teilweise auftretenden emotionalen Belastungen einer solchen Gedenkstätte einen Einfluss auf die Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler hat. Dazu werden Antworten auf die zuvor erläuterten Interviewfragen analysiert und am Lernort gemachte Beobachtungen des Schülerverhaltens berücksichtigt. Des Weiteren kann zum Vergleich des Lernverhaltens auf persönliche Erfahrungen mit der Klasse im Regelunterricht zurückgegriffen werden. Abschließend werden die Ergebnisse ausgewertet und ein Fazit zur Eignung einer solchen Gedenkstätte als außerschulischer Lernort gezogen.
2. Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation
Die Selbstbestimmungstheorie, entwickelt von Edward L. Deci und Richard M. Ryan, basiert als eine Art Metatheorie der menschlichen Motivation, die aus vielen kleineren Theorien besteht, auf den psychologischen Grundbedürfnissen Kompetenz, Autonomie und soziale Eingebundenheit. Diese werden in einem späteren Kapitel einzeln aufgeschlüsselt und erläutert. Die psychologischen Grundbedürfnisse werden als universelle Basis vorausgesetzt. Für die psychologische Gesundheit und effektive Funktionsweise eines Individuums ist es laut Deci & Ryan daher unabdingbar, dass diese Bedürfnisse befriedigt werden (Deci & Ryan, 2008). Im Gegensatz zu vielen anderen Theorien wird bei der Selbstbestimmungstheorie davon ausgegangen, dass es nicht auf die Quantität an Motivation, sondern auf die Qualität der Motivation ankommt. Zuvor wurde Motivation als ein gleichmäßiges Phänomen beschrieben, bei dem höchstens Unterschiede in der Intensität angenommen wurden (Deci & Ryan, 1993). Die Selbstbestimmungstheorie hingegen geht jedoch einen Schritt weiter und unterscheidet zwi- sehen autonomer Motivation, die sowohl intrinsische, als auch extrinsische Komponenten beinhaltet und der kontrollierten Motivation, die ausschließlich extrinsisch reguliert ist. Der Grad der Autonomie spielt dabei eine große Rolle, da dieser durchaus unterschiedliche Ergebnisse zur Folge hat. Autonom motivierte Menschen haben dabei ein Gefühl der Eigenständigkeit, wohingegen kontrollierte Motivation eine Art Druck auf die betroffene Person ausübt. Es hat sich gezeigt, dass autonome Motivation zu einem größeren Maß an psychologischer Gesundheit und effektiver Leistung bei Problemlösungen, sowie zu mehr Ausdauer bezüglich gesunder Verhaltensweisen führt (Deci & Ryan, 2008).
Verglichen mit anderen Theorien, die individuell erlernte Bedürfnisse in den Fokus stellen, spricht die Selbstbestimmungstheorie allen Menschen die gleichen Grundbedürfnisse zu, die nicht erlernt werden, sondern von Geburt an vorhanden sind. Dabei wird lediglich zwischen zwei individuellen Konzepten differenziert, die zur Befriedigung der Basisbedürfnisse dienen sollen. Zum einen ist dazu das Konzept der Bestrebung oder der Lebensziele zu nennen. Es wird zwischen intrinsischen, wie zum Beispiel persönliche Entwicklung und extrinsischen Lebenszielen, wie zum Beispiel Wohlstand und Ansehen unterschieden. Auch hier gilt, dass intrinsi- sehe Ziele eher mit Wohlbefinden in Verbindung gebracht werden können als extrinsisch orientierte Ziele. Ein entscheidender Faktor dabei ist, dass es nicht möglich ist intrinsische Bestrebungen zu substituieren, da dieses nicht zu einer vollkommenen Befriedigung der Bedürfnisse führen würde (Deci & Ryan, 2008).
Als zweites Konzept wird hier die Theorie der kausalen Orientierung genannt, die besagt, dass es Unterschiede bei der Orientierung zum selbstbestimmten Handeln gibt. Zum einen existiert die Möglichkeit der autonomen Orientierung, die eine Regulation des Verhaltens auf Interesse zurückführt. Diese kann als eine intrinsische Art der Regulation angesehen werden. Die kontrollierte Orientierung hingegen hat ihren Ursprung in extrinsischen Einflüssen die vorgeben, wie man sich zu verhalten hat (Deci & Ryan, 2000). Auch hier gilt, dass die Ergebnisse aus Handlungen mit autonomer und somit intrinsischer Orientierung Vorteile gegenüber denen aus kontrollierter Orientierung aufweisen.
2.1. Psychologische Basisbedürfnisse des Menschen
In diesem Kapitel soll erklärt werden, was genau unter den psychologischen Basisbedürfnissen des Menschen nach Deci & Ryan zu verstehen ist und was diese beinhalten. Abgeleitet wurden sie aus der Bedürfnispyramide von Abraham Maslow aus dem Jahre 1943. Das erste Bedürfnis ist das menschliche Verlangen nach Kompetenz. Doch was versteht man darunter? Die Kompetenz wird als eine persönliche Handlungsdisposition definiert, die eine Person dazu befähigt komplexe Aufgaben und Anforderungen zu bewältigen (Wirtz & Dorsch, 2017). Mit anderen Worten ist es eine Sammlung aus Fähigkeiten und Fertigkeiten um das tägliche Leben zu bestreiten.
Das nächste von Deci & Ryan beschriebene Basisbedürfnis, ist das nach Autonomie, welches schon durch die Begrifflichkeit selbst auf Freiwilligkeit, beziehungsweise Selbstständigkeit hinweist. Im Rahmen der Selbstbestimmungstheorie muss jedoch berücksichtigt werden, dass im Fall von Autonomie nicht von absoluter Unabhängigkeit gegenüber anderen Individuen ge- sprachen werden kann. Autonomie kann eine Willensäußerung darstellen, die jegliches Verhalten einer Person begleiten kann. Entscheidend dabei ist, dass diese Person dem Vorkommnis einen Sinn zuspricht, den sie aus eigenem Willen erkennt (Ryan & Deci, 2000). Zur Veranschaulichung könnte man hier das Beispiel eines Sehtests vor dem Erwerb einer Fahrerlaubnis sehen. Es ist ein Umstand, zu dem man verpflichtet ist, den man aber dennoch durchführt, weil man diesen Sicherheitsaspekt als sinnvoll erachtet.
Die Beschreibung des Bedürfnisses nach Autonomie könnte den Anschein erwecken, dass hier ein Widerspruch zum dritten und letzten Bedürfnis, dem Streben nach sozialer Eingebundenheit, besteht. Dies ist jedoch nicht der Fall (Ryan & Deci, 2000). Unter sozialer Eingebundenheit darf in diesem Kontext nicht die Unterordnung in ein Sozi okulturelles System verstanden werden. Sie beschreibt eher das Verlangen nach einer Verbindung zu anderen Individuen einer Gesellschaft. Dabei möchte die Person selbst andere lieben und umsorgen und das Gefühl verspüren geliebt und umsorgt zu werden (Deci & Ryan, 2000). Man kann also festhalten, dass der Mensch aufgrund dieses Grundbedürfnisses nur durch das Leben in einer soziokulturellen Gesellschaft ein vollkommen gesundes Leben führen kann.
2.2. Arten der Motivation
Wie bereits zu Beginn des Kapitels über die Selbstbestimmungstheorie erwähnt, lässt sich Motivation nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ unterscheiden. Um diese Differenzierung durchführen zu können haben Deci und Ryan im Jahr 1985 ihre zweite Untertheorie eingeführt. Dabei handelt es sich um die Theorie der organismischen Integration. Innerhalb dieser wird die Qualität der Motivation durch die Einordnung in unterschiedliche Autonomiegrade und Arten der Regulation dargestellt. Diese dient vor allem dazu die verschiedenen Formen von extrinsischer Motivation näher zu betrachten. Abbildung 1 veranschaulicht die einzelnen Typen der Motivation, welche im Anschluss daran noch einmal explizit erläutert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 : In Anlehnung an Deci & Ryan 2000
Außerhalb der eigentlichen Kategori sierung findet sich am linken Spektrum der Abbildung 1 die Amotivation. Sie stellt einen Zustand dar, in dem eine Person entweder gar nicht oder vollkommen ohne Intention agiert. Diese Situation kann durch mangelnde Wertschätzung gegenüber einer Aktivität oder Zweifel an der eigenen Befähigung zur Durchführung eintreten (Ryan & Deci, 2000).
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