Ziel dieser Arbeit ist es, die abgrenzende Kritik Kierkegaards an der romantischen Psychologie Carus' möglichst systematisch darzustellen. Wenn dies geschehen ist, ist die Grundlage dafür geschaffen, um überprüfen zu können, ob Kierkegaards Werk möglicherweise durch die Auseinandersetzung mit Carus beeinflusst ist.
Die Geschichte der Psychologie lässt sich nach methodologischen Gesichtspunkten verschieden datieren. Jemand, der die Psychologie als empirische Wissenschaft begreift, wird sie auf das Jahr 1879 datieren, in dem das erste psychologische Universitätsinstitut gegründet wurde, und sie damit zu einer relativ jungen Wissenschaft machen. Wenn jedoch berücksichtigt wird, dass es innerhalb der Philosophie eine lange Tradition geisteswissenschaftlicher Psychologie gibt, aus welcher die empirische Psychologie entstanden ist, so kann man die Anfänge psychologischen Denkens schon bei den Vorsokratikern verorten.
Im 19. Jahrhundert ringt die Psychologie mit der Philosophie: verschiedene Fragen des philosophischen Denkens geraten unter dem spekulativen Eindruck des Deutschen Idealismus in den Fokus der Psychologie. Die Psychologie möchte erfolgreich die Gegenstände bearbeiten, welche durch philosophische Spekulationen vernebelt wurden. Die wissenschaftliche Disziplin Psychologie gerät durch ihre emanzipatorischen Bemühungen in einen Methodenstreit. Welche Methoden sind zielführend, wenn ein Gegenstand psychologisch erforscht wird? Sachs-Hombach stellt in seinem Buch Philosophische Psychologie im 19. Jahrhundert zwei wesentliche Strömungen psychologischer Methoden im 19. Jahrhundert vor bevor die Psychologie eine empirische Wissenschaft wurde.
In den letzten Monaten des Jahres 1846 finden sich im Tagebuch Kierkegaards verschiedene Bemerkungen, die auch unter dem Eindruck seiner Lektüre der deutschen Neuerscheinung Psyche des Physiologen und Arztes Karl Gustav Carus entstanden sind. Innerhalb dieser fragmentarischen Reflexionen, die unter dem Titel Reflexionen über Christentum und Naturwissenschaft bekannt sind, grenzt sich Kierkegaard auch gegen die bestehenden Modelle der Psychologie ab. Dass Kierkegaard ein eigenes psychologisches Konzept vor Augen hat legen die bereits genannten Untertitel nahe.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Die romantische Psychologie nach Carus
- Spannungsfeld zwischen Physik und Morphologie
- Methode der Erforschung
- Fundamentale Prinzipien des Bewusstseins
- Empirie statt Spekulation
- Kritik an den Idealisten
- Metaphysische Selbstdeutungsmodelle
- Tendenz zum Prozessualen
- Kierkegaards Kritik
- Qualitative Dialektik
- Mensch und Tier
- Das Werden
- Das Wunder oder das Unerklärliche
- Das Primat der Ethik
- Qualitative Dialektik
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit analysiert die Kritik von Søren Kierkegaard an der romantischen Psychologie von Carl Gustav Carus, die in Kierkegaards "Reflexionen über Christentum und Naturwissenschaft" zum Ausdruck kommt. Ziel ist es, die abgrenzende Kritik Kierkegaards systematisch darzustellen und zu untersuchen, ob Kierkegaards Werk möglicherweise von der Auseinandersetzung mit Carus beeinflusst worden ist.
- Die romantische Psychologie von Carl Gustav Carus
- Kierkegaards Kritik an der romantischen Psychologie
- Das Primat der Ethik in Kierkegaards Denken
- Der Einfluss der Carus-Lektüre auf Kierkegaards Werk
- Qualitative Dialektik und das Problem des "Wunders"
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Die Einleitung führt in die methodologische Debatte innerhalb der Psychologie des 19. Jahrhunderts ein. Sie beschreibt die verschiedenen Strömungen innerhalb der philosophischen Psychologie und stellt Kierkegaards Psychologieverständnis vor.
- Die romantische Psychologie nach Carus: Dieses Kapitel erläutert die philosophischen Grundlagen der romantischen Psychologie, insbesondere die von Carl Gustav Carus, und untersucht dessen Methode der Erforschung des Bewusstseins. Dabei werden wichtige Aspekte wie die Spannungsfelder zwischen Physik und Morphologie, die Rolle des Unbewussten, die Bedeutung der Urphänomene und das Streben nach Ganzheitlichkeit beleuchtet.
- Kierkegaards Kritik: In diesem Kapitel wird die Kritik Kierkegaards an der romantischen Psychologie von Carus anhand von drei zentralen Punkten analysiert: die qualitative Dialektik, das Problem des Wunders und das Primat der Ethik.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselwörter und zentralen Themen der Arbeit sind: romantische Psychologie, Carl Gustav Carus, Søren Kierkegaard, Reflexionen über Christentum und Naturwissenschaft, qualitative Dialektik, das Wunder, das Primat der Ethik, das Unbewusste, Morphologie, Existenzphilosophie, Selbstverständnis, Subjektivität, Objektivität.
- Arbeit zitieren
- Rene Baston (Autor:in), 2012, Kierkegaards Kritik der romantischen Psychologie nach Karl Gustav Carus, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/334420