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Hausarbeit, 2017
14 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Begriffsbestimmung
2.1. Heterogenität
2.2. Heterogenität im schulischen Kontext
2.2.1. Dimensionen der Heterogenität in der Schule
3. Unterschiedliche Umgangsweisen mit Heterogenität
3.1. Modelle zum Umgang mit Heterogenität
3.1.1. Das Separierungsmodell
3.1.2. Das Anpassungsmodell
3.1.3. Das Ergänzungsmodell
3.2. Übertragung der Modelle auf das Konzept „Schule“
3.2.1. Die Koedukationsdebatte
3.2.2. Die interkulturelle Debatte
3.2.3. Die Integrationsdebatte
4. Kritik am deutschen Bildungssystem
4.1. Inklusive Schule als Gegenmodell
4.1.1. Index für Inklusion
5. Fazit
6. Verzeichnisse
6.1. Literaturverzeichnis
6.2. Internetquellen
Dieses Zitat von Hermann-Josef Kuckartz soll deutlich machen, dass Heterogenität zu den Bestandteilen unseres Alltags gehört und in verschiedenen Facetten aufzufinden ist. Um den Facettenreichtum von Heterogenität fundiert erfassen zu können, differenziert Bartnitzky[1] den Terminus in sieben Kategorien. Er unterscheidet die Heterogenität zwischen Mädchen und Jungen, die Heterogenität der individuellen Lerndisposition, die Heterogenität des sozioökonomischen Hintergrunds, die ethnische und kulturelle Heterogenität, die sprachliche Heterogenität, die religiöse bzw. weltanschauliche Heterogenität und die Heterogenität spezieller Bedürfnisse (vgl. Karteikarte 2016).
Das Thema „Umgang mit Heterogenität“ ist nicht nur eines der wichtigsten Themen im Alltag der Menschen, sondern auch eines der relevantesten Themen bei der anstehenden Umstrukturierung des deutschen Schulwesens (vgl. Boller/ Rosowski/ Stroot 2007:7). Das Erfassen der begleitenden Chancen und Risiken von Heterogenität war schon immer ein Thema der Schulpädagogik. In der heutigen Zeit wird dem Thema Heterogenität und dem Umgang mit ihr in der Schule, im Unterricht und in der Gesellschaft aktuelle Bedeutung beigemessen (vgl. Grunder/Gut 2009: 7). Im Mittelpunkt von verschiedenen pädagogischen Veröffentlichungen steht die Forderung nach einem effizienten Umgang mit Heterogenität. Schlagworte, wie „Individuelle Förderung, neue Lernkultur, Flexibilisierung von Bildungswesen und Chancengleichheit“ treten gleichlaufend in Erscheinung und werden dabei verschiedenartig und kontrovers debattiert. Häufig wird dabei die Verschiedenheit der Schüler und Schülerinnen betont, welche ein unterrichtspraktisches Problem darstellt (vgl. Boller/ Rosowski/ Stroot 2007:12). Die Unterschiedlichkeit der Schüler und Schülerinnen in Schulen wird weniger akzeptiert als in Kindergärten oder Grundschulen, da in den Schulen der vermittelte Lernstoff im Mittelpunkt steht und nicht die Schüler und Schülerinnen (Wilhelm 2009: 11).
Mit der hier vorliegenden Hausarbeit möchte ich deshalb untersuchen, wie mit Heterogenität in den Schulen umgegangen wird. Vorweg möchte ich jedoch konstatieren, dass Bestandteil dieser Hausarbeit ausschließlich das Thema „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ ist und andere Sichtweisen zu dem Thema Heterogenität nicht in den Blick genommen werden.
Im zweiten Kapitel dieser Hausarbeit soll zunächst der zentrale Begriff „Heterogenität“, der dieser Arbeit zugrunde liegt, detailliert erläutert werden und dann im Zusammenhang mit der Schule dargelegt werden.
Der Begriff „Heterogenität“ findet seine Wurzeln in dem griechischen Adjektiv „heterogenés“, welcher sich aus „heteros“ (verschieden) und „gennáo“ zusammensetzt (vgl. Scholz 2016: 9). Im Duden ist die folgende Definition für Heterogenität zu finden: „ Verschiedenartigkeit, Ungleichartigkeit, Uneinheitlichkeit im Aufbau, in der Zusammensetzung“ (Bibliographisches Institut GmbH 2017). Aus dem Online-Lexikon „Spektrum“ ist die Definition des Verbes „heterogen“ „andersartig, verschieden“ zu entnehmen (Spektrum Akademischer Verlag 1999). Diese Festlegungen des Terminus „Heterogenität“ sind allgemein gehalten, beziehen sich jedoch auf denselben Sachinhalt. Sie akzentuieren, dass sich „Heterogenität“ auf die Verschiedenartigkeit von einzelnen Elementen einer Menge bezieht. Diese „Menge“ divergiert je nach dem Anwendungsgebiet (vgl. Grunder/Gut 2009: 14) „von gesellschaftstheoretischer Analyse über (politische) Chancengleicheits- und Geschlechterfragen bis hin zu Konzepten für Unternehmens- und Schulentwicklung‘ (Boller/ Rosowski/ Stroot 2007: 22).
Der Begriff „Heterogenität“ fokussiert sich im schulischen Kontext auf die Unterschiedlichkeit, Ungleichheit und die differenten Voraussetzungen der einzelnen Schüler und Schülerinnen (vgl. DocPlayer 2017). Die Schüler und Schülerinnen unterscheiden sich in vielen einzelnen Merkmalen voneinander, wie hinsichtlich ihrer Wissensbasis, ihrer
Interessen, ihrer Leistungsmöglichkeiten, ihres Lern- und Arbeitsverhaltens, ihrer kulturellen Herkunft, ihrer sozialen Schicht, ihrer Erfahrungen und ihrer Motivation exempli causa (vgl. Scoyo 2008-2015). Der Begriff Heterogenität ist aber nicht nur Schülern und Schülerinnen zuzuordnen, sondern stellt auch für die Lehrkräfte eine Forderung an den Unterricht oder an das Schulsystem dar (vgl. Grunder/Gut 2009: 15).
In heterogenen Lerngruppen unterscheiden sich die Schüler und Schülerinnen in vielfältiger Weise voneinander. Für Tillmann und Wischer stehen die kognitiven Lernvoraussetzungen in Bezug auf Heterogenität in der Schule im Fokus. Jedoch betonen sie, dass neben den kognitiven Unterschieden auch andere Merkmale, wie Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft, für die Begriffsbeschreibung relevant sind. Rossbach und Wellenreuther äußern sich folglich zur Heterogenität in der Schule wie folgt: „Heterogenität bezieht sich nicht nur auf leistungsbezogene Unterschiede, sondern auch auf körperliche, motivationale, emotionale, familiale, soziale, ethnische und religiöse UnterschiedeWiederum charakterisieren Gogolin und Krüger-Potratz „Heterogenität [...] im Verständnis interkultureller Pädagogik [■■■]“ als „ein[en] Begriff, mit dem auf die Unterschiedlichkeit von Lebenslagen Bezug genommen wird. Diese Unterschiede können sozial oder ökonomisch bedingt sein; sie können von individuellen Merkmalen abhängig sein wie dem Geschlecht eines Menschen oder seiner gesundheitlichen Konstitution; sie können auf kulturelle Zusammenhange zurückführen sein [...] wie etwa auf die Sprache(n), in denen ein Mensch lebt “ (Grunder/Gut 2009: 16-17).
Diese Erläuterungen und Konkretisierungen rücken rund um den Begriff Heterogenität im Kontext der Schule zwei Perspektiven in den Mittelpunkt: Einerseits stellen die ausgewählten Auszüge Möglichkeiten von Unterschiedlichkeiten dar, auf die sich Heterogenität bzw. Zusammensetzungen von Schülern und Schülerinnen rekurrieren können. Insbesondere sind Merkmale, wie Leistung, Alter, Behinderung, Religion, soziale Herkunft/Schicht, kulturelle Herkunft, Sprachen, sexuelle Orientierung, Begabung, finanzielle Situation, Geschlecht und familiäre Situation, zu nennen. Andererseits setzen die oben präsentierten Zitate die Bedeutung des Begriffs „Heterogenität“ in Bezug zu einer Norm. Ohne die „gesetzte“ Normaufstellung würde kein „Anderes/Verschiedenes“ existieren (vgl. Grunder/Gut 2009: 17). Für die Diagnoseverfahren und Differenzierungsmaßnahmen in Bezug auf Schule und Unterricht sind die vertikale und horizontale Heterogenität der Schüler und Schülerinnen maßgeblich. Mit der „vertikalen Heterogenität“ ist das unterschiedliche Leistungsvermögen der Schüler und Schülerinnen in Bezug auf die Anforderungen und Ansprüche im Unterricht gemeint und mit „horizontalen Heterogenität“ das mannigfaltige Aufnehmen von Unterrichtsthemen und die Zugangsweisen der Schüler und Schülerinnen dazu (vgl. Scholz 2016:9).
Nachdem der wesentliche Begriff im zweiten Kapitel definiert und der Facettenreichtum des Begriffs „Heterogenität“ verdeutlicht worden sind, wird zum Verständnis dieser Arbeit nun im dritten Kapitel der Fokus auf die Umgangsweisen mit Heterogenität in der Schule gerichtet.
Der Umgang mit Heterogenität und damit die pädagogische Bezugnahme auf die soziale Differenz in der Schule haben seit den 1990er Jahren aufgrund der Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an internationalen Vergleichsuntersuchungen zu Schulleistungen an manifester Relevanz zugenommen (vgl. Emmerich/ Hormel 2013). Die Schüler und Schülerinnen kennzeichnen sich durch eine hohe Heterogenität in Bezug auf ihre Merkmale und Kompetenzen (vgl. Lehberger/Sandfuchs 2008: 18). Aus diesem Grund sollen im folgenden Kapitel drei verschiedene Modelle von Andreas Hinz zu dem Umgang mit Heterogenität in der Schule skizziert werden.
Das erste von Hinz konstruierte Modell ist das „Separierungsmodell“. Das Separierungsmodell beruht auf der Theorie der Andersartigkeit, welche entsprechende Maßnahmen und Mittel fordert, die auf diese Verschiedenheit und Andersartigkeit eingehen und somit die speziellen Bedürfnisse befriedigen können (vgl. Hinz 2014).
Das zweite von Hinz entwickelte Modell ist das „Anpassungsmodell“. Das Anpassungsmodell vertritt andere Annahmen als das Separierungsmodell und fundiert auf der Theorie der Gleichheit. Durch das Negieren der Verschiedenheiten wird die Gleichheit postuliert und begünstigt (vgl. Hinz 2014).
Das letzte konstruierte Modell von Hinz nennt sich das „Ergänzungsmodell“. Dieses Modell entfremdet sich von der homogenisierenden Logik und versucht, Gleichheit und Verschiedenheit zusammenzuführen. Dieses Modell ist vom Bestreben erfüllt, die existierende Verschiedenheit in der Gemeinsamkeit zu fördern (vgl. Hinz 2014). „Alle sind gleich, alle sind verschieden!“ (Wilhem 2009: 11).
In den drei im vorherigen Kapitel aufgelisteten Modellen werden die Koedukationsdebatte, die interkulturelle Debatte und die Integrationsdebatte erfasst.
Um Mädchen und Jungen entsprechend ihrer Kompetenzen und Leistungen zu fördern, nimmt das Separierungsmodell eine radikal feministische Position ein und betont die Andersartigkeit der Mädchen und Jungen. Als Konsequenz daraus hält sie Mädchenschulen für unabdingbar, um die Eigenartigkeit der Geschlechter entsprechend zu fördern. Das Anpassungsmodell nimmt eine eher konservative und verdrängende Position ein. Die grundlegenden Unterschiede der Geschlechter werden übersehen. Es resultieren somit zwei Konsequenzen: (a) Die Orientierung am männlichen Geschlecht soll aufgehoben werden (b) Die spezielle Förderung von der in den allgemeinen Schulen soll minimiert werden. In beiden Fällen soll dabei die Gleichheit des Geschlechts gefördert werden. In Bezug auf die dialektische Position im Rahmen des Ergänzungsmodells soll in einer gemeinsamen Schule für Jungen und Mädchen eine Schule für beide Geschlechter geschaffen werden, sodass die spezielle Förderung eines Geschlechts (in diesem Fall: der Mädchen) eliminiert wird.
[...]
[1] Ein deutscher Pädagoge (vgl. Wikipedia 2016)