Die Schule ist der einzige Raum, in dem sich fast alle Mitglieder einer Gesellschaft für einige Jahre begegnen. Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Milieus mit ebenso unterschiedlichen Begabungen, Interessen, Verhaltensmustern und Erwartungen sollen gemeinsam unterrichtet werden. Lehrpersonen, Schulleitungen, Schulbehörden und die Bildungspolitik stehen vor der Aufgabe, Unterschiede auszuhalten und familiäre Ausgangsbedingungen zu relativieren, um Kinder und Jugendliche auch unabhängig ihrer ethnokulturellen Herkunft bestmöglich zu fördern.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern sich die Reaktionsweisen bzw. Lösungsansätze in Bezug auf einen konstruktiven Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität seit der Arbeitsmigration in den 1960er Jahren im deutschen Bildungssystem entwickelt hat und ob deutsche Schulen mit ihrer strukturellen Art dem aufgeführten Selbstverständnis bzw. Auftrag gerecht werden können.
Um die aufgeworfene Fragestellung systematisch bearbeiten zu können, widmet sich der erste Teil einer terminologischen Klärung von Heterogenität, um dann im folgenden Verlauf dem bisherigen Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität in stärkerem Maße Beachtung zu schenken. Hierzu gehe ich in fünf Schritten vor. Zunächst werden erste bildungspolitische Reaktionen auf die unerwartete Anwesenheit ethnischer Minderheiten untersucht. Darauf aufbauend wird die sogenannte Ausländerpädagogik mit ihren Ansätzen und Konzepten als erste pädagogische Reaktion auf die Einwanderung von Arbeitsmigrant(inn)en und ihrer Familien dargestellt, um dann die darauffolgende Entwicklung zur Interkulturellen Pädagogik und ihre innovativen Leitgedanken aufzuzeigen. Daran schließt sich eine Reflexion an, die unter Berücksichtigung der interkulturellen Leitgedanken die aktuellen Strukturen deutscher Schulen und ihre Auswirkungen auf SchülerInnen mit Migrationshintergrund diskutiert. Daraus ergibt sich die Möglichkeit – im Sinne eines Exkurses – einen Blick auf den Bildungserfolg der Migrantenjugendlichen im finnischen Schulsystem zu werfen, ehe ein Fazit diese Arbeit mit einem Ausblick auf künftige Herausforderungen und Entwicklungen abrundet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Heterogenität - Eine Annäherung an den Begriff
- Der Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität im Bildungssystem
- Erste bildungspolitische Reaktionen auf „Gastarbeiterkinder“
- Die Ausländerpädagogik
- Kompensatorische Ansätze
- Neubesinnung und Selbstkritik in der Ausländerpädagogik
- Konsequenzen aus der Kritik: Die Interkulturelle Pädagogik
- Konzepte der Interkulturellen Pädagogik
- Etablierung interkultureller Denkweisen im Bildungswesen - Ideologien und Widersprüche
- Leistungen des Schulsystems gegenüber SchülerInnen mit Migrationshintergrund
- Exkurs: Der Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität in Finnland
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität im deutschen Bildungssystem. Sie untersucht, wie sich die Reaktionsweisen und Lösungsansätze seit den 1960er Jahren entwickelt haben und ob deutsche Schulen dem Anspruch gerecht werden, alle Kinder unabhängig von ihrer ethnokulturellen Herkunft bestmöglich zu fördern.
- Entwicklungen im Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität im Bildungssystem
- Analyse von Ansätzen und Konzepten wie Ausländerpädagogik und Interkulturelle Pädagogik
- Kritik an den Strukturen des deutschen Schulsystems im Hinblick auf SchülerInnen mit Migrationshintergrund
- Vergleich des Umgangs mit migrationsbedingter Heterogenität in Deutschland und Finnland
- Ausblick auf zukünftige Herausforderungen und Entwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der migrationsbedingten Heterogenität im schulischen Kontext ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar. Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Begriff „Heterogenität“ und beleuchtet seine Bedeutung in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion. Kapitel 3 analysiert den Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität im deutschen Bildungssystem, indem es die Entwicklungen von den ersten bildungspolitischen Reaktionen auf „Gastarbeiterkinder“ über die Ausländerpädagogik bis hin zur Interkulturellen Pädagogik nachzeichnet. Kapitel 3.4 untersucht die Leistungen des Schulsystems gegenüber SchülerInnen mit Migrationshintergrund und kritisiert bestehende Strukturen. Der Exkurs in Kapitel 3.5 bietet einen Vergleich zum Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität in Finnland.
Schlüsselwörter
Migrationsbedingte Heterogenität, Bildungssystem, Ausländerpädagogik, Interkulturelle Pädagogik, Schulstrukturen, SchülerInnen mit Migrationshintergrund, Vergleich Finnland, Bildungserfolg.
- Arbeit zitieren
- Selda Batagan (Autor:in), 2016, Kulturelle Vielfalt. Zum Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität im schulischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/349959