In der vorliegenden Arbeit wird die Rolle der Frauen hinsichtlich ihrer Funktion für die indische Reformbewegung, sowie den indischen Nationalismus untersucht, um zu einer Einschätzung zu gelangen, ob die zu beschreibenden historischen Prozesse bzw. deren Ergebnisse für die indischen Frauen als emanzipatorisch bezeichnen werden können.
Das späte neunzehnte Jahrhundert war ein Zeitraum in dem tiefgreifende gesellschaftliche Transformationen stattfanden. Angefangen bei der Abschaffung der Sklaverei in beinahe allen Teilen der Welt, über die (erzwungene) Öffnung vieler asiatischer Märkte für den westlichen Handel bis hin zur Einführung des allgemeinen Wahlrechts (für Männer) in den meisten europäischen Ländern. Auch im kolonialen Indien formierten sich Gruppierungen die für gesellschaftliche Neuerungen eintraten und mehr Partizipationsmöglichkeiten einforderten.
Doch obwohl all diese Reforminitiativen einer patriarchalischen Gesellschaft entsprangen und diese männliche Dominanz auch nur selten hinterfragt wurde, spielten hierbei trotzdem, vor allem in Indien Frauen eine zentrale Rolle. Zum einen weil sie hier zum ersten Mal selbst als bedeutende Akteure auftreten und beginnen sich selbst zu organisieren. Zum anderen weil „die Frau“ in der neu entstehenden, indischen Nationalidentität eine zentrale Rolle einnimmt.
Zwar tauchen Frauen oft als Symbol für „die Nation“ auf, wie beispielsweise die Germania in Deutschland, Marianne in Frankreich oder „Lady Liberty“ (alias Freiheitsstatue) in den USA. Dennoch war die Situation von Frauen in Indien wesentlich häufiger Gegenstand reformorientierter Debatten und Gesetzgebungen als dies in anderen Ländern der Fall war. Die aufsteigende bengalische Mittelschicht, die die verschiedenen Reforminitiativen im Wesentlichen trug, stand zu dem in dem Widerspruch, den als rückständig empfundenen Zustand des Landes an das „britische-aufgeklärte Niveau“ anzupassen und gleichzeitig eine indische Identität zu konstruieren, die sich in Abgrenzung zu den Kolonialherren definierte.
In diesem Spannungsfeld aus sich neu definierenden Rollen und Identitäten war die Positionierung der indischen Frauen von zentraler Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die indische Reformbewegung im historischen Kontext
- Fraktionen und Ziele der Reformbewegung
- Die Frauenrechtsbewegung
- Die Nationalbewegung
- Die Sarda Act-Debatte
- Funktion der Frau im indischen Nationalismus
- Die gesellschaftliche Funktion des Frauenbildes
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Frauen in der indischen Reformbewegung des späten 19. Jahrhunderts. Sie analysiert die historischen Prozesse und deren Auswirkungen auf die Emanzipation indischer Frauen. Ziel ist es, zu beurteilen, ob die Veränderungen für Frauen als emanzipatorisch bezeichnet werden können.
- Die Verknüpfung von Frauenrechtsbewegung und indischem Nationalismus
- Die Argumentation der indischen Frauenrechtsbewegung
- Die Rolle der Frau in der indischen Nationalidentität
- Die gesellschaftliche Funktion des Frauenbildes im Kontext der Reformbewegung
- Die Bewertung der Emanzipationsfortschritte für indische Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den historischen Kontext der indischen Reformbewegung dar und betont die zentrale Rolle der Frauen in den Prozessen der gesellschaftlichen Transformation.
- Die indische Reformbewegung im historischen Kontext: Dieses Kapitel erläutert die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im späten 19. Jahrhundert in Indien, die zur Entstehung der Reformbewegung führten. Es werden die Ursachen für den Aufstieg der bengalischen Mittelschicht und ihre Rolle in der Bewegung beschrieben.
- Fraktionen und Ziele der Reformbewegung: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Fraktionen der Reformbewegung und deren Ziele. Der Fokus liegt auf der Frauenrechtsbewegung und ihrer Argumentation für mehr Frauenrechte.
- Die Frauenrechtsbewegung: Dieses Kapitel betrachtet die Entstehung und Entwicklung der Frauenrechtsbewegung in Indien. Die Argumentation der Frauenrechtsbewegung wird anhand von Beispielen wie der Women's Indian Association (WIA) und Annie Besant illustriert. Es wird analysiert, wie die Bewegung Frauenbildung als eine Möglichkeit zur Verbesserung der nationalen Gesundheit und des Familienlebens begriff.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen indische Reformbewegung, Frauenrechte, Nationalismus, Emanzipation, gesellschaftliche Transformation, Frauenbild, Bildung, Hygiene, Kindersterblichkeit, und die historische Entwicklung Indiens im späten 19. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Johannes Konrad (Autor:in), 2012, Die Rolle der Frau in der indischen Reformbewegung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/370810