Die Voraussetzung, um bei Schülern und Schülerinnen ein Verständnis für Politik zu wecken, und ihnen Einsichten in politische Zusammenhänge zu ermöglichen ist, dass der Lehrende eine klare Vorstellung von Politik hat und einen eigenen Politikbegriff entwickelt. Angesichts der Vielzahl von Politikbegriffen hat sich die Einsicht durchgesetzt, Politikbegriffe als Arbeitsbegriffe zu verstehen in dem Sinne, dass jeweils bestimmte, bewusste Akzente aus dem Politikbereich hervorgehoben werden, um die Komplexität der politischen Wirklichkeit einfangen zu können, wobei PolitiklehreInnen stets einen umfangreichen Politikbegriff im Hinterkopf haben müssen. Eine solche integrierende, strukturierende Sichtweise von Politik kann durch eine mehrdimensionale, strukturierte Betrachtung, wie durch die Unterscheidung von polity, policy und politics erreicht werden. Neben diesen Dimensionen des Politischen bietet die Politikwissenschaft den Arbeitsbegriff Politikzyklus für eine „die Fülle politischer Wirklichkeiten und Möglichkeiten bewahrenden Blick“ an. Der Begriff Politikzyklus, der Politik als „endlose Kette von Versuchen“ zur Bewältigung von gesellschaftlichen Problemen beschreibt, gliedert den Politikprozess modellhaft in auf einander aufbauende Phasen: Problem, Auseinandersetzung, Entscheidung, Vollzug der Entscheidung, Bewertung der Entscheidung und individuelle Reaktionen. Auch wenn dieser Politikbegriff eine Reihe von Vorteilen bietet, wie etwa die Veranschaulichung politischer Dynamik oder der Einfluss des öffentlichen Bewusstseins auf die Politik, darf man nicht seine Grenzen außer Acht lassen. So dient Politik nicht immer der Problembewältigung sondern auch dem Machtstreben einiger Politiker. So müssen LehrerInnen bedenken, dass sich ihr Politikbild nicht unbedingt mit dem der Schüler deckt, wenn diese Politik nicht als Problembewältigung sehen, sondern eher als „Kungelei“. Der so drohenden Gefahr des Entstehens einer Politikverdrossenheit bei den Schülern, kann der Lehrer durch Thematisierung jener Problemfelder der Politik entgehen.
Die Dimensionen des Politischen, wie der Politikzyklus sollen dazu beitragen, die Politik greifbar und vermittelbar zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- Ziel- und Inhaltsklärung
- I. Politikverständnis des Unterrichts
- II. Gewinnung eines strukturierten Überblick über das Politische
- III. Das Politische als Inhalt des Unterrichts
- IV. Notwendiges Politisches Grundwissen für die Bearbeitung des Themas
- V. Politische Urteilsbildung
- Lehr- und Lernbedingungen
- VI. Politische Einstellung und Lernvoraussetzungen der SchülerInnen
- VII. Der Einfluss der Einstellung des Lehrers auf den Unterricht
- VIII. Bedeutung der schulischen Rahmenbedingungen für den Unterricht
- Organisation des Lernprozesses
- IX. Verlaufsstruktur des Politikunterrichts
- X. Kommunikationsformen für den politischen Unterricht
- XI. Methoden für die Bearbeitung von politischen Themen
- XII. Einsatz von Medien
- XIII. Überprüfung der Lernfortschritte im Politikunterricht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das vorliegende Werk befasst sich mit der Didaktik des Politikunterrichts und zielt darauf ab, Lehrkräften ein tieferes Verständnis von Politik und der Vermittlung von politischen Zusammenhängen zu ermöglichen. Dabei werden zentrale Fragen der Unterrichtsplanung, -gestaltung und -auswertung im Kontext des Politikunterrichts beleuchtet.
- Das Politikverständnis im Unterricht und die Entwicklung eines eigenen Politikbegriffs
- Die systematische Einarbeitung in politische Themen und die Anwendung von Instrumenten wie den Dimensionen des Politischen und dem Politikzyklus
- Die Festlegung didaktischer Perspektiven und die Berücksichtigung der Schülerbedürfnisse und der Unterrichtssituation
- Die Gestaltung des Lernprozesses und die Auswahl geeigneter Methoden, Kommunikationsformen und Medien
- Die Überprüfung des Lernfortschritts und die Förderung von politischer Analyse-, Urteils- und Handlungsfähigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
I. Politikverständnis des Unterrichts: Dieses Kapitel behandelt die Bedeutung eines klaren Politikverständnisses für Lehrende. Es wird die Vielfältigkeit von Politikbegriffen beleuchtet und die Notwendigkeit eines integrierenden Politikbegriffs betont, der die Komplexität der politischen Wirklichkeit erfassen kann. Der Politikzyklus als ein Arbeitsbegriff wird vorgestellt und seine Anwendungsmöglichkeiten sowie seine Grenzen diskutiert.
II. Gewinnung eines strukturierten Überblicks über das Politische: Dieses Kapitel befasst sich mit der systematischen Einarbeitung in politische Themen. Die Anwendung der Dimensionen des Politischen und des Politikzyklus als Analyse- und Suchinstrumente wird erläutert. Es wird betont, dass diese Modelle zwar hilfreich sind, aber auch ihre Grenzen haben und die politische Wirklichkeit nur annähernd abbilden können.
III. Das Politische als Inhalt des Unterrichts: Dieses Kapitel widmet sich der Planung des Politikunterrichts und der Auswahl von Schwerpunkten. Es werden die Notwendigkeit einer didaktischen Perspektive und die Bedeutung der Berücksichtigung der Schülerbedürfnisse und der Unterrichtssituation hervorgehoben. Verschiedene didaktische Perspektiven, die auf den Dimensionen des Politischen und dem Politikzyklus basieren, werden vorgestellt.
Schlüsselwörter
Politikunterricht, Politikverständnis, Politikbegriff, Dimensionen des Politischen, Politikzyklus, didaktische Perspektive, Unterrichtsplanung, Lernprozess, Methoden, Kommunikation, Medien, Schülerbedürfnisse, politische Urteilsbildung.
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- Anonym (Author), 2000, Planungsfragen der Politikdidaktik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/43207