Einleitung
Friedlich war der Mensch noch nie. Ganz im Gegenteil. Im Laufe der Geschichte hat er eine ungeahnte Kreativität an den Tag gelegt, wenn es darum ging, neue Formen der Gewalt hervorzubringen. Gerade gegenüber einer großen Masse scheint es dem Mensch nie an Möglichkeiten der Gewaltanwendung gefehlt zu haben: Minderheitenverfolgung, von der „ethnische Säuberung“ bis hin zum Ho-locaust, Staatsterror, Krieg, etc.. Doch wie unterschiedlich diese Gewalt gegenü-ber einer Masse in ihrer Form und dem Grad der Grausamkeit auch sein mag, eins ist ihnen doch fast allen gemein: Die Berechenbarkeit ihres Auftretens.
Aufgrund seiner Erfahrung mit diesen Phänomenen weiß der Einzelne in welcher Situation ihm von wem Gewalt droht, und welches Ausmaß sie annehmen wird. Jene Ordnung im Chaos macht es dem betroffenen Menschen sicherlich etwas einfacher mit der Massengewalt umzugehen.
Bei terroristischer Gewalt fehlt dieses beruhigende Merkmal jedoch völlig. Terrorismus kann im Prinzip jederzeit alle Mitglieder der betroffenen Gesellschaft erfassen. Keine persönlichen Merkmale, Handlungen oder Schutzmaßnahmen kann den Einzelnen vor den Terrorismus bewahren. Das Erscheinen dieser Ge-waltform ist nicht mehr antizipierbar! Diese Tatsache stellt somit die Quelle der schockierenden Wirkung des Terrorismus dar.
Verbinden wir dieses gesellschaftliche Tabu der Gewaltanwendung, in ihrer ex-tremsten Ausprägung also Mord, mit dem Tabu des Suizids, so ergibt sich die „Faszination“ und außerordentliche Wirkung, die von den Selbstmordattentaten ausgeht.
Auch büßte der moderne Selbstmordterrorismus bisher in seiner Geschichte nichts an Aktualität ein. Orientierungslose Menschen, Rettungshelfer, zerfetzte Körper und Häuser - mittlerweile sind die Bilder der Folgen eines Selbstmordattentats jedem vertraut. Fast im wöchentlichen Rhythmus werden sie in den Nachrichtenmedien gezeigt. Insbesondere im Konflikt mit dem Staat Israel sind Selbstmord-anschläge für die Palästinenser scheinbar die Terrorismusform Nummer eins.
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1 In dieser Arbeit wird der Terrorismus-Begriff von Peter Waldmann benutzt: „Terrorismus sind planmäßig vorbereitete, schockierende Gewalt gegen eine politische Ordnung aus dem Untergrund. Sie sollen allgemeine Unsicherheit und Schrecken, daneben aber auch Sym-pathie und Unterstützungsbereitschaft erzeugen.“ (Waldmann (1998), S. 10)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Das Gesicht des Todes: Wer wird zum Selbstmordattentäter?
- 2. Der Weg in den Tod: Rekrutierung von Selbstmordattentätern
- 3. Das Leben mit dem Tod: Vorbereitung auf den Selbstmord
- 3.1 Märtyrertum: Ein Leben nach dem Tod
- 3.2 Abspaltung
- 3.3 Der Feind: Die Opfer als Täter
- 3.4 Point of no Return
- Exkurs: Verehrung der Märtyrer
- 3.5 Die Nähe zu Gott: Umbau der Denkprozesse
- 4. Das Leben vor dem Tod: Die letzten Momente
- 5. Strategie der Selbstmordanschläge
- 6. Gegenmaßnahmen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Motivation von Selbstmordterroristen und untersucht die Faktoren, die dazu führen, dass Menschen sich dazu entschließen, ihr eigenes Leben und das Leben anderer zu opfern. Die Arbeit konzentriert sich dabei insbesondere auf die Person des Selbstmordattentäters und die psychologischen Prozesse, die zu dieser extremen Form von Gewalt führen.
- Die Motive und Hintergründe von Selbstmordattentätern
- Die Rekrutierungsprozesse und die Vorbereitung auf den Selbstmordakt
- Der Einfluss von ideologischen und religiösen Faktoren
- Die psychologischen Auswirkungen des Selbstmordattentats auf die Attentäter und ihre Umgebung
- Mögliche Gegenmaßnahmen zur Bekämpfung des Selbstmordterrorismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Selbstmordterrorismus ein und beschreibt die Besonderheiten dieser Form der Gewalt. Kapitel 1 widmet sich der Frage, welche Menschen sich zum Selbstmordattentäter entschließen, und analysiert die persönlichen und sozialen Faktoren, die eine Rolle spielen. In Kapitel 2 wird der Rekrutierungsprozess von Selbstmordattentätern untersucht, während Kapitel 3 die psychologische und ideologische Vorbereitung auf den Selbstmordakt beleuchtet. Kapitel 4 befasst sich mit den letzten Momenten des Lebens eines Selbstmordattentäters, und Kapitel 5 analysiert die strategischen Aspekte von Selbstmordanschlägen. Abschließend werden im letzten Kapitel Gegenmaßnahmen zur Bekämpfung des Selbstmordterrorismus diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Selbstmordterrorismus, Motivation, Rekrutierung, Ideologie, Psychologie, Islam, Nahost-Konflikt, Märtyrertum, Selbstmordattentäter, Gegenmaßnahmen. Der Fokus liegt auf der Analyse der psychologischen und ideologischen Faktoren, die zur Entstehung von Selbstmordterrorismus beitragen.
- Quote paper
- Johannes Sassenroth (Author), 2002, Motivation von Selbstmordterroristen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/3559