Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz antwortete auf die Frage, ob die Menschheit eine Chance auf Fortbestand hat, mit der Aussage, dass ihr Überleben letztlich eine Frage ihrer Ethik sei. Doch zeichnete Lorenz gleichsam ein düsteres Bild unserer Überlebenschancen, indem er beschrieb, dass der Mensch zwar außerordentliche Fähigkeiten in den verschiedensten Lebensbereichen entwickelt habe, jedoch ethisch auf der Stufe eines Steinzeitmenschen verblieben sei. Nur wenn es gelingt, diese Kluft zu schließen, so Lorenz weiter, könne die Selbstvernichtung des Menschen noch gestoppt werden. 1 Unmittelbare Beispiele dieser selbstzerstörerischen Tendenz der Menschheit lassen sich insbesondere im Bereich international tätiger Unternehmen 2 relativ leicht identifizieren. So können auf der einen Seite große, vielfach in der Öffentlichkeit diskutierte ethische Vergehen einiger Unternehmen angeführt werden 3 (z.B. Nestlé mit dem Skandal um Muttermilchersatzprodukte in einigen Entwicklungsländern, dem Vorhaben von Shell, die Ölplattform „Brent Spar“ in der Nordsee zu versenken, der Einsatz von Kinderarbeit für die Herstellung von Spielzeugartikeln für McDonald’s, Chicco, Mattel, Hasbro etc.), jedoch andererseits ebenso „kleinere“ Fehltritte genannt werden, die zwar nicht das große öffentliche Interesse wecken konnten bzw. können, doch gleichfalls ethisch höchst zweifelhaft sind (Zahlung von Bestechungsgeldern, Bruch mit lokalen Traditionen, Kulturimperialismus etc.).
Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen stellt sich nun dringend die Frage, wie der von Lorenz beschriebene Ethikbedarf nachgeholt werden kann, um unethisches Verhalten, speziell von international tätigen Unternehmen, sowie dessen negative Folgen möglichst zu minimieren bzw. gänzlich zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
- Ethische Trainingsprogramme als Mittel zur Ethisierung international tätiger Unternehmen.
- Unternehmensethik im Kontext international tätiger Unternehmen
- Moral und Ethik - eine begriffliche Abgrenzung.
- Das Verhältnis von Ethik und Ökonomie.
- Legitimation von Unternehmensethik bei internationaler Geschäftstätigkeit
- Entscheidungsfindung bei interkulturell ethischen Konflikten
- Ethnozentrismus oder der „missionarische Ansatz“
- „Good corporate citizenship\" als Ausdruck des Relativismus
- Lösung interkulturell ethischer Konflikte durch fallweise Reflexion
- Vom ethischen Konflikt zum un-/ethischen Verhalten: Darstellung des Prozess-ablaufes sowie ausgewählter Einflussfaktoren im internationalen Kontext
- Kognitive Barrieren
- Script processing
- Faktensammlung
- Erkennen von Konsequenzen
- Der kognitionspsychologische Ansatz Kohlbergs
- Generelle Eigenschaften des Stufenkonzeptes
- Maßnahmen zur Steigerung der moralischen Urteilskompetenz
- Moralisches Urteil und moralisches Handeln
- Personenbezogene Einflussvariablen
- Locus of Control
- Feldabhängigkeit
- Moralischer Mut
- Institutionelle bzw. situative Einwirkungen auf den Prozessablauf
- Ethische Unternehmensleitlinien
- Vergütungen und Anreize
- Erwartetes Rollenverhalten
- Gehorsamkeit gegenüber der Autorität
- Gruppenzwang
- Alleinige vs. geteilte Verantwortung
- Kognitive Barrieren
- Inhalte und Ausgestaltungsmöglichkeiten eines effektiven ethischen Trainingsprogramms.
- Zweck ethischer Trainingsmaßnahmen im interkulturellen Kontext
- Förderung der moralisch-kognitiven Kompetenz - Vorstellung und Bewertung möglicher Gestaltungsoptionen
- Persönlichkeitstraining zur Förderung des tatsächlichen individuell-moralischen Verhaltens – Übersicht und Evaluation möglicher Trainingsmaßnahmen
- Darstellung genereller Erfolgsfaktoren ethischer Trainingsprogramme.
- Evaluierung der Effektivität ethischer Trainingsprogramme
- Zweck ethischer Trainingsmaßnahmen im interkulturellen Kontext
- Institutionelle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung ethischer Trainingsprogramme in international tätigen Unternehmen.
- Ethische Ausgestaltung der Organisationskultur als Erfolgsvoraussetzung ethischer Trainingsprogramme
- Ethische Unternehmensleitlinien
- Vergütungs- und Anreizsysteme
- Aufgaben- und Stellenbeschreibungen
- Die Rolle der formalen Organisationsstruktur.
- Ethische Ausgestaltung der Organisationskultur als Erfolgsvoraussetzung ethischer Trainingsprogramme
- Ausblick auf den verbleibenden Forschungsbedarf im Zusammenhang mit ethischen Trainingsprogrammen in international tätigen Unternehmen.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Frage, wie ethische Trainingsprogramme zur Ethisierung international tätiger Unternehmen beitragen können. Sie analysiert Gestaltungsoptionen, Erfolgsfaktoren und institutionelle Voraussetzungen für die erfolgreiche Implementierung solcher Programme.
- Die begriffliche Abgrenzung von Moral und Ethik im Kontext von Unternehmensethik
- Die Legitimation von Unternehmensethik im internationalen Kontext
- Die Entscheidungsfindung bei interkulturellen ethischen Konflikten
- Die Analyse kognitiver Barrieren und individueller Einflussfaktoren auf ethisches Verhalten
- Die Entwicklung von Inhalten und Ausgestaltungsmöglichkeiten für effektive ethische Trainingsprogramme
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Relevanz ethischer Trainingsprogramme für international tätige Unternehmen dar und beschreibt den aktuellen Bedarf an ethischem Verhalten in diesem Kontext. Das zweite Kapitel befasst sich mit der begrifflichen Abgrenzung von Moral und Ethik sowie dem Verhältnis von Ethik und Ökonomie. Darüber hinaus wird die Legitimation von Unternehmensethik im internationalen Kontext beleuchtet und die Entscheidungsfindung bei interkulturellen ethischen Konflikten analysiert. Das dritte Kapitel untersucht die Einflussfaktoren auf ethisches Verhalten, einschließlich kognitiver Barrieren, individueller Einflussvariablen und institutioneller Einwirkungen. Kapitel vier befasst sich mit den Inhalten und Ausgestaltungsmöglichkeiten eines effektiven ethischen Trainingsprogramms, einschließlich der Förderung der moralisch-kognitiven Kompetenz und des Persönlichkeitstrainings zur Förderung des tatsächlichen individuellen moralischen Verhaltens. Kapitel fünf untersucht die institutionellen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung ethischer Trainingsprogramme in international tätigen Unternehmen, einschließlich der ethischen Ausgestaltung der Organisationskultur und der Rolle der formalen Organisationsstruktur.
Schlüsselwörter
Unternehmensethik, internationale Geschäftstätigkeit, ethische Trainingsprogramme, interkulturelle Konflikte, moralische Urteilsfähigkeit, kognitionspsychologischer Ansatz, Erfolgsfaktoren, institutionelle Voraussetzungen, Organisationskultur, ethische Unternehmensleitlinien.
- Quote paper
- Achim Höss (Author), 2004, Ethische Trainingsprogramme in international tätigen Unternehmen: Gestaltungsoptionen, Erfolgsfaktoren und institutionelle Voraussetzungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/35075