Als „runder Geburtstag“ der DDR wartete der 40. und letzte Tag der Republik als Großinszenierung nicht nur mit besonders überschwänglichen Bilanzen gelungener Politik zum Wohle des Volkes auf, sondern auch mit internationalen Staatsgästen, darunter am prominentesten Michail Gorbatschow.
Statt feierlicher Atmosphäre kamen jedoch Missstimmung und Protestaktionen auf; gerade mal zwei Tage nach den Feierlichkeiten kam es am 9. Oktober 1989 zur Massenbeteiligung an der Leipziger Montagsdemonstration. Noch in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober -nach der Abreise der sowjetischen Delegation- wurden auf dem Alexanderplatz, aber auch in etlichen anderen Städten Protestaktionen von der Volkspolizei mit Gewalt aufgelöst; der Gegensatz zwischen den propagierten 40 Jahren Frieden und der brutalen Staatsgewalt gegenüber friedlichen Demonstranten hätte schärfer nicht sein können. Offenbar hatte der 40. Jahrestag eine katalysierende Wirkung auf die Handlungsbereitschaft der unzufriedenen DDR-Bürger und evozierte entsprechende Gegenreaktionen. Doch hatten Honecker und seine Parteigenossen die Stimmung im Volk tatsächlich so verkannt, dass die besondere Gelegenheit dieses runden Jahrestages nicht genutzt wurde, um öffentlichkeitswirksam dazu Position irgendeiner Art zu beziehen? Oder entsteht nachdrücklich der Eindruck mangelnden Krisenbewusstseins in der Parteispitze durch einen zu ergebnisorientierten Blick?
Zur Beurteilung des Krisenbewusstseins und des Krisenmanagements in der Planung und Durchführung des 40. Jahrestags der DDR konzentriert sich diese Arbeit vornehmlich auf das Agieren Erich Honeckers, der als Generalsekretär des Zentralkomitees der SED zu diesem Zeitpunkt bezüglich der Organisation der Feierlichkeiten das letzte Wort hatte. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf den Erfordernissen und Geschehnissen der beiden Festtage 6. und 7. Oktober an sich, die hier als einschneidendes Ereignis angesehen werden, wenngleich insbesondere den runden Geburtstagen stets monatelange Propaganda- und Mobilisierungskampagnen vorausgingen.
Geplantes wie auch tatsächlich durchgeführtes öffentlichkeitswirksames Handeln unzufriedener DDR-Bürger ist gut dokumentiert [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zur Begehung von Staatsjubiläen
- 2.1 Die Einführung des Staatsgründungstages der DDR als Feiertag
- 2.2 Die Tradition der runden Jahrestage in der DDR
- 2.3 Die Programmatik der runden Jahrestage
- 2.4 Entwicklungen innerhalb der runden Jahrestage
- 3. Der 40. Tag der Republik
- 3.1 Die Vorbereitungsphase aus führungspolitischer Sicht
- 3.2 Die Vorbereitungsphase aus der Sicht der DDR-Bevölkerung
- 3.3 Durchführung und Rezeption des 40. Tags der Republik
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des 40. Jahrestages der DDR als möglicher Katalysator der friedlichen Revolution von 1989. Sie analysiert die Planung und Durchführung der Feierlichkeiten aus der Perspektive der Parteiführung und der Bevölkerung, um zu ergründen, inwieweit die Erwartungen und die tatsächlichen Ereignisse zum Ausbruch von Protesten beitrugen. Der Fokus liegt auf der Frage, ob das Fehlen von Krisenbewusstsein in der Parteiführung zu einer Verschärfung der Situation führte.
- Die Tradition der runden Jahrestagsfeiern in der DDR
- Die Planung und Durchführung des 40. Jahrestages aus Sicht der Parteiführung
- Die Erwartungen und Reaktionen der DDR-Bevölkerung auf die Feierlichkeiten
- Der Vergleich zwischen den propagierten Erfolgen und der Realität in der DDR
- Die katalysierende Wirkung des 40. Jahrestages auf die friedliche Revolution
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die These auf, dass der 40. Jahrestag der DDR als katalysierendes Ereignis für die friedliche Revolution gewirkt hat. Sie verweist auf den Kontrast zwischen den offiziellen Feierlichkeiten und den spontanen Protesten, die kurz darauf folgten. Die Arbeit wird die Rolle Erich Honeckers und die Stimmung in der Bevölkerung analysieren, um zu untersuchen, ob die Parteiführung die Situation richtig einschätzte.
2. Zur Begehung von Staatsjubiläen: Dieses Kapitel beleuchtet die Tradition der Staatsjubiläen in der DDR, insbesondere die Inszenierung und politische Bedeutung der runden Jahrestage. Es wird analysiert, wie diese Feste dazu dienten, die Erfolge des Regimes zu präsentieren und die Bevölkerung zu mobilisieren. Das Kapitel bildet die Grundlage für das Verständnis des 40. Jahrestages im Kontext der vorherigen Feierlichkeiten.
3. Der 40. Tag der Republik: Dieser zentrale Abschnitt der Arbeit analysiert detailliert den 40. Jahrestag der DDR. Er untersucht die Vorbereitung aus der Perspektive der Parteiführung und der Bevölkerung, beleuchtet den Ablauf der Feierlichkeiten und analysiert deren Rezeption in der Gesellschaft. Der Fokus liegt auf dem Kontrast zwischen der offiziellen Propaganda und den realen Unzufriedenheiten in der Bevölkerung, die sich in Protesten äußerten. Die Analyse zeigt, wie dieser Tag als Wendepunkt in der friedlichen Revolution verstanden werden kann.
Schlüsselwörter
Friedliche Revolution, DDR, 40. Jahrestag, Erich Honecker, Staatsjubiläum, Propaganda, Protest, Krisenbewusstsein, Leipziger Montagsdemonstration, Volksunmut, politische Inszenierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des 40. Jahrestages der DDR
Was ist der Gegenstand dieser Analyse?
Diese Arbeit analysiert den 40. Jahrestag der DDR und untersucht dessen Rolle als möglicher Katalysator für die friedliche Revolution von 1989. Der Fokus liegt auf dem Vergleich zwischen der offiziellen Inszenierung der Feierlichkeiten durch die Parteiführung und den Reaktionen der Bevölkerung, um zu ergründen, ob ein Mangel an Krisenbewusstsein in der Führung zur Verschärfung der Situation beitrug.
Welche Aspekte werden in der Analyse behandelt?
Die Analyse umfasst die Tradition der runden Jahrestagsfeiern in der DDR, die Planung und Durchführung des 40. Jahrestages aus Sicht der Parteiführung und der Bevölkerung, die Erwartungen und Reaktionen der Bevölkerung, den Vergleich zwischen Propaganda und Realität sowie die katalysierende Wirkung des Jahrestages auf die friedliche Revolution.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Tradition der Staatsjubiläen in der DDR, ein zentrales Kapitel zum 40. Jahrestag der DDR (inkl. Vorbereitung, Durchführung und Rezeption) und ein Fazit. Sie enthält außerdem ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche These wird in der Einleitung aufgestellt?
Die Einleitung stellt die These auf, dass der 40. Jahrestag der DDR als katalysierendes Ereignis für die friedliche Revolution gewirkt hat. Es wird auf den Kontrast zwischen den offiziellen Feierlichkeiten und den kurz darauf folgenden Protesten hingewiesen.
Was wird im Kapitel über die Staatsjubiläen behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die Tradition der Staatsjubiläen in der DDR, ihre Inszenierung und politische Bedeutung. Es analysiert, wie diese Feste dazu dienten, die Erfolge des Regimes zu präsentieren und die Bevölkerung zu mobilisieren, um den 40. Jahrestag in einen größeren Kontext einzuordnen.
Worauf konzentriert sich die Analyse des 40. Jahrestages?
Die Analyse des 40. Jahrestages konzentriert sich auf den Kontrast zwischen der offiziellen Propaganda und den realen Unzufriedenheiten in der Bevölkerung. Es wird untersucht, wie die Vorbereitung aus der Sicht der Parteiführung und der Bevölkerung verlief, wie die Feierlichkeiten abliefen und wie diese von der Gesellschaft aufgenommen wurden. Der Fokus liegt auf der Frage, inwieweit dieser Tag als Wendepunkt der friedlichen Revolution verstanden werden kann.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Friedliche Revolution, DDR, 40. Jahrestag, Erich Honecker, Staatsjubiläum, Propaganda, Protest, Krisenbewusstsein, Leipziger Montagsdemonstration, Volksunmut, politische Inszenierung.
- Arbeit zitieren
- Julia Sonne (Autor:in), 2014, Der 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik als Katalysator der friedlichen Revolution, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/356610