Im gesellschaftlichen Bezug zu Verhaltensstörungen bei Kindern gibt es verschiedene Aspekte. Die Aggression beispielsweise wird im Zusammenhang mit den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsprozessen und psychosozialen (auf das Erleben und Verhalten einer Person bezogen, insoweit es ihre Interaktion/Wechselbeziehung mit anderen Personen/Personengruppen oder/und Handlungen betrifft) Faktoren erklärt.
Verhaltensstörungen werden auch im Zusammenhang mit der Modernisierung in der Gesellschaft und der damit verbundenen Auflösung eines sozialen Zusammenhaltes innerhalb einer Gruppe erwähnt. In diesem Sinne stehen hier die Auflösungen der Familienstrukturen im Vordergrund. Die sich auflösenden Familienstrukturen und die damit verbundenen Identitätsprobleme vermitteln den Kindern eine Wert- und Orientierungslosigkeit, die ebenfalls zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann.
Meist werden auch die sozial benachteiligten Lebensbedingungen wie Armut, Arbeitslosigkeit der Eltern oder ungünstige Wohnverhältnisse für die Entstehung von Aggressionen verantwortlich gemacht. Im gesellschaftlichen Kontext mit der Entstehung von Verhaltensstörungen stehen auch ein ungünstiger Erziehungsstil, Gewalt, Misshandlungen, Vernachlässigungen oder Verwahrlosungen in Familien sowie das schulische Umfeld.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Der gesellschaftliche Bezug zu den Störbildern
III. Psychische Verhaltensstörungen
1. Emotionale Störung mit Trennungsangst
a.) Definition nach ICD-10
b.) Ursachen für emotionale Trennungsangst
c.) Beobachtung und Dokumentation durch den Erzieher
d.) Möglichkeiten durch den Erzieher
2. Aggressives Verhalten
a.) Definition
b.) Ursachen für aggressives Verhalten
c.) Beobachtung und Dokumentation
d.) Möglichkeiten durch den Erzieher
IV. Fazit
V. Literaturverzeichnis
VI. Anlagenverzeichnis
VII. Anlagen
I. Einleitung
Während meines zweiten Praktikums im Schulsozialdienst der Dittesschule hatte ich Begegnungen mit verhaltensauffälligen Kindern. Diese äußerten sich meist in einem negativen, sprich aggressiven Verhalten gegenüber ihren Mitschülern sowohl auch ihrer Lehrerin.
Bei Erstklässlern konnte ich weiterhin beobachten, dass einige Schüler schüchtern bis verängstigt waren.
Durch Gespräche konnte ich herausfinden, dass die neue Umgebung und die Trennung zum einen vom gewöhnten Kindergartenleben sowohl von ihren Eltern dafür verantwortlich waren.
In meiner Facharbeit möchte ich speziell auf die Verhaltens und - emotionalen Störbilder bei Kindern eingehen und hier besonders auf die Trennungsangst (internalisierend) und dem aggressiven Verhalten (externalisierend).
Durch ein aggressives Verhalten werden die Kinder meist sozial isoliert. Andere Kinder in ihrer Umwelt haben vor ihnen Angst oder fühlen sich durch diese Kinder beim Spiel bzw. im Unterricht gestört. Bei schüchternen, zurückhaltenden Kindern ist die Gefahr groß, dass sie nicht als problematisch sowie deren Probleme „ bemerkt“/ wahrgenommen werden.
Kinder mit sozialen und emotionalen Störbildern fällt der Kontakt zu ihresgleichen und Erwachsenen meistens schwer.
Diese Isolation bedeutet für die betroffenen Kinder noch mehr emotionaler Stress und ständige Einsamkeit.
Das Resultat daraus könnte die Empathiefähigkeit erschweren und den Zugang zu Freundschaften verwehren. Werden diese Störbilder nicht erkannt und dem Kind nicht geholfen, können diese psychischen Störbilder lebenslang bestehen bleiben und das Kind in seiner Entwicklung beeinträchtigen.
Ich möchte in meiner Facharbeit auf die oben genannten Störbilder eingehen und die Notwendigkeit der Einflussnahme und deren Möglichkeiten aufzeigen.
II. Der gesellschaftliche Bezug zu den Störbildern
Im gesellschaftlichen Bezug zu Verhaltensstörungen bei Kindern gibt es verschiedene Aspekte.
Die Aggression beispielsweise wird im Zusammenhang mit dem gesamt gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen und psychosozialen (auf das Erleben und Verhalten einer Person bezogen, insoweit es ihre Interaktion/Wechselbeziehung mit anderen Personen / Personengruppen oder/und Handlungen betrifft) Faktoren erklärt.
[1] Verhaltensstörungen werden auch im Zusammenhang mit der Modernisierung in der Gesellschaft und der damit verbundenen Auflösung eines sozialen Zusammenhaltes innerhalb einer Gruppe erwähnt. In diesem Sinne stehen, hier die Auflösungen der Familienstrukturen im Vordergrund.
Die auflösenden Familienstrukturen und die damit verbundenen Identitätsprobleme vermitteln den Kindern eine Wert- und Orientierungslosigkeit, die ebenfalls zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann.
Meist werden auch die sozial benachteiligten Lebensbedingungen wie Armut, Arbeitslosigkeit der Eltern oder ungünstige Wohnverhältnisse für die Entstehung von Aggressionen verantwortlich gemacht.
Im gesellschaftlichen Kontext mit der Entstehung von Verhaltensstörungen stehen auch ein ungünstiger Erziehungsstil, Gewalt, Misshandlungen, Vernachlässigungen oder Verwahrlosungen in Familien sowie das schulische Umfeld.
Abschließend kann gesagt werden, dass ein breites Spektrum für die Entstehung von Verhaltensstörungen in der Gesellschaft bekannt ist und diese dafür verantwortlich gemacht werden.
III. Psychische Verhaltensstörungen
Vorab sei hier erwähnt, dass diese Verhaltensstörungen nur von Psychologen oder Ärzten diagnostiziert werden dürfen.
Psychische Verhaltensstörungen werden in drei Kategorien gegliedert.
1. Verhaltens- und emotionalen Störungen, zu diesen Störbildern gehören externalisierend, ein aggressives, oppositionelles oder hyperaktives Verhalten und ein internalisierendes Verhalten wie die Trennungsangst, soziale Angst und generalisierte Angst.
2. Umschriebene Entwicklungsstörungen, hierzu zählen die Störungen der schulischen Fertigkeiten, der motorischen Fähigkeiten und die Störungen der Sprache bzw. des Sprechens.
3. Tiefgreifende Entwicklungsstörungen, hierzu zählen der frühkindliche Autismus, der Atypische Autismus, das Rett-Syndrom, das Asperger-Syndrom.
Erklärung zu 1.
Externalisierend, bedeutet das Verhalten ist nach außen gerichtet, es ist unangemessen und wirkt störend. Zu dem externalisierenden Verhalten gehört das aggressive Verhalten, dieses wird im Verlauf dieser Facharbeit näher erläutert.
Zu dieser Kategorie gehört auch das oppositionelle (Trotzverhalten) Verhalten, es ist gekennzeichnet durch Ablehnung von Regeln und Anweisungen der Bezugspersonen wie die Eltern, Großeltern oder anderen Verwandten und Bekannten, aber auch aller anderen mit zu erziehenden Personen, wie Erzieher oder Lehrer. Die häufigsten Merkmale eines oppositionellen Verhaltens der Kinder und Jugendlichen sind Feindseligkeit und das abwälzen für eigenes Fehlverhalten auf andere sowie ein ständiges verärgert sein. Die Kinder haben eine geringe Frustrationstoleranz. Das hyperaktive Verhalten ist ebenfalls externalisieren und ist gekennzeichnet von Unaufmerksamkeit, von Hyperaktivität und Impulsivität. Hierzu zählen die Störung ADS und ADHS.
[2] Definition zu ADS und ADHS in der Anlage A1.
Internalisierend, bedeutet das Verhalten der Kinder ist „nach innen“ gerichtet. Kinder und Jugendliche mit diesem Verhalten sind meist ruhig und unauffällig und werden leicht „übersehen“ und gelten als unproblematisch. Diese Kinder leiden häufig an verschiedenen Ängsten, wie beispielsweise der Trennungsangst, diese wird speziell im weiteren Verlauf der Facharbeit erklärt.
Zu den häufigsten Ängsten gehört die soziale Angst. Merkmale dieser Angst sind das anhaltende Vermeiden von Situationen mit Mitmenschen, körperlich bemerkbar durch zittern und schwitzen.
Menschen mit sozialer Angst haben Angst von ihren Mitmenschen abgelehnt zu werden und im Extremfall wird jeder Situation aus dem Weg gegangen, manche Menschen verlassen nicht mehr ihr zu Hause. Kinder mit dieser Verhaltensstörung haben wenige bis keine Freunde und vermeiden soziale Kontakte.
Die generalisierte Angst gehört ebenfalls zu den internalisierenden Verhaltensstörungen und ist gekennzeichnet durch viele verschiedene Ängste und Sorgen, in verschiedenen Situationen wie bei vielen Aktivitäten die ein Kind haben kann. Auffallend sind Ruhelosigkeit, Nervosität, Konzentrationsprobleme und eventuelle Schlafstörungen.
Erklärung zu 2.
Umschriebene Entwicklungsstörungen sind gekennzeichnet durch ein isoliertes Auftreten von bestimmten Defiziten in begrenzten Bereichen. Das Leistungsniveau und die Intelligenz eines Kindes mit dieser Störung sind meist niedriger als das in einem bestimmten Alter zu erwarten wäre. Zu diesen Störbildern gehören Entwicklungsstörungen der schulischen Fertigkeiten, auffallend ist hier die Lese-Rechtschreibschwäche (LRS). Die Entwicklungsstörung der motorischen Funktion beinhaltet die Störung des Rechnens (Dyskalkulie).
Die Entwicklungsstörung der Sprache und des Sprechens beinhaltet eine kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten.
Erklärung zu 3.
Tief greifende Entwicklungsstörungen bestehen meist von der frühen Kindheit an.
Es besteht meist eine allgemeine kognitive Beeinträchtigung und diese Störung ist durch ein Verhalten gekennzeichnet, das nicht dem Intelligenzalter des Kindes entspricht.
Hierzu gehören der frühkindliche Autismus, der Atypische Autismus, das Rett-Syndrom und das Asperger-Syndrom. [3] Nähere Erklärung hierzu in der Anlage A2.
Abschließend zu den psychischen Störbildern kann gesagt werden, die psychischen Verhaltensstörungen im Kindesalter werden wie im gesellschaftlichen Bezug beschrieben, durch ein breites Spektrum an Ursachen hervorgerufen. Bei der Entstehung von Verhaltensstörungen ist nicht nur ein Faktor verantwortlich, sondern immer mehrere, sei es biologisch, sozial, psychosozial, familiär oder durch das weitere Umfeld des Kindes.
Verhaltensstörungen bei Kindern zeigen sich oft in der frühen Kindheit und können langfristig bestehen bleiben, wenn keine Gegenmaßnahmen zur Unterstützung des Kindes erfolgen.
1. Emotionale Störung mit Trennungsangst
a.) Definition nach ICD-10
„F93.- Emotionale Störung des Kindesalters, diese stellen in erster Linie Verstärkungen normaler Entwicklungstrends dar und weniger eigenständiger, qualitativ abnorme Phänomene.
Die Entwicklungsbezogenheit ist das diagnostische Schlüsselmerkmal für die Unterscheidung der emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit von den neurotischen Störungen.“
„F93.0 Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters.
Eine Störung mit Trennungsangst soll nur dann diagnostiziert werden, wenn die Furcht vor Trennung den Kern der Angst darstellt und wenn eine solche Angst erstmals während der frühen Kindheit auftrat. Sie unterscheidet sich von normaler Trennungsangst durch eine unübliche Ausprägung, eine abnormale Dauer über die typische Altersstufe hinaus und durch deutliche Probleme in sozialen Funktionen.“[4] (Anlage A 3)
Was sind Emotionen?
Das Wort Emotion stammt aus dem lateinischem ex"heraus" und motio"Bewegung, Erregung" ab. Es ist ein Prozess, der durch die kognitive Bewertung eines Objekts oder einer Situation ausgelöst wird und mit einem subjektiven Gefühlserleben und einer Veränderung der Verhaltensbereitschaft einhergeht. Emotionen treten beim Menschen und bei höheren Tieren auf. Eine Emotion bezeichnet eine seelische Erregung, eine Gemütsbewegung, einen Gefühlszustand, deswegen werden Emotionen auch Gefühle genannt.
Emotionen sind Erregungszustände, die das Verhalten von Menschen beeinflussen.
Es gibt primäre Emotionen, wie Freude, Trauer, Furcht, Ärger, Überraschung und Ekel. Und es gibt sekundäre Emotionen, wie Verlegenheit, Eifersucht, Schuld und Stolz.
„ Angst ist die allgemein umfassende Bezeichnung für emotionale Erregungszustände, die auf die Wahrnehmung von Hinweisen, auf mehr oder weniger konkrete bzw. realistische Erwartungen oder allgemeine Vorstellungen physischer Gefährdung oder psychischer Bedrohung zurückgehen. Angstzustände äußern sich in Gefühlen der Spannung bzw. Betroffenheit und gehen mit ausgeprägten autonomen Veränderungen einher.
Bezieht sich Angst auf intensive, schmerzhafte Reize oder akute, lebensbedrohliche Gefahren, so dominieren körperliche Erregungsanzeichen, wie z.B. Zunahme der Herzfrequenz, Gefäßveränderungen, Pupillenerweiterung, Kälte- und Hitzeempfindungen, Zittern, Übelkeitsgefühl, ggf. Verlust der Schließmuskelkontrolle.
Die Symptome gleichen angeborenen Defensiv- und Schreckreaktionen. Die Veränderung der Motorik, z.B. Erstarren, Bewegungssturm, Einleitung massiver Abwehr- oder Fluchtbewegungen gleichen dabei der von Cannon beschriebenen Notfallreaktion.
Bei den alltäglichen Ängsten und Befürchtungen dagegen dominieren kognitive Bewertungsprozesse, die sich auf die Erwartung einer möglichen Bedrohung oder Gefahr im Lichte der Bewältigungschancen beziehen“.[5]
Was ist Trennungsangst?
Trennungsangst bedeutet, wie das Wort selbst schon erklärt, die Angst vor einer Trennung. Sowohl Kinder als Erwachsene können unter Trennungsangst leiden. Die Angst bezieht sich auf die Trennung von zuhause oder von Bezugspersonen. In der Entwicklung des Kindes gehört eine normale Trennungsangst im Alter zwischen dem achten und achtzehnten Lebensmonat dazu. Diese Angst wird in der Gesellschaft auch „fremdeln“ genannt. Sie bedeutet für das Kind eine Trennung von der Bezugsperson, beispielsweise bei der Eingewöhnung in den Kindergarten. Aber auch im Dunkeln und/oder wenn die Kinder alleine sind, tritt die Angst besonders häufig auf. Diese Ängste sind in der Entwicklung des Kindes normal und gehören zum Reifeprozess dazu.
Eine emotionale Störung mit Trennungsangst ist gekennzeichnet durch bestimmte körperliche Begleiterscheinungen, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schlaflosigkeit.
In vielen Fällen wird die Sekundärsymptomatik behandelt und der eigentliche Grund für die körperlichen Beschwerden bleibt meist unentdeckt und unbehandelt.
Eine Störung mit Trennungsangst kann erkannt werden an folgenden Gesichtspunkten:
- der Sorge, dass Bezugspersonen etwas schreckliches passieren könnte, dass sie weggehen und nie wieder kommen,
- der Sorge, dass ein schlimmes Ereignis, wie Entführung, Unfall oder Tod, das Kind von seiner wichtigsten Bezugsperson getrennt wird,
- einer andauernden Verweigerung, aus Furcht vor der Trennung, den Kindergarten oder die Schule zu besuchen,
- nicht altersgemäßer und ständiger Abneigung oder Verweigerung, ohne Anwesenheit einer Bezugsperson ins Bett zu gehen,
- dauernder unangemessener Angst, ohne die Hauptbezugsperson zu Hause zu sein,
- wiederholte Alpträume über die Trennung
- ausgeprägtem Traurig sein vor, während und nach der Trennung von einer Bezugsperson.
Beginnt eine Angststörung sehr früh und geht sie einher mit Überängstlichkeit, besteht die Gefahr, im späteren Leben andere Angststörungen zu entwickeln.
[...]
[1] Vgl. http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000000982/03_Kapitel3.pdf?hosts=. 3 Entstehungsursachen aggressiven Verhalten; 3 Wie entsteht Aggression Seite 53
[2] http://www.onmeda.de/krankheiten/adhs-definition-1742-2.html. (September 2013).
[3] ICD-Code, ICD-10-GM: F84.- Tief greifende Entwicklungsstörungen http://www.icd-code.de/suche/icd/code/F84.-.html?sp=Stiefgreifende%20entwicklungsst%F6rung (Version 2013).
[4] Aus: ICD-10-GM (Hrsg.): Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. Emotionale Störung des Kindesalters. Version 2013.
[5] Fröhlich, Werner D.: Wörterbuch Psychologie. In: Hrsg. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München 26., überarbeitete und erweiterte Auflage Juni 2008. Seite 61