Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Kommunikative Kompetenz und ihre unterschiedlichen Auswirkungen mit den Axiomen der Palo-Alto Gruppe und der Transaktionsanalyse zu begründen. Einführend dazu wird in Kapitel 1 der Kompetenzbegriff aufgeführt und die kommunikative Kompetenz als Aspekt der Sozialkompetenz näher erläutert. In Kapitel 2 werden die fünf Axiome der Palo-Alto Gruppe vorgestellt. Darauf aufbauend werden in Kapitel 3 die Grundlagen der Transaktionsanalyse vorgestellt und aufgezeigt, in welcher Weise diese mit den im Vorfeld genannten Axiomen in Verbindung stehen. Abschließend dazu werden Schnittpunkte der Alltagskommunikation mit der Transaktionsanalyse dargestellt.
"Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht" - mit diesem Zitat deutet Paul Watzlawick an, dass bei der Kommunikation zwischen zwei Menschen die Aussage des Sprechers weniger bedeutend ist als die Art und Weise, wie das gesprochene beim Empfänger aufgenommen wird. Eine Mitteilung beinhaltet neben dem Inhalt auch weitere Informationen, die durch Körpersprache und Stimme ausgedrückt werden. Die Wirkung, die sich beim anderen einstellt, ist dabei entscheidend und ausschlaggebend für den Erfolg des Gesprächs und dem weiteren Verlauf einer Situation.
Um Kommunikation zu verbessern und flexibler und zielgerichteter Gespräche gestalten zu können, bedarf es neben der grundlegenden Fähigkeit des Sprechens also weiterer Kenntnisse und Fähigkeiten, die zur Bildung der kommunikativen Kompetenz beitragen.
Inhalt
Einleitung
1. Kommunikative Kompetenz
2. Die fünf Axiome der Palo-Alto Gruppe
2.1. Die Unmöglichkeit nicht zu kommunizieren
2.2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
2.3. Die Interpunktion von Ereignisfolgen
2.4. Digitale und analoge Kommunikation
2.5. Symmetrische und komplementäre Kommunikation
2.6. Einfluss der Axiome auf die kommunikative Kompetenz
3. Erkenntnisse der Transaktionsanalyse
3.1. Die Ich- Zustände der menschlichen Persönlichkeit
3.1.1. Das Kindheits- Ich
3.1.1.1. Das freie Kindheits- Ich
3.1.1.2. Das angepasste Kindheits- Ich
3.1.1.3. Das rebellische Kindheits- Ich
3.1.2. Das Eltern- Ich
3.1.2.1. Das kritische Eltern- Ich
3.1.2.2. Das nährende Eltern- Ich
3.1.3. Das Erwachsenen- Ich
3.2. Rückschlüsse der Transaktionsanalyse zu den Axiomen der Palo-Alto Gruppe
4. Rückschlüsse zur kommunikativen Kompetenz
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Kompetenzbegriff nach Bender
Abbildung 2: Interpunktion von Ereignisfolgen (www.wikipedia.de)
Abbildung 3: Verdeckte Transaktion (http://www.hipa.at)
Einleitung
„Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht.“
Paul Watzlawick
Paul Watzlawick deutet mit seinem Zitat an, dass bei der Kommunikation zwischen zwei Menschen die Aussage des Sprechers weniger bedeutend ist als die Art und Weise, wie das gesprochene beim Empfänger aufgenommen wird. Eine Mitteilung beinhaltet neben dem Inhalt auch weitere Informationen die durch Körpersprache und Stimme ausgedrückt werden (Watzlawick, Beavin, & Jackson, 1969, S. 64). Die Wirkung, die sich beim anderen einstellt ist dabei entscheidend und ausschlag- gebend für den Erfolg des Gesprächs und dem weiteren Verlauf einer Situation (Linker, 2009, S. 28).
Um Kommunikation zu verbessern und flexibler und zielgerichteter Gespräche gestalten zu können, bedarf es neben der grundlegenden Fähigkeit des Sprechens weiterer Kenntnisse und Fähigkeiten, die zur Bildung der kommunikativen Kompetenz beitragen (Linker, 2009, S. 111).
Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Kommunikative Kompetenz und ihre unterschiedlichen Auswirkungen mit den Axiomen der Palo-Alto Gruppe und der Transaktionsanalyse zu begründen. Einführend dazu wird in Kapitel 1 der Kompetenzbegriff aufgeführt und die kommunikative Kompetenz als Aspekt der Sozialkompetenz näher erläutert. In Kapitel 2 werden die fünf Axiome der Palo-Alto Gruppe vorgestellt. Darauf aufbauend werden in Kapitel 3 die Grundlagen der Transaktionsanalyse vorgestellt und aufgezeigt, in welcher Weise diese mit den im Vorfeld genannten Axiomen in Verbindung stehen. Abschließend dazu werden Schnittpunkte der Alltagskommunikation mit der Transaktionsanalyse dargestellt.
1. Kommunikative Kompetenz
Das Verhältnis von Lernen und Handeln wird seit Mitte der 1990er Jahre weitestge- hend unter dem Begriff der Kompetenz aufgeführt. Erault verdeutlicht, dass Kom- petenz mit Sachverstand, Fähigkeit und der Zuständigkeit in Verbindung gebracht wird (Eraut, 1998, S. 195-198). Kompetenz verbindet also Wissen (Sachverstand) und Können (Fähigkeit) sowie der Erlaubnis (Zuständigkeit) zur Handlungsdurch- führung. Somit ist Kompetenz als Relation zwischen Person und Umwelt anzusehen (Nigsch, 1999, S. 3-30). Wollert fügt den Komponenten der Kompetenz außerdem die Motivation und das Interesse (Wollen) hinzu (Wollert, 1997, S. 317-364). Ben- der fasst diese Übersicht zusammen und verdeutlicht die Begriffsauffassung in fol- gender Übersicht (Bender, 2004, S. 252).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Kompetenzbegriff nach Bender
Unter diesen Aspekten zeigt sich, dass Kompetenz die allgemeine Handlungsfähig- keit übersteigt und viel mehr als situationsbezogene Handlungsfähigkeit verstanden werden kann. Eine Person handelt immer in konkreten Situationen, Bedingungen und Erwartungen. Dabei ist auch nicht das gesamte individuelle Wissen und Kön- nen bedeutsam, sondern nur der Teil, mit dem ein Beitrag zur Bearbeitung der Situ- ation geleistet werden kann. Deshalb bezieht sich Kompetenz „auf die Fähigkeit, in Situationen unter Berücksichtigung der personalen Handlungsvoraussetzungen und der äußeren Handlungsbedingungen Ziele zu erreichen und Pläne zu realisieren“ (Schuller & Barthelme, 1995, S. 75-116). Kompetentes Handeln zeigt sich demzu- folge erst durch die Anwendung in einer konkreten Handlungsdurchführung (Per- formanz) sowie dem Erreichen des der Handlung zugrundeliegenden Zieles.
Kompetenzen werden in der Literatur in vielfältiger Art und Weise kategorisiert. Häufig wird der Begriff aufgeteilt in Fachkompetenzen, Methodenkompetenzen, Sozialkompetenzen und personale Kompetenz (Erpenbeck & Heyse, 2000, S. 8). Kommunikative Kompetenz wird dabei häufig als Sozialkompetenz eingestuft.
Chomsky beschreibt in „Aspects of the theory of syntax”, dass kommunikative Kompetenz grundlegend auf der sprachlichen Ebene (als das Wissen des SprecherHörers von seiner Sprache) und der Performanz (der aktuelle Gebrauch der Sprache in konkreten Situationen) zu betrachten ist.
Kompetenz bezeichnet in diesem Sinne die Fähigkeit mit dem angeeigneten Wissen regelgerechte Sätze hervorzubringen und Sprache in Bezug auf das zugrunde liegende Regelsystem korrekt zu verwenden.
Performanz bezeichnet im Gegenzug die tatsächliche Sprachanwendung, das Verstehen und Produzieren. Performanz ist also die Anwendung und der Gebrauch von Kompetenz (Chomsky, 1971).
Die bereits erwähnte Sozialkompetenz zeigt hingegen auch unter dem Aspekt, dass Wissen in unterschiedlichen Interaktions- und Kommunikationsweisen genutzt werden kann, um eine zur Situation passende Verhaltensweise auszuwählen. Geeig- net gelten dabei Verhalten, die ein Höchstmaß an positiven und ein Mindestmaß an negativen Konsequenzen für die beteiligten Personen erwarten lassen. Weiterhin muss das gewählte Verhalten mindestens als sozial akzeptabel gelten (Riemann & Allgöwer, 1993, S. 153-163). Bei Menschen mit einer stark ausgeprägten Sozial- Kommunikativen Kompetenz ist es demzufolge wahrscheinlicher, dass sie sich in einer bestimmten Situation, beispielsweise einer Verkaufs- oder Verhandlungssitua- tion besser zurecht finden als Menschen mit einer schwach ausgeprägten Kompe- tenz (Ebeling, 1990).
Linker macht erfolgreiche kommunikative Kompetenz ebenfalls abhängig von der eigenen Position und von den Zielen die man verfolgt. Weiterhin von der Situation in der man sich befindet und natürlich vom Gesprächspartner. Als Beispiel führt er auf, dass die Bitte an die Mutter, am Frühstückstisch die Butter zu reichen weniger kommunikative Kompetenz erfordert, als den Vater dazu zu überreden den Tisch abzuräumen und anschließend den Abwasch zu erledigen (Linker, 2009, S. 267).
Neben den sprachlichen Grundlagen, dem theoretischen und praktischen Wissen über den Inhalt besteht Kompetenz außerdem auch aus dem „Wie“, d.h. den Fähig- keiten und Fertigkeiten dieses „Was“ auszuwählen, zu gestalten und zu übermitteln, auf Äußerungen des Gesprächspartners zu reagieren und bestimmte Reaktionen bei ihm auszulösen. Linker beschreibt damit eine inhaltliche Was- Kompetenz, die be- schreibt, was gesagt werden will. Gleichzeitig nennt er eine prozessmäßige Wie- Kompetenz, die den Inhalt des „Was“ in einer geeigneten Form, also dem „Wie“ verpackt und so an den Gesprächspartner übermittelt. Ob und wie Kommunikation also tatsächlich erfolgreich wirkt, zeigt sich erst in der Reaktion des Gesprächspart- ners. Damit erweitert Linker den Rahmen des Kompetenz-Performanz- Begriffspaares und fügt im Anschluss an die Performanz die erzielte Wirkung beim Gesprächspartner hinzu. Er beschreibt dies unter dem Motto: „Kommunikation ist nicht Absicht sondern Wirkung“ (Linker, 2009, S. 268). Gleichzeitig muss der Wir- kung natürlich eine Absicht zugrunde liegen.
Wenn also eine vorher festgelegte Absicht durch Handeln beim Gesprächspartner eine, im Hinblick auf eben diese Absicht, erwünschte Wirkung erzielt, erlaubt dies folglich Rückschlüsse auf die Ausprägung der kommunikativen Kompetenz des Sprechers. Daraus schlussfolgernd ist kommunikative Kompetenz das was erforder- lich ist um eine beabsichtigte Wirkung beim Gesprächspartner hervorzurufen. Der Erfolg der Kommunikation zeigt sich somit in ihrer Wirkung beim Empfänger, nicht in der Absicht des Senders.
Um kommunikative Kompetenz also erfolgreich einsetzen zu können, ist die Form, also das „Wie“ ein mindestens ebenso bedeutender Aspekt wie das „Was“. Um die- sen Punkt weiter zu verdeutlichen, werden im Weiteren die Axiome der Palo-Alto Gruppe vorgestellt.
2. Die fünf Axiome der Palo-Alto Gruppe
Die Palo-Alto Gruppe war eine Arbeitsgruppe am Mental Research Institute in Pa- lo-Alto / Kalifornien, die sich mit sozialen Interaktionen und deren Grundregeln beschäftigt. Paul Watzlawick war als Kommunikationswissenschaftler, Psychothe- rapeut, Soziologe und Philosoph Mitglied dieser Gruppe und hat ihre Forschungser- gebnisse in vielen Veröffentlichungen bekannt gemacht (Wellhöfer, 2004, S. 117).
Ein zentrales Ergebnis dieser Forschungsgruppe war, dass Kommunikation kreisförmig und nicht linear verläuft. Bei linear verlaufenden Kausalketten können wir immer von einem Anfang und einem Ende der Reiz-Reaktionskette ausgehen. Bei Rückkopplungssystemen wie der menschlichen Kommunikation ist dies jedoch bedeutungslos. Die Frage nach Ursache - Wirkung, Vergangenheit - Gegenwart ist von nachrangiger Bedeutung, denn retrospektiv ist die eindeutige Zuordnung zum Beginn einer Kommunikation kaum mehr möglich.
Die Palo-Alto Gruppe nimmt deshalb grundsätzlich an, dass Kommunikationsprozesse kreisförmig und nach bestimmten Regeln („Axiome“) verlaufen (Wellhöfer, 2004). Als Axiom bezeichnet man dabei eine unmittelbar einsichtige Annahme, die man nicht beweisen kann oder will (Linker, 2009, S. 111) .
2.1. Die Unmöglichkeit nicht zu kommunizieren
Die Menschliche Kommunikation besteht einerseits aus dem Inhalt der Worte die verbal geäußert werden können. Außerdem kommunizieren wir non-verbal durch den Einsatz der Stimme (z.B. dem Tonfall, der Sprechgeschwindigkeit, Pausen, La- chen), unserer Körperhaltung, Mimik, Gestik usw. - somit also Verhalten jeder Art. Selbst wenn wir die Augen schließen, uns von einem Menschen abwenden, unseren Gesprächspartner ignorieren, schweigen oder den Raum verlassen. Wir drücken mit diesem Verhalten etwas aus und beeinflussen andere dadurch automatisch. Unserem Gesprächspartner ist es dabei unmöglich nicht auf diese Kommunikation zu reagie- ren, wodurch er selbst wieder kommuniziert. Kommunikation findet also nicht nur dann statt, wenn sie absichtlich oder bewusst stattfindet und ihr ein gegenseitiges Einverständnis zugrunde liegt. In zwischenmenschlichen Situationen findet Kom- munikation immer statt. Daraus ergibt sich das erste metakommunikative Axiom: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Watzlawick, Beavin, & Jackson, 1969, S. 50 ff.).
2.2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Jede Mitteilung enthält als Inhalt vor Allem Informationen. Bei genauerer Untersu- chung enthält sie gleichzeitig auch einen weiteren Aspekt, der wesentlich subtiler und unauffälliger, jedoch mindestens genauso wichtig wie der Inhalt selbst ist. Sie enthält Hinweise darauf, in welcher Beziehung Sender und Empfänger zueinander stehen. Die eigene Rolle und die Rolle des Kommunikationspartners werden defi- niert und bilden daraus eine persönliche Stellungnahme zu sich selbst und zum an- deren.
Wenn beispielsweise Frau A auf Frau B’s Halskette deutet und fragt: „Sind das echte Perlen?“, so möchte Frau A inhaltlich eine Information über ein Objekt erfragen. Gleichzeitig definiert sie dabei auch ihre Beziehung zu Frau B. Durch ihren Tonfall, Gesichtsausdruck usw. drückt sie wohlwollende Freundlichkeit, Bewunderung, Neid oder eine andere Einstellung Frau B gegenüber aus. Frau B kann als Reaktion darauf diese Beziehungsdefinition akzeptieren, ablehnen oder eine andere Definition geben aber sie kann unter keinen Umständen nicht auf Frau A’s Kommunikation antworten. Die Art und Weise, wie die Beziehungsebene aufgenommen wird, bestimmt maßgeblich über den Fortlauf des Gesprächs und dominiert demzufolge den Fortschritt der Kommunikation stärker als der Inhalt selbst.
Beim Beziehungsaspekt einer Mitteilung handelt es sich also um Informationen über Informationen, also Metainformationen. Dadurch wird ein Rahmen für die ei- gentliche Information aufgestellt und aufgezeigt, wie der Inhalt zu verstehen ist.
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