Bereits in der Weimarer Republik bemühte sich die Jugend- und Singbewegung darum, Hausmusik zu "demokratisieren", d.h. alle gesellschaftlichen Schichten sollten angeregt und in die Lage versetzt werden, sich musikalisch - gerade auch zu Hause - zu betätigen. Der schwer zu erlernenden Kammermusik stellte man das sogenannte Volkslied gegenüber, das, verstanden als "Mutterboden" nationaler Kunst, jedem das Singen daheim als "Hausmusik" ermöglichen sollte. Die Nationalsozialisten bauten auf diesem Verständnis von "Hausmusik" auf.
In der öffentlichen Wahrnehmung führen die zwei Begriffe "Musik" und "Drittes Reich" häufig zu Assoziationen von Bayreuther Wagner-Festspielen oder von glamourösen Konzerten speziell der großen philharmonischen Orchester mit Bruckner und Beethoven-Aufführungen, andererseits auch zu Bildern von unzähligen Aufmärschen der kleinen "Pimpfe", der Hitlerjugend mit Trommeln, Pauken und Blasinstrumenten oder der "musikalischen" Paraden von Partei und SA. In der wissenschaftlichen Diskussion bearbeitet und weitgehend im öffentlichen Bewusstsein verankert ist ebenso die nationalsozialistische Diffamierung und Verfolgung all dessen, was von Regierungsseite seinerzeit als "entartete Kunst" bezeichnet wurde. Weniger bekannt ist jedoch, welche Entwicklungen es darüber hinaus in dem Bereich der Musikpflege gab, der von jeher halb privat – halb öffentlich den bürgerlichen Teil der Gesellschaft betraf, der sich der Ausübung von "Hausmusik" widmete.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- I. Erfindung einer nationalen "Hausmusik-Vergangenheit"
- II. Hausmusik ist Kunst - das "Volkslied" als nationale Kunst
- III. Hausmusik als völkisches Gemeinschafts- und nationales Qualitätsmerkmal
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung und Entwicklung der Hausmusik im Dritten Reich und untersucht, wie dieses Konzept von den Nationalsozialisten als Instrument der politischen Propaganda genutzt wurde. Dabei werden sowohl die historischen Wurzeln als auch die musikästhetischen und sozialen Hintergründe der Hausmusik beleuchtet.
- Die Konstruktion einer nationalen "Hausmusik-Vergangenheit"
- Hausmusik als Ausdruck nationaler Identität und Gemeinschaftsgefühl
- Die Rolle der Musikpädagogik und der staatlichen Förderung der Hausmusik
- Der Wandel des Hausmusik-Begriffs im 19. und 20. Jahrhundert
- Die Verbindung von Hausmusik und nationalsozialistischer Ideologie
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Der Text stellt die Problematik der "Hausmusik" im Dritten Reich vor und erläutert den historischen Kontext, in dem die Musikpflege in den Fokus der nationalsozialistischen Propaganda geriet. Insbesondere der "Tag der Hausmusik" wird als Beispiel für die staatliche Förderung und Kontrolle der Musikpraxis im privaten Bereich hervorgehoben.
I. Erfindung einer nationalen "Hausmusik-Vergangenheit"
Dieses Kapitel untersucht die Entstehung des Begriffs "Hausmusik" und seine Entwicklung im 16. und 17. Jahrhundert. Es zeigt, wie die nationalsozialistische Propaganda die Hausmusik in eine nationalistische Tradition einordnete, die in der Realität jedoch nicht existiert.
II. Hausmusik ist Kunst - das "Volkslied" als nationale Kunst
Dieses Kapitel beleuchtet die musikästhetischen und sozialgeschichtlichen Aspekte der Hausmusik im 19. Jahrhundert. Es wird der Wandel des Hausmusik-Begriffs vom bürgerlichen Salon zum Ausdruck nationaler Identität und Gemeinschaftsgefühl beschrieben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Hausmusik, Nationalsozialismus, Musikpflege, Volkslied, Propaganda, Nationalismus, Identität, Gemeinschaftsgefühl, Musikpädagogik, Ideologie, Tradition, Musikgeschichte, Musikästhetik, Sozialgeschichte.
- Quote paper
- Dr. Irmgard Jungmann (Author), 2017, Hitlers Hausmusik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/354035