Vorweg ein Vorwort. Meine Aufgabenstellung war, mich mit dem Thema der Maschinisierung bei Carmelo Bene („Schauspielermaschine“) und Heiner Müller („Schreibmaschine-Hamletmaschine“) auseinander zu setzen. Dieser Aufgabenstellung entspricht meiner Hausarbeit nur partiell. Nach ausführlicher Betrachtung der Künstler, marginalisierte sich diese Thematik dramatisch. In den Vordergrund rückten stattdessen überraschende Übereinstimmungen und gravierende Asymmetrien in der Persönlichkeit und dem Werk beider. Diese ‚verführten’ mich dazu, weiter auszuholen und den Versuch eines Vergleichs, der vielleicht Unvergleichlichen, zu wagen.
Im Bezug auf Carmelo Bene verzichte ich darauf, werkspezifische Zusammenhänge ausführlicher zu erläutern, es sei denn, meine Beobachtungen weichen von der bestehenden Bene-Forschung ab, oder ergänzen sie. Ebenso bei Heiner Müller, bei dem aber noch anzumerken sei, dass ich überproportional oft, die unglaublich klar- und weitsichtige Arbeit von Sabine Pamperrien zu Rate gezogen habe. Größtenteils versuche ich, aufgrund von eigenen Beobachtungen zu Ergebnissen zu gelangen. Meine Arbeit beginnt sogleich und uneingeschränkt mit dem Vergleichs-Versuch und mündet in einer resümierenden Abschluss-Betrachtung.
Nichtsdestotrotz möchte ich gleich zu Beginn darauf hinweisen, dass meine Hausarbeit für einen umfassenden Vergleich zwischen Carmelo Bene und Heiner Müller nicht herhalten kann. Als zu begrenzt betrachte ich meinen Wissenshorizont im Bezug auf beide Künstler zum jetzigen Zeitpunkt. Vielmehr sei es mein Ziel zu zeigen, dass eine Gegenüberstellung dieser zwei ‚theatertotalitären Kahlschlagkonstrukteure’ möglich und aufschlussreich, und nicht an den ‚Haaren herbeigezogen’ ist.
Abschließend noch einige, wenige Worte zu dem von Ihnen Ende April, Anfang Mai abgehaltenen Seminar. Carmelo Benes Hinterlassenschaft ist von einem dichten Nebel umgeben. Diesen unter Ihrer Anleitung, vielmehr noch, mit Hilfe Ihres behutsamen Herantastens durchstreift zu haben, war wissenswert und erfahrungsverfänglich. Gewiss haben wir diesem Bene-Nebel so manches Geheimnis abgetrotzt. Nun aber dieses Dickicht in Verhältnis zur Turbo-Müller-Nebelmaschine zu setzen, war wirklich ‚weiter(ab)trotzend’.
Inhaltsverzeichnis
- Eine Einführung
- Eine entfernte Annäherung oder der Versuch eines Vergleichs zwischen Carmelo Bene (1937-2002) und Heiner Müller (1929-1995)
- Eine resümierende Feststellung
- Eine Abschluss-Betrachtung
- Eine Quellenangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Parallelen und Unterschiede im Werk und der Persönlichkeit von Carmelo Bene und Heiner Müller. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Analyse der Maschinisierung in ihren Werken und der daraus resultierenden Distanz zur konventionellen theatralischen Praxis. Die Arbeit beleuchtet zudem die Eigenheiten ihrer künstlerischen Ausdrucksformen, die sich in unterschiedlichen Ansätzen zu den Themen Theater, Identität und Politik manifestieren.
- Das Verhältnis von Schauspieler und Autor in den Werken von Bene und Müller
- Die Rolle der Maschinisierung im Theater und ihre Auswirkungen auf die Dramaturgie und die Inszenierung
- Die politische Dimension in den Werken beider Künstler und deren Einfluss auf die Gestaltung der Inszenierungen
- Die Selbstfindung und die Frage der Identität im Kontext des theatralischen Schaffens
- Die Unterschiede in der theatralischen Ästhetik und die Bedeutung des jeweiligen künstlerischen Kontextes
Zusammenfassung der Kapitel
- Eine Einführung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert den Fokus auf die Maschinisierung bei Carmelo Bene und Heiner Müller. Sie betont die überraschenden Übereinstimmungen und gravierenden Asymmetrien in der Persönlichkeit und dem Werk beider Künstler. Die Arbeit skizziert den Vergleichs-Versuch und die Absicht, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu beleuchten.
- Eine entfernte Annäherung oder der Versuch eines Vergleichs zwischen Carmelo Bene (1937-2002) und Heiner Müller (1929-1995): Dieses Kapitel setzt den Vergleich zwischen den beiden Künstlern an. Es werden Unterschiede in ihren künstlerischen Ansätzen und Lebensläufen aufgezeigt, z.B. die Rolle des Schauspielers bei Bene im Vergleich zur Rolle des Autors bei Müller. Der Unterschied zwischen Benes Selbstfindung und Müllers politischer Veräußerung wird erläutert. Es wird die Frage gestellt, ob ein Autor überhaupt in Erscheinung treten kann, und diese im Bezug auf die politische Determinierung und emotionale Distanz in Müllers Werken betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen der Maschinisierung im Theater, die Analyse von Schauspiel und Autorschaft, die politische Dimension des Theaters und die Selbstfindung des Künstlers im Kontext theatralischer Praxis. Die wichtigsten Begriffe sind: Schauspielermaschine, Schreibmaschine-Hamletmaschine, Theatertotalitarismus, ästhetische Verwirklichung, politische Manifestierung, Selbstfindung, theatralische Ästhetik, italienischer Theateravantgardist, Künstler-Existenz.
- Arbeit zitieren
- Thomas Seifert (Autor:in), 2004, Sein und Dasein. - Eine entfernte Annäherung oder der Versuch eines Vergleichs zwischen Carmelo Bene (1937-2002) und Heiner Müller (1929-1995)., München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/35400