1922 in Vannes in der Bretagne geboren etabliert sich Alain Resnais, innerhalb kürzester Zeit, zu einem der erfolgreichsten Regisseure Frankreichs. Seine ersten Filme, ob Dokumentar- oder Spielfilm, behandeln Themen an die sich ein Filmemacher nur selten herantraut: Tod, Verlust, Trauma und Erinnerung . Doch Resnais hat es gerade auf Grund dieser Themenauswahl geschafft den Zuschauer für sich zu gewinnen. Mit seinen Bildern versucht er zu sensibilisieren, emotionalisieren und zum Nachdenken anzuregen und so sind Nuit et brouillard und Hiroshima mon amour nach Emma Wilson „ […] two of the most searching testimonies to the trauma and horror of the Second World War“ (Wilson 2006: 2), die dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben.
Auf Grund seines Interesses für die menschliche Psyche, versucht Alain Resnais in seinen Filmen diesen Geisteszustand mit Hilfe des visuellen, auditiven und narrativen zu erkunden. „Resnais conçoit le cinéma non comme un instrument de représentation de la réalité, mais comme le meilleur moyen pour approcher le fonctionnement psychique“, so Youssef Ishaghpour.
In seinem ersten Spielfilm "Hiroshima mon amour" von 1959, der eigentlich eine Dokumentation über die Atombombe werden sollte, spielt die Psyche auch eine entscheidende Rolle: Eine französische Schauspielerin reist 1957 für Filmaufnahmen nach Hiroshima. Dort lernt sie am Vortag ihrer Abreise einen japanischen Architekten kennen und lieben. Allerdings wird sie durch ihn an ihre verstorbene erste große Liebe erinnert und so steht nicht nur ihre Liebe auf Messers Schneide, sondern sie begibt sich auch in Gefahr das Vergangene zu vergessen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1.0 Alain Resnais: Das Undarstellbare wird darstellbar gemacht
- 2.0 Verlauf des Traumas
- 2.1 Auslöser und traumatische Krypta
- 2.2 Femme tondue
- 2.3 Hysterie
- 2.4 Die Befreiung aus der Hysterie
- 2.5 Wiedererinnerungen
- 2.6 Das Vergessen
- 3.0 Hiroshima mon amour als exemplarische Leidensgeschichte
- 4.0 Hiroshima mon amour - Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit befasst sich mit dem Film „Hiroshima mon amour“ von Alain Resnais und analysiert die Darstellung des Traumas der Protagonistin, einer französischen Schauspielerin, die 1957 für Filmaufnahmen nach Hiroshima reist. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Resnais und Duras die Darstellung des Undarstellbaren – des Traumas – ermöglichen. Die Arbeit untersucht die traumatische Vergangenheit der Frau und analysiert, wie diese ihre gegenwärtige Beziehung zu einem japanischen Architekten beeinflusst.
- Die Darstellung des Traumas und seine Auswirkungen auf die Psyche der Protagonistin
- Die Rolle von Erinnerung und Vergessen im Kontext des Traumas
- Die Verbindung von persönlicher Liebesgeschichte und historischem Kontext
- Die filmische Umsetzung der Traumatik durch Flashbacks und andere filmische Mittel
- Die Funktion der filmischen Sprache in der Vermittlung des Traumas
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel befasst sich mit der künstlerischen Intention von Alain Resnais, die sich in der filmischen Darstellung von Themen wie Tod, Verlust, Trauma und Erinnerung zeigt. Resnais nutzt in „Hiroshima mon amour“ die filmische Sprache, um die Psyche seiner Figuren zu erforschen und das Undarstellbare eines Traumas sichtbar zu machen.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Verlauf des Traumas der Protagonistin. Es wird analysiert, wie ihr traumatisches Erlebnis in Nevers, der Tod ihres Geliebten während des Zweiten Weltkriegs, ihre Psyche prägt und sie dazu bringt, dieses Ereignis zu verdrängen. Das Kapitel beschreibt die durch das Trauma hervorgerufene Hysterie und den Prozess der Verdrängung, die zu einer „Krypta“ im Unterbewusstsein führt. Zudem wird der Einfluss der „Femme tondue“ auf die französische Gesellschaft im Kontext des Zweiten Weltkriegs untersucht.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Darstellung des Traumas in „Hiroshima mon amour“ als exemplarische Leidensgeschichte. Es wird gezeigt, wie die Anonymität der Protagonisten die Identifikation des Zuschauers mit der Figur erleichtert und zum Nachdenken über die Schrecken von Krieg und Trauma anregt. Die Arbeit betrachtet die Verbindung der persönlichen Liebesgeschichte mit dem historischen Kontext des Atomkriegs in Hiroshima und stellt die Geschichte der Protagonistin als Stellvertreter für ein kollektives Leid dar.
Das vierte Kapitel fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und befasst sich mit der Frage, wie Resnais die Erinnerung und das Vergessen in „Hiroshima mon amour“ thematisiert. Es wird analysiert, wie die Französin durch den Kontakt mit dem japanischen Architekten die verdrängten Ereignisse ihrer Vergangenheit ins Bewusstsein ruft und durch diese Auseinandersetzung langsam zu vergessen beginnt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Film „Hiroshima mon amour“ und den zentralen Themen Trauma, Erinnerung, Vergessen, Liebe und Krieg. Die Analyse konzentriert sich auf die psychischen Prozesse der Protagonistin, die mit dem Trauma ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Krypta, Femme tondue, Hysterie, Flashbacks, Erinnerungsauslöser, mnemotechnische Prothese, und die Verbindung von persönlichen Erlebnissen mit dem historischen Kontext.
- Quote paper
- Katrin Graf (Author), 2012, Das Undarstellbare wird darstellbar in "Hiroshima mon amour". Die Darstellung eines Traumas, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/334362