„Das A und O des neuen Lebens“ hieß unlängst der Artikel einer Ausgabe des Geo-Wissen-Magazins, in dem es herauszufinden galt, wie das Kind zur Sprache kommt. Bereits im Vorwort der Ausgabe bezeichnet Germanistikprofessor Claus P. Simon die Sprache als „bedeutendste Errungenschaft der Menschheit“, die die menschliche Spezies von allen anderen Lebewesen abgrenzt. Eine Kulturtechnik, die sich über Jahrtausende entwickelt und sich im Laufe der Evolution als unverzichtbar herausgestellt hat. Die Sprache ist von überragender Bedeutung für den Alltag des Einzelnen, was sich an der Mannigfaltigkeit ihrer Funktionen und Aufgaben zeigt. Während die Kommunikationsfunktion, welche sich auf den bewussten, partnerorientierten Austausch informationsliefernder Sachverhalte bezieht, der wohl wichtigste Aufgabenbereich der Sprache ist, wird diese außerdem als Denk- und Handlungsinstanz eingesetzt. Von besonderer Wichtigkeit ist diese Funktion beispielsweise bei Annäherungsversuchen zu anderen Menschen oder dem Ausdrücken von Gefühlen auf der verbalen Ebene.
„Für keine geistige Aufgabe sind Kinder von Natur aus besser ausgestattet als für den Spracherwerb“ (Mens 2007: 37), so die Autorin des oben genannten Artikels. Besonders gegenwärtig setzen sich viele Forscher mit dem Thema des Erstspracherwerbs auseinander, das noch immer viele Rätsel und ungeklärte Fragen aufwirft. Der unermüdliche Forschungsdrang mag seinen Ursprung neben weiteren Aspekten darin haben, dass nahezu alle Kinder ihre Muttersprache ungeachtet intellektueller, kultureller und sozialer Unterschiede gewissermaßen mühelos erlernen. Dennoch ist der Erstspracherwerb „die komplexeste aller Aufgaben, mit denen das Kind im Laufe seiner Entwicklung konfrontiert wird“ (Dittmann 2006: 9), da es nicht nur die einzelnen Komponenten der Sprache zu erlernen und abzuspeichern gilt, sondern diese auch logisch und regelkonform miteinander zu verbinden. Auf diese Weise entsteht parallel zur Entwicklung des Kindes ein Netz sprachlicher Teilkomponenten, das zusammengefügt ein Ganzes ergibt – den Wortschatz. Eine Schlüsselposition nimmt in diesem Rahmen das mentale Lexikon ein, da zuerst ein mehr oder weniger umfangreicher Wortschatz vorhanden sein muss, bevor das entstehende Sprachsystem komplettiert werden kann. Dieses Komplettieren erfolgt schließlich durch den Erwerb von Grammatikkompetenzen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG.
- 2. SPRACHERWERBSTHEORIEN
- 2.1 Anlage-Umwelt-Diskurs
- 3. DAS MENTALE LEXIKON.
- 3.1 AUFBAU UND ORGANISATION.
- 3.2 BEDEUTUNGSERWERB
- 3.3 ERWERB VON WÖRTERN
- 4. FAZIT.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Erforschung des Wortschatzerwerbs und der Rolle des mentalen Lexikons im frühkindlichen Sprachgebrauch. Sie beleuchtet die Bedeutung des mentalen Lexikons für die Sprachaneignung und untersucht die Prozesse des Bedeutungserwerbs und des Erwerbs von Wörtern im Kontext des Erstspracherwerbs.
- Die Rolle des mentalen Lexikons im Sprachsystem
- Theorien zum Erstspracherwerb: Anlage vs. Umwelt
- Der Aufbau und die Organisation des mentalen Lexikons
- Der Erwerb von Wortbedeutungen
- Der Erwerb von Wörtern im frühkindlichen Sprachgebrauch
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung des Wortschatzerwerbs und des mentalen Lexikons für den Erstspracherwerb dar. Kapitel 2 beleuchtet verschiedene theoretische Ansätze zum Spracherwerb, insbesondere die Anlage-Umwelt-Debatte und die Rolle von Nativismus und Behaviorismus. Kapitel 3 fokussiert auf das mentale Lexikon, untersucht seinen Aufbau und seine Organisation sowie die Prozesse des Bedeutungserwerbs und des Erwerbs von Wörtern im frühkindlichen Sprachgebrauch.
Schlüsselwörter
Mentales Lexikon, Wortschatzerwerb, Erstspracherwerb, Sprachsystem, Bedeutungserwerb, Spracherwerbstheorien, Nativismus, Behaviorismus, Anlage-Umwelt-Debatte.
- Quote paper
- Julia O. (Author), 2012, Das mentale Lexikon. Wortschatzerwerb im frühkindlichen Sprachgebrauch, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/319918