Die vorliegende Hausarbeit verdeutlichte die Ziele und Erfolge Kestenbergs kulturpolitischer Arbeit. Es zeigte sich, dass seine Reformpläne bis heute an Aktualität nicht verloren haben. Noch immer erfolgt die musikalische Ausbildung von Erziehern keinen einheitlichen Richtlinien, der Musikunterricht entfällt in manchen Klassenstufen komplett oder beschränkt sich auf ein reines Erleben von Klang. In Jahren immer jünger werdender Abiturjahrgäng verliert die ganzheitliche „musische Erziehung zum Menschsein“ an Bedeutung. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wird deutlich, dass Kestenbergs Konzepte zur Verbesserung des Musikunterrichts bis heute richtungsweisend sind. Umso dringlicher erscheinen Kestenbergs Forderungen nach einer umfassenden Musiklehrerausbildung, der festen Verankerung des Faches Musik im Schulunterricht, dem künstlerischen und wissenschaftlichen Anspruch an den gymnasialen Musikunterricht sowie die Förderung der Laienmusik.
Es ist jene Konsequenz, die Folgen und Errungenschaften seines Schaffens, welche in der aktuellen Kestenberg Forschung neu diskutiert werden. Doch genügt es nicht, sich mit Kestenbergs schillernden Idealismus und dem Erfolg seiner Reformpläne auseinanderzusetzten. Ebenso wichtig ist eine genaue Beleuchtung seines besonderen politischen Geschickes. Dank seines diplomatischen Gespührs vermochte es Kestenberg in einem Spannungsgeflecht unterschiedlicher Interessengruppen zu operieren, Kompromisse zu schließen und bedeutende Netzwerke zu knüpfen.
Der Kern dieser Arbeit ist daher nicht die Betrachtung dessen, „was“ Kestenberg umsetzten wollte, sondern „wie“ er dies tat. Nur so können wir die Personalie Kestenberg ganzheitlich begreifen und für die heutige Kulturpolitik nutzbar machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Politische und weltanschauliche Prägung.
- Familiäre Prägung.
- Einfluss der jüdischen Gemeinde.
- Gesellschaftliche Prägung außerhalb der jüdischen Gemeinde.
- Einflüsse der sozialdemokratische Arbeiterbewegung Reichenbergs.
- Europäische Ideengeschichte.
- Kestenberg als Demokrat.
- Kestenberg als Stratege.
- Bildungspolitische Kräfte.
- Landtagskonforme Ausrichtung der Denkschrift.
- Berufungs- und Personalpolitik.
- Das „halbamtliche“ Prinzip: Georg Schünemann.
- Schünemann als Vertreter der Kestenberg-Reform.
- Schünemann als strategischer Berater Kestenbergs.
- Schünemann und der „kleine Kreis“ Kestenbergs.
- Berufungspolitik zwischen „Zweckmäßigkeit“ und eigenem Anspruch.
- Einfluss der Ministerien.
- Personenkonstellationen und Machtgefüge.
- Kestenbergs Netzwerke.
- Das „halbamtliche“ Prinzip: Georg Schünemann.
- Kestenberg im preußischen Kultusministerium.
- Ministerium unter der Leitung von Boelitz.
- Ministerium unter der Leitung C.H. Beckers.
- Kestenberg und die Öffentlichkeit: Die Schulmusikwochen.
- Literaturverzeichnis.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, Leo Kestenbergs politische Arbeit im Kontext seiner kulturpolitischen Reformen zu analysieren. Im Fokus steht nicht nur „was“ Kestenberg umsetzten wollte, sondern vor allem „wie“ er dies tat. Dabei werden die Einflüsse auf Kestenbergs politische und weltanschauliche Prägung, seine strategischen Handlungsweisen und sein politisches Geschick in den Mittelpunkt gerückt.
- Die prägenden Einflüsse auf Kestenbergs politisches Weltbild, einschließlich seiner familiären Prägung, seines sozialen Umfeldes sowie seiner Beziehung zur Philosophie und neuzeitlicher Literatur.
- Kestenbergs strategische Vorgehensweise bei der Umsetzung seiner Reformpläne, insbesondere seine Fähigkeit, Mehrheiten im Landtag zu gewinnen und wichtige Netzwerke aufzubauen.
- Die Bedeutung von Kestenbergs Berufungs- und Personalpolitik, sowie seine Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten im preußischen Kultusministerium.
- Kestenbergs Umgang mit der Öffentlichkeit und seine Strategie, die öffentliche Meinung zu seinen Gunsten zu beeinflussen.
- Die Rolle von Kestenbergs diplomatischem Gespür und seiner Fähigkeit, Kompromisse zu schließen und Spannungsfelder zwischen verschiedenen Interessengruppen zu navigieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Das einleitende Kapitel untersucht die prägenden Einflüsse auf Kestenbergs politisches Weltbild, einschließlich seiner familiären Prägung, seines sozialen Umfeldes sowie seiner Beziehung zur Philosophie und neuzeitlicher Literatur. Es wird gezeigt, dass Kestenbergs politisches Handwerkszeug durch sein frühes Engagement in sozialdemokratischen Vereinen geprägt wurde.
Die folgenden Kapitel fokussieren auf Kestenberg als Strategen, indem sie seine Fähigkeit beleuchten, seine Reformvorhaben durchzusetzen. Dabei wird auf die Bedeutung des parlamentarischen Auftrags, die Einreichung der „Denkschrift für die gesamte Musikpflege in Schule und Volk“, die strategische Nutzung von Netzwerken und die Gestaltung von Berufungs- und Personalpolitik eingegangen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Einfluss der Ministerien, dem Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten sowie Kestenbergs Beziehung zur Öffentlichkeit. Die Schulmusikwochen werden als Beispiel für Kestenbergs gezielte Einflussnahme auf die öffentliche Meinung herangezogen.
Schlüsselwörter
Leo Kestenberg, Kulturpolitik, Musikpädagogik, preußisches Kultusministerium, Schulreform, Denkschrift, Berufungspolitik, Netzwerke, öffentliche Meinung, Einflussnahme, politische Strategie, Kompromissfähigkeit, diplomatische Fähigkeiten, sozialdemokratische Arbeiterbewegung.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2013, Leo Kestenberg als Politiker und Stratege, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/323417