Bereits vor zweitausend Jahren zirkulierten Barden durch Indien, die anhand von Bildrollen Geschichten und moralische Lehrstücke unter der meist analphabetischen Bevölkerung verbreiteten. Diese bengalischstämmigen Erzähler, Anhänger der ethnischen Gruppe der Paṭua (von pat, „Bildrolle“), sind die Schöpfer und Träger einer Kunstform, die sich von Indien weit bis nach Ost- und Südostasien verbreiten sollte.
Ziel der Arbeit ist es, diese Tradition in ihren verschiedenen Facetten zu skizzieren und den Prozess ihrer Transformation aufzuzeichnen: Von ihrer ursprünglichen Lehrfunktion über ihre Instrumentalisierung im indischen Nationalismus bis hin zu ihrer heutigen, kommerzialisierten Form. Es ist zudem von Interesse, zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Bedingungen das Handwerk der Paṭua, zunächst nur eine folkloristische Ausdrucks- und Kommunikationsform, ästhetisiert und in die Hierarchie der indischen Volkskünste aufgenommen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Patua und ihre Stellung in der hinduistischen Gesellschaft
- Die Pats
- Herstellung
- Frühe Funktionen und Aufführungspraxis
- Stil
- Inhalte
- Bilderrollen im 19. und 20. Jahrhundert
- Vom Schauspiel zum Wandbehang – Kommodifizierung unter den Kalighat
- Die Rolle der pats im indischen Nationalismus
- Kommerzialisierung
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Tradition der bengalischen Bilderrollen, den Patua, und verfolgt die Entwicklung dieser Kunstform von ihren ursprünglichen Wurzeln bis hin zu ihrer heutigen, kommerzialisierten Form. Sie untersucht die verschiedenen Facetten der Patua-Tradition, ihre Lehrfunktion, ihre Instrumentalisierung im indischen Nationalismus und die ästhetische Einordnung dieser Kunstform in die Hierarchie der indischen Volkskünste.
- Die Patua und ihre Stellung in der hinduistischen Gesellschaft
- Die Herstellung und Verwendung von Patua-Bilderrollen
- Die Bedeutung der Patua im indischen Nationalismus
- Der Einfluss der Kommerzialisierung auf die Tradition der Patua
- Die ästhetische Einordnung der Patua in die Hierarchie der indischen Volkskünste
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Patua als Schöpfer einer fantastischen Schauspielform vor und skizziert die Zielsetzung der Arbeit. Sie beleuchtet die Transformation der Tradition von ihrer ursprünglichen Lehrfunktion über ihre Instrumentalisierung im indischen Nationalismus bis hin zu ihrer heutigen, kommerzialisierten Form. Das zweite Kapitel widmet sich der Stellung der Patua innerhalb der hinduistischen Gesellschaft. Es untersucht die Diskriminierung, der die Patua ausgesetzt waren, und die Strategien, die sie zur sozialen Aufwertung einsetzten. Darüber hinaus wird die religiöse Praxis der Patua beleuchtet, die sich durch einen Synkretismus von Hinduismus und Islam auszeichnet. Das dritte Kapitel behandelt die Patua-Bilderrollen, auch Pats genannt, und unterscheidet zwischen verschiedenen Formen. Es beschreibt die Herstellung, die frühen Funktionen und die Aufführungspraxis der Pats sowie deren Stil und Inhalte.
Schlüsselwörter
Patua, bengalische Bilderrollen, indische Volkskunst, hinduistische Gesellschaft, Nationalismus, Kommerzialisierung, Synkretismus, ästhetische Einordnung, Folklore.
- Arbeit zitieren
- Alice Rogovoy (Autor:in), 2016, Die Rollbilder der Patua. Entwicklung der folkloristischen Ausdrucksform zur indischen Volkskunst, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/356717