Der Philosoph Hans-Georg Gadamer wollte der Tendenz der Naturwissenschaften entgegengehen, über ihren wissenschaftlichen Bereich hinaus zu urteilen, das heißt Geistiges auf physiologische Gegebenheiten zu reduzieren. Hans-Georg Gadamer schaffte eine vormethodisch und ontologisch ausgerichtete philosophische Hermeneutik. Hermeneutik ist die Kunst und Lehre der Auslegung von Schriften und Kunstwerken. Auch das Verstehen von Menschen, was nach Gadamer nur durch das Gespräch zum Erfolg führen kann, ist Teil der Hermeneutik. Um ein Verständnis davon zu bekommen, was Gadamer mit der ‚Universalität von Hermeneutik’ meint, wird ein Einblick gegeben, wie beispielsweise das Geschichtsverständnis das menschliche Leben beeinflusst. Die hermeneutische Reflexion dient der Entdeckung der Bedingungen und Grenzen der Wissenschaft. Sie deckt Wahrheitsbedingungen auf.
Diese Arbeit konzentriert sich auf den Bereich der Lyrik. Das Verstehen eines Gedichts erfordert eine Eigenleistung. Das Lesen und Deuten, das ‚richtige’ Verstehen ist hier Aufgabenstellung. Weist das Dichterwort auf etwas oder steht es in sich da, und will als solches genommen werden? Kann man den Sinn des Gedichts als etwas Verborgenes aufdecken? Oder ist der Sinn gar nicht verborgen? Spricht es für oder gegen ein Gedicht, wenn es in sich verschränkt und verdichtet ist?
Hans-Georg Gadamer interpretiert unter anderem Paul Celans Gedichtfolge „Atemkristall“, welche 21 Gedichte umfasst. Hierbei geht er nicht nur auf das Gedicht selber ein, sondern bezieht einiges aus seinen hermeneutischen Schriften in die Interpretation mit ein. So werden vornehmlich andersherum zu seinen Gedanken, die die Hermeneutik betreffen, Interpretationsansätze von Celans Lyrik herangezogen. Beide Weisen des Vorgehens eröffnen einen vorerst nicht geahnten Weitblick.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Aufgabe der Hermeneutik
- Verdeckung der Sprache
- Reflexion und Selbstreflexion
- Verstehen als wirkungsgeschichtlicher Vorgang
- Sprache und Gespräch
- Motivation
- Die Kunst
- Das Gespräch als Spiel
- Verstehen
- Dichtung als Aufdeckung
- Interpretation und Deutung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit analysiert die hermeneutischen Schriften von Hans-Georg Gadamer, insbesondere im Kontext der Lyrik, wobei auch andere Bereiche wie Naturwissenschaften, Geschichte und Kunst berücksichtigt werden. Die Arbeit erforscht die Universalität der Hermeneutik, das heißt, wie sie die Auslegung von Schriften, Kunstwerken und das Verstehen von Menschen, insbesondere durch das Gespräch, umfasst.
- Die Rolle der Sprache und ihre verdeckende Funktion in der Hermeneutik
- Die Bedeutung von Reflexion und Selbstreflexion im Verstehensprozess
- Das Konzept des wirkungsgeschichtlichen Verstehens
- Die Interpretation von Lyrik als Beispiel für die hermeneutische Methode
- Die Rolle des Dialogs und des Gesprächs im Verstehensprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die Rolle der Sprache und des Verstehens in Gadamers Hermeneutik. Kapitel 2 behandelt die Aufgabe der Hermeneutik und analysiert die verdeckende Funktion der Sprache, die Reflexion und Selbstreflexion sowie das Verstehen als wirkungsgeschichtlichen Vorgang. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Sprache und Gespräch, wobei die Motivation, die Kunst und das Gespräch als Spiel betrachtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Hermeneutik, darunter die Sprache, die Reflexion, das Verstehen, die Wirkungsgeschichte, die Lyrik, die Interpretation, die Kunst, das Gespräch und die Dichtung. Dabei stehen die Schriften von Hans-Georg Gadamer im Mittelpunkt, die durch ihre Universalität und ihre Anwendung auf verschiedene Bereiche des Lebens die hermeneutische Methode erhellen.
- Arbeit zitieren
- Dr. phil. Annika Krüger (Autor:in), 2002, Gadamers Hermeneutik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/3712