Sind Versicherer im Falle eines Großereignisses zahlungsfähig? Soll das Risiko auf den Kapitalmarkt übertragen oder eine klassische Rückversicherung abgeschlossen werden? Vor diesem Hintergrund beleuchtet diese Arbeit in den folgenden beiden Kapiteln zum einen die Entwicklung und die Auswirkungen von Katastrophenereignissen auf die Versicherungsbranche sowie zum anderen die klassische und die alternative Methode für den Transfer von Katastrophenrisiken.
Es soll durch eine SWOT-Analyse der beiden Methoden sowie durch eine Gegenüberstellung der Erkenntnisse deduktiv die Frage geklärt werden, ob eine der beiden Varianten für einen Erstversicherer vorteilhafter ist oder ob die Entscheidung für welche Variante dieser sich entscheidet indifferent ist und von welchen Faktoren dies abhängig ist.
Die Veränderung des Klimas auf der Erde ist eines der Themen des 21. Jahrhunderts. Der Klimawandel schreitet immer weiter voran und die entstandenen Schäden durch Katastrophenereignisse steigen ebenfalls kontinuierlich. Das Wetter ist somit nicht nur ein Umweltthema. Es ist auch ein signifikanter Faktor, der die Weltwirtschaft direkt oder indirekt beeinflusst. Zugleich entstand in der Versicherungsbranche eine Diskussion über die Kapitalbasis von Versicherungsunternehmen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Katastrophen
2.1 Katastrophenereignisse und deren Entwicklung
2.2 Auswirkungen auf die Versicherungsbranche
3 Klassischer Risikotransfer mittels Rückversicherung
3.1 Grundlagen und Modelle der Rückversicherung
3.2 Atomisierung von Risiken durch Rückversicherung
4 Alternativer Risikotransfer mittels Katastrophenanleihen
4.1 Grundlagen von Katastrophenanleihen
4.2 Anleihespezifische Merkmale
4.3 Trigger-Events und Bewertung von Katastrophenanleihen
5 Analyse von Rückversicherung und Katastrophenanleihe
5.1 SWOT-Analyse zur Rückversicherung
5.2 SWOT-Analyse zu Katastrophenanleihen
5.3 Vergleich zwischen Rückversicherung und Katastrophenanleihe
6 Fazit
Anhang und Anlagen
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 : Anzahl der weltweiten Katastrophenereignisse von 1970-2016
Abbildung 2: Gesamte und versicherte Schäden 1980 - 2016 in Mrd. USD
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Rückzahlungsstaffelung des Nominalwertes eines Cat-Bonds
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die Veränderung des Klimas auf der Erde ist eines der Themen des 21. Jahrhunderts. Der Klimawandel schreitet immer weiter voran und die entstandenen Schäden durch KataStrophenereignisse steigen ebenfalls kontinuierlich.[1] Das Wetter ist somit nicht nur ein Umweltthema. Es ist auch ein signifikanter Faktor, der die Weltwirtschaft direkt oder indirekt beeinflusst.[2] Zugleich entstand in der Versicherungsbranche eine Diskussion über die Kapitalbasis von Versicherungsunternehmen. Sind Versicherer im Falle eines Großereignisses zahlungsfähig? Soll das Risiko auf den Kapitalmarkt übertragen oder eine klassische Rückversicherung abgeschlossen werden?[3] Vor diesem Hintergrund beleuchtet diese Arbeit in den folgenden beiden Kapiteln zum einen die Entwicklung und die Auswirkungen von Katastrophenereignissen auf die Versicherungsbranche sowie zum anderen die klassische und die alternative Methode für den Transfer von Katastrophenrisiken. Es soll durch eine im fünften Kapitel durchgeführte SWOT-Analyse der beiden Methoden sowie durch eine Gegenüberstellung der Erkenntnisse deduktiv die Frage geklärt werden, ob eine der beiden Varianten für einen Erstversicherer vorteilhafter ist oder ob die Entscheidung für welche Variante dieser sich entscheidet indifferent ist und von welchen Faktoren dies abhängig ist.
2 Katastrophen
2.1 Katastrophenereignisse und deren Entwicklung
Das Wort Katastrophe kommt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet ״Um- kehr“ oder ״Wendung“. Es stand in der Antike für eine ״entscheidende Wendung, zum negativen, als Schlusshandlung im Drama“.[4] Der Begriff als solches ist in der Literatur nicht exakt abgegrenzt, man kann ihn jedoch als unvorhersehbares, seltenes und unregelmäßig auftretendes Ereignis mit hohem Schadenspotential sowie mit Auswirkungen auf weite Bevölkerungsteile charakterisieren.[5] Die Versicherungswirtschaft stuft Katastrophen als low frequency-/ high severity-Risiken ein. Dies bedeutet, dass Katastrophen eine geringe Eintrittswahrscheinlichkeit haben (low frequency), dafür aber eine hohe Schadenssumme aufweisen (high severity).[6]
Gemäß ihrer Ursache unterscheidet die Literatur zwischen zwei grundlegenden Arten von Katastrophen. Zum einen gibt es sogenannte Man-Made Katastrophen, welche durch menschliches Wirken verursacht werden, Z.B. Terroranschläge oder Kriegsereignisse. Zum anderen gibt es Naturkatastrophen, bei denen das Einwirken der verschiedenen Naturkräfte die Ursache darstellt.[7] Die Munich Re unterteilt die einzelnen Naturkatstrophen in die folgenden Ereignisgruppen:[8]
Geophysikalisch (Erdbeben, Tsunami, vulkanische Aktivität)
Meteorologisch (Tropischer Sturm, außertropischer Sturm, lokaler Sturm) Hydrologisch (Überschwemmungen, Massenbewegung)
Klimatologisch (Extremtemperaturen, Dürre, Waldbrand).
Betrachtet man die Entwicklung der Katastrophenereignisse von 1970 bis 2016 ist ein Anstieg der Ereignisse zu erkennen (siehe Abbildung 1 : Anzahl der weltweiten Katastrophenereignisse von 1970 - 2016). 1975 waren es noch ca. 50 schwere Naturkatastrophen weltweit. 2016 verzeichnete die Swiss Re bereits 191 Naturkatastrophen, das entspricht knapp einer Vervierfachung der Ereignisse innerhalb von 41 Jahren.[9] Interessant dabei ist, dass diese Entwicklung hauptsächlich auf den Anstieg der meteorologischen sowie hydrologischen Ereignisse zurückzuführen ist.[10] Dieser Trend ist sowohl in der Sigma
Datenbank[11] der Swiss Re, als auch in der NatCatSERVICE Datenbank[12] der Munich Re, zu erkennen[13].
Abbildung 1: Anzahl der weltweiten Katastrophenereignisse von 1970 - 2016
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Swiss Re (2017). s. 3.
Zu erklären ist dieser Anstieg unter anderem durch die Entwicklung der globalen DurchSchnittstemperatur aufgrund des weltweiten steigenden C02-Ausstoßes, welcher sich von 1970 bis 2016 von ca. 16,5 Milliarden Tonnen auf 34,8 Milliarden Tonnen mehr als verdoppelt hat.[14]
2.2 Auswirkungen auf die Versicherungsbranche
Die in Kapitel 2.1 betrachtete Entwicklung der Katastrophenereignisse hat zudem große Auswirkungen auf die Versicherungsbranche. Ein Blick auf die Historie der Höhe der Gesamtschäden im Vergleich zu den davon versicherten Schäden zeigt, dass die Gesamtschaden einem zunehmenden Trend folgen, das Verhältnis zu den davon versicherten Schäden jedoch nicht gleichmäßig steigt (siehe Abbildung 2: Gesamte und versicherte Schäden 1980 - 2016 m Mrd. USD).
Abbildung 2: Gesamte und versicherte Schäden 1980 - 2016 in Mrd. USD
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Munich Re. (2017). s. 56.
Es stellt sich somit die Frage, ob Versicherer zukünftig in der Lage sind, die zu erwartenden Versicherungssummen und das damit verbundene Risiko zu tragen. Hierzu ist die Berechnung des Schadenspotentials eines Ereignisses wichtig. Für die Ermittlung der Wahrscheinlichkeit des gesamten Schadenpotentials werden bei der Risikokalkulation eines Versicherers die Parameter der relativen Schadenshäufigkeit sowie der Schadenshöhe berücksichtigt.[15] Bei der Kalkulation von Katastrophenrisiken wird zudem noch der Possible Maximum Loss berechnet.[16] Nach allen Berechnungen bleibt jedoch immer ein versicherungstechnisches Restrisiko übrig.[17]
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Versicherungswirtschaft im Bereich der Versiehe- rung von Katastrophenrisiken vor einer Problematik steht. Die beschriebenen Parameter erhöhen sich ständig und somit erhöht sich auch der maximal mögliche Verlust und das zu tragende Risiko eines Versicherers. Im Jahr 2011 wurde das mögliche Ausmaß einer Naturkatastrophe für die Versicherungswirtschaft deutlich. Das Erdbeben in Japan verursachte Sachschäden in Höhe von insgesamt ca. 20 Milliarden US Dollar.[18] Die davon versicherten Schäden beliefen sich laut Swiss Re auf 4,9 Milliarden US Dollar. Die Scha den-Kosten-Quote der Swiss Re im Rückversicherungsgeschäft lag in diesem Jahr beispielsweise bei 163,7 Prozent.[19] Der kritische Schwellenwert, an dem ein versicherungstechnischer Verlust entsteht, hegt bei 100 Prozent.[20] Für kleinere und lokal agierende Versicherungsgesellschaften stellt die Aufnahme von Katastrophenrisiken häufig ein hohes Risiko einer Insolvenz dar. Es ist also sorgfältig zu prüfen, ob ein Risiko auch versicherbar ist und die entsprechenden Kriterien hierfür erfüllt sind (siehe Anhang II: Kriterien der Versicherbarkeit von Risiken). Ist einem Versicherer das Risiko dennoch zu hoch, hat er drei Möglichkeiten: auf das Angebot solcher Verträge verzichten, den Risikoaufschlag deutlich erhöhen, um die Combined Ratio zu verbessern oder das Risiko auf einen Rückversicherer, den Kapitalmarkt oder Dritte übertragen.
[...]
[1] Vgl. Munich Re, Naturkatastrophen, 2017, s. 56.
[2] Vgl. http://www.smartasset.co1n/mortgage/5-ways-the-weather-affects-the-economy, Zugriff am 08.05.2018.
[3] Vgl. Cuimnins, D. J., Doherty, N. A., & Lo, A., Measuring Capacity, 2002, s. 557 ff.
[4] Vgl. http://www.duden.de/n0de/676514/view, Zugriff 08.05.2018.
[5] Vgl. Dong, w., Shah, H., Wong, F., Pricing, 1996, s. 202.
[6] Vgl. Romeike, F., Finke, R., Erfolgsfaktor, 2003, s. 252.
[7] Vgl. Kuck, A., Abgrenzung, 2000, s. 9 ff.
[8] Vgl. Munich Re, Naturkatastrophen, 2017, s. 54 f.
[9] Vgl. Swiss Re, SIGMA, 2017, s. 3.
[10] Vgl. Munich Re, Naturkatstrophen, 2017, s. 56.
[11] Erfasst nur Ereignisse, deren Schäden bestimmte Schwellenwerte übersteigen (siehe Anhang I: Schwellenwerte für Katastrophenereignisse der Sigma Datenbank).
[12] Erfasst jegliche Ereignisse, bei denen es zu Personen- und Sachschäden kommt.
[13] Vgl. http://www.municl1re.con1/de/reinsurance/business/non-life/natcatservice/index.htn11, Zugriff am 17.04.2018; http://www.institute.swissre.con1/researcl1/overview/, Zugriff am 17.04.2018.
[14] Vgl. http://www.statista.com/statistik/daten/studie/37187/umfrage/der-weltweite-co2-ausstoss-seit- 1751/, Zugriff am 18.04.2018.
[15] Vgl. Famy, D., Versichemngsbetriebslelire, 2011, s. 29.
[16] Vgl. ebd., s. 38 f.
[17] Vgl. ebd. s. 78.
[18] Vgl. Guha-Sapi, D., et al.. Annual Disaster, 2016, s. 36.
[19] Vgl. http://www.fr.de/wirtschaft/swiss-re-stuerzt-tief-in-die-roten-zahlen-a-914750, Zugriff am 03.04.2018.
[20] Vgl. R+V Versicherung AG, Geschäftsbericht 2017, s. 82.