In den 1980er und frühen 1990er Jahren waren Attentate in Sizilien an der Tagesordnung, allein in Palermo wurden Mitte der 1980er Jahre pro Jahr rund 250 durch die Mafia ausgeführte Morde gezählt, im Jahr 2000 war es dagegen kein einziger mehr.
Was hatte sich geändert, welche Rolle spielt die öffentliche Meinung dabei? Diese Hausarbeit analysiert, welche wesentlichen politischen und sozialen Faktoren die öffentliche Meinung im Zeitraum um 1980 bis 1993 geprägt haben und untersucht, aufgrund welcher Umstände die öffentliche Meinung für lange Zeit machtstabilisierend beziehungsweise -konservierend auf die Mafia wirkte.
Sie erforscht, weshalb sich die Ö.M. im Analysezeitraum sukzessive veränderte und wie die Ö.M. wiederum als Katalysator für Veränderungen, z.B. des Modus Operandi der Mafia, fungierte. Leoluca Orlando, der langjährige Bürgermeister von Palermo, veranschaulicht den Erfolg des Anti-Mafia-Kampfes wie folgt: „Ich benutze immer das Bild des sizilianischen Karrens mit zwei Rädern. Das eine Rad sind Polizei und Gesetze, das andere ist das Rad der Kultur. Wichtig ist, dass sich beide Räder gleich schnell drehen (…). Ich habe das zweite Rad in Bewegung gesetzt, die Gesellschaft gegen die Mafia mobilisiert (...)"
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ausgewählte soziologische Konzepte der Öffentlichen Meinung
- 2.1. Die Kritik der Öffentlichen Meinung von Ferdinand Tönnies
- 2.2. Die Schweigespirale von Elisabeth Noelle-Neumann
- 3. Bis 1984: Öffentliche Meinung als Konservator der Macht der Mafia
- 3.1. Die Cosa Nostra als stabiler Machtapparat
- 3.2. Die erstarrte öffentliche Meinung
- 4. 1984-1992: Das „Auftauen“ der Öffentlichen Meinung
- 4.1. Der Rechtsstaat gewinnt an Stärke
- 4.2. Die Öffentliche Meinung im Fluss
- 5. Ab 1992: Öffentliche Meinung als Katalysator für Wandel
- 5.1. Wesentliche Entwicklungen im Kampf gegen die Cosa Nostra
- 5.2. Die Öffentliche Meinung formiert sich neu
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Einfluss der öffentlichen Meinung auf den Kampf gegen die Cosa Nostra in Sizilien zwischen 1980 und 1993. Sie analysiert, wie die öffentliche Meinung die Macht der Mafia stabilisierte und später als Katalysator für den Wandel fungierte.
- Der Einfluss soziologischer Konzepte (Tönnies, Noelle-Neumann) auf das Verständnis der öffentlichen Meinung.
- Die Rolle der öffentlichen Meinung als Machtstabilisator für die Cosa Nostra in den frühen 1980er Jahren.
- Die Veränderungen in der öffentlichen Meinung im Laufe der 1980er und frühen 1990er Jahre.
- Die öffentliche Meinung als Motor für den Wandel im Kampf gegen die Mafia.
- Die Wechselwirkung zwischen politisch-sozialen Faktoren und der öffentlichen Meinung.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext des sizilianischen Mafia-Krieges und den Mord an General Dalla Chiesa. Sie stellt die Forschungsfrage nach der Rolle der öffentlichen Meinung im Kampf gegen die Cosa Nostra und skizziert den Aufbau der Arbeit. Der Fokus liegt auf der Analyse der politischen und sozialen Faktoren, die die öffentliche Meinung prägten, und ihrer Entwicklung von einer machtstabilisierenden hin zu einer veränderungsfördernden Kraft. Die Arbeit verspricht, die Brücke zwischen historischen Ereignissen und der Veränderung der öffentlichen Meinung zu schlagen, indem sie soziologische Konzepte anwendet.
2. Ausgewählte soziologische Konzepte der Öffentlichen Meinung: Dieses Kapitel legt das theoretische Fundament der Arbeit, indem es die Konzepte von Ferdinand Tönnies' "Kritik der öffentlichen Meinung" und Elisabeth Noelle-Neumanns "Schweigespirale" vorstellt. Es wird die Vielschichtigkeit des Begriffs "Öffentliche Meinung" herausgestellt und die soziologische Dimension im Fokus betrachtet. Tönnies' Unterscheidung zwischen der "öffentlichen Meinung als äußere Gesamtheit widersprechender Meinungen" und der "öffentlichen Meinung als einheitlich wirksame Kraft" bildet einen zentralen Aspekt. Die Analyse von Tönnies' und Noelle-Neumanns Theorien liefert das analytische Werkzeug für die Untersuchung der öffentlichen Meinung im Kontext des Kampfes gegen die Cosa Nostra.
3. Bis 1984: Öffentliche Meinung als Konservator der Macht der Mafia: Dieses Kapitel analysiert die Phase bis 1984, in der die öffentliche Meinung die Macht der Cosa Nostra stabilisierte. Es wird die Cosa Nostra als ein stabiler Machtapparat dargestellt und die Gründe für die "erstarrte öffentliche Meinung" untersucht. Hier werden soziale und politische Faktoren analysiert, die zu einer Ohnmacht und Passivität der Bevölkerung führten, was die Mafia in ihrer Machtposition bestärkte. Der Schwerpunkt liegt auf der Identifizierung von Mechanismen, die die öffentliche Meinungsbildung beeinflussten und zu einer stillschweigenden Akzeptanz der Mafia führten.
4. 1984-1992: Das „Auftauen“ der Öffentlichen Meinung: Dieses Kapitel beschreibt die allmähliche Veränderung der öffentlichen Meinung zwischen 1984 und 1992. Es analysiert den wachsenden Einfluss des Rechtsstaates und den damit einhergehenden Wandel in der öffentlichen Meinung. Die zunehmende Stärke des Rechtsstaates ermöglichte es der Bevölkerung, offener gegen die Mafia vorzugehen. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Faktoren, die das "Auftauen" der öffentlichen Meinung bewirkten und wie sich dies auf das Vorgehen gegen die Mafia auswirkte. Es werden konkrete Beispiele untersucht, wie sich die öffentliche Meinung zu verändern begann.
5. Ab 1992: Öffentliche Meinung als Katalysator für Wandel: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Entwicklung ab 1992, in der die öffentliche Meinung als Katalysator für den Wandel im Kampf gegen die Cosa Nostra fungierte. Es werden wesentliche Entwicklungen im Kampf gegen die Mafia und die damit verbundene Neuformierung der öffentlichen Meinung untersucht. Der Fokus liegt auf der Analyse der Wechselwirkung zwischen gesellschaftlichem Wandel und veränderter öffentlicher Meinung. Es wird untersucht, wie die öffentliche Meinung aktiv zum Kampf gegen die Mafia beitrug und wie sich dies auf das Vorgehen der Mafia auswirkte. Das Beispiel Leoluca Orlandos verdeutlicht die Bedeutung der Mobilisierung der Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Öffentliche Meinung, Cosa Nostra, Mafia, Sizilien, Soziologie, Ferdinand Tönnies, Elisabeth Noelle-Neumann, Schweigespirale, Macht, Wandel, Rechtsstaat, Anti-Mafia-Kampf, Kultur, Mobilisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Öffentliche Meinung und der Kampf gegen die Cosa Nostra in Sizilien
Was ist das Thema der Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht den Einfluss der öffentlichen Meinung auf den Kampf gegen die Cosa Nostra in Sizilien zwischen 1980 und 1993. Sie analysiert, wie die öffentliche Meinung die Macht der Mafia stabilisierte und später als Katalysator für den Wandel fungierte.
Welche soziologischen Konzepte werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Konzepte von Ferdinand Tönnies ("Kritik der öffentlichen Meinung") und Elisabeth Noelle-Neumann ("Schweigespirale"), um die öffentliche Meinung zu analysieren und deren Wandel im Kontext des Mafia-Kampfes zu verstehen.
Wie wird die öffentliche Meinung vor 1984 beschrieben?
Bis 1984 wird die öffentliche Meinung als "erstarrte" Meinung beschrieben, die die Macht der Cosa Nostra stabilisierte. Soziale und politische Faktoren führten zu Ohnmacht und Passivität der Bevölkerung, was die Mafia in ihrer Machtposition bestärkte.
Was veränderte sich in der öffentlichen Meinung zwischen 1984 und 1992?
Zwischen 1984 und 1992 fand ein "Auftauen" der öffentlichen Meinung statt. Der zunehmende Einfluss des Rechtsstaates ermöglichte es der Bevölkerung, offener gegen die Mafia vorzugehen. Die öffentliche Meinung begann sich zu verändern und wurde aktiver im Kampf gegen die Mafia.
Welche Rolle spielte die öffentliche Meinung ab 1992?
Ab 1992 fungierte die öffentliche Meinung als Katalysator für den Wandel. Sie trug aktiv zum Kampf gegen die Mafia bei und beeinflusste das Vorgehen der Mafia. Die Mobilisierung der Gesellschaft, beispielsweise durch Leoluca Orlando, wird als wichtiges Beispiel genannt.
Welche Phasen der öffentlichen Meinung werden unterschieden?
Die Arbeit unterscheidet drei Phasen: (1) Bis 1984: Stabilisierung der Macht der Mafia durch die öffentliche Meinung; (2) 1984-1992: "Auftauen" der öffentlichen Meinung durch den Stärkung des Rechtsstaates; (3) Ab 1992: Öffentliche Meinung als Katalysator für den Wandel im Kampf gegen die Mafia.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Öffentliche Meinung, Cosa Nostra, Mafia, Sizilien, Soziologie, Ferdinand Tönnies, Elisabeth Noelle-Neumann, Schweigespirale, Macht, Wandel, Rechtsstaat, Anti-Mafia-Kampf, Kultur, Mobilisierung.
Welche Kapitel enthält die Hausarbeit?
Die Hausarbeit umfasst folgende Kapitel: Einleitung, Ausgewählte soziologische Konzepte der Öffentlichen Meinung, Bis 1984: Öffentliche Meinung als Konservator der Macht der Mafia, 1984-1992: Das „Auftauen“ der Öffentlichen Meinung, Ab 1992: Öffentliche Meinung als Katalysator für Wandel, und Fazit.
Was ist die Zielsetzung der Hausarbeit?
Die Zielsetzung ist die Untersuchung des Einflusses der öffentlichen Meinung auf den Kampf gegen die Cosa Nostra in Sizilien und die Analyse ihrer Entwicklung von einer machtstabilisierenden hin zu einer veränderungsfördernden Kraft.
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- Andreas Blume (Author), 2015, La Piovra. Die Cosa Nostra und die öffentliche Meinung (1980-1993), Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/338497