Die vorliegende Studienarbeit beschäftigt sich mit den kriminologischen, psychologischen und strafrechtswissenschaftlichen Aspekten der Nachstellung („Stalking“). Sie beschränkt sich hierbei auf das Stalking als eine besondere Form der Kriminalität im sozialen Nahraum, sodass die Besonderheiten des medienwirksamen Prominentenstalking bei der Darstellung weitgehend außer Betracht bleiben. Dabei werden zunächst die verschiedenen Definitionsversuche von Stalking näher betrachtet, um eine Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes zu ermöglichen. Anschließend wird unter Bezugnahme auf die Polizeiliche Kriminalstatistik und (inter-) nationale Dunkelfeldstudien die Verbreitung von Stalking in der Gesellschaft analysiert. Den Schwerpunkt der Arbeit bildet daraufhin die kriminologisch-psychologische Betrachtung von Stalking. Es werden die Erscheinungsformen von Stalking näher erläutert und das Phänomen aus Sicht der Täter und der Opfer dargestellt. Danach wird die Thematik aus strafrechtlicher Sicht beleuchtet. Eine Zusammenfassung mit Ausblick wird den Abschluss der Arbeit darstellen.
„Stalking“ – vereinfacht umschrieben als obsessive Verfolgung, Belästigung oder Bedrohung einer anderen Person – ist keine ausschließliche Erscheinung der Neuzeit. Bereits in diversen Abhandlungen aus der Antike, dem Altertum und dem Mittelalter finden sich Hinweise auf derartige Verhaltensweisen.
Die gesellschaftliche Haltung gegenüber zudringlichem Verhalten hat sich seit dem 19. Jahrhundert jedoch verändert. Während derartige Verhaltensweisen früher akzeptiert und als romantische Geste wahrgenommen wurden, werden sie heutzutage weitgehend missbilligt und kriminalisierend als „Stalking“ klassifiziert. In der breiten Öffentlichkeit wurde das Phänomen erstmals in den 1980er Jahren in den USA präsent. Durch die Betroffenheit zahlreicher prominenter Persönlichkeiten (z.B. Rebecca Schaeffer, Jodie Foster) wurde die Thematik zum Gegenstand einiger tagesaktueller Pressemeldungen.
Mit zunehmender Betrachtung des Phänomens zeigte sich zudem, dass Stalking auch in der Normalbevölkerung weit verbreitet ist. Die Thematik „Stalking“ wurde v.a. in England, Australien und den USA nunmehr vermehrt zum Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtungen aus den Bereichen der Psychologie, Psychiatrie, Kriminologie, Sozial- und Rechtswissenschaften. In Deutschland wird das Phänomen „Stalking“ erst seit kurzem erforscht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Begriff „Stalking“
- 2.1 Wortursprung und allgemeiner Sprachgebrauch
- 2.2 Klinisch-Medizinische Definitionsversuche
- 2.3 Legislative Definitionsversuche
- 2.4 Ergebnis
- 3. Die Verbreitung von Stalking
- 3.1 Internationale Studien
- 3.2 Die Verbreitung von Stalking in Deutschland
- 3.3 Ergebnis
- 4. Die Erscheinungsformen des Stalking
- 4.1 Mildes Stalking
- 4.2 Schweres Stalking
- 5. Die Täter von Stalking
- 5.1 Stalking – ein geschlechtsspezifisches Problem?
- 5.2 Die Tätertypologie nach Mullen und Kollegen (1999)
- 5.2.1 „Rejected stalker“
- 5.2.2 „Intimacy seeker“
- 5.2.4 „Resentful stalker“
- 5.2.5 „Predatory stalker“
- 5.2.6 Kritische Würdigung der Typologie
- 5.3 Die Schuldfähigkeit (§§ 20, 21 StGB) des Stalkers
- 5.3.1 Psychotische Stalker
- 5.3.2 Stalker mit psychopathologischer Entwicklung
- 5.3.3 Stalker ohne psychopathologische Befunde
- 6. Die Viktimologie
- 6.1 Risikofaktoren einer Viktimisierung
- 6.2 Auswirkungen von Stalking
- 6.3 Die Täter-Opfer-Beziehung
- 6.3.1 Numerisches Verhältnis
- 6.3.2 Art der Beziehung
- 7. Der strafrechtliche Rechtsschutz in Deutschland
- 7.1 Strafrechtlicher Rechtsschutz in Deutschland vor Einführung des § 238 StGB
- 7.2 Strafrechtliche Rechtsschutz in Deutschland seit Einführung des § 238 StGB
- 7.2.1 Rechtsdogmatik des § 238 StGB
- 7.2.2 Kritische Aspekte des § 238 StGB
- 7.3 Die Entwicklung der Sanktionspraxis
- 8. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Studienarbeit befasst sich mit der kriminologischen, psychologischen und strafrechtswissenschaftlichen Analyse des Phänomens „Stalking“. Der Fokus liegt dabei auf dem Stalking im sozialen Nahraum und untersucht die verschiedenen Definitionsversuche, die Verbreitung und die Erscheinungsformen von Stalking sowie die Täterperspektive und die Folgen für die Opfer. Die Arbeit beleuchtet zudem die strafrechtliche Regulierung des Phänomens in Deutschland und befasst sich mit der Entwicklung der Sanktionspraxis.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs „Stalking“
- Erscheinungsformen und Verbreitung von Stalking
- Psychologische und kriminologische Aspekte von Stalking
- Strafrechtliche Regulierung des Stalking in Deutschland
- Zusammenfassung und Ausblick auf weitere Forschungsergebnisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema „Stalking“ ein und stellt die historische Entwicklung des Begriffs sowie die gesellschaftliche Wahrnehmung dar. Sie beschreibt außerdem die Bedeutung des Themas und die Relevanz der wissenschaftlichen Auseinandersetzung.
- Kapitel 2: Der Begriff „Stalking“: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition des Begriffs „Stalking“ und analysiert verschiedene Definitionsversuche aus klinisch-medizinischer und legislativer Perspektive. Es werden die unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs diskutiert und die Herausforderungen einer präzisen Definition herausgestellt.
- Kapitel 3: Die Verbreitung von Stalking: In diesem Kapitel wird die Verbreitung von Stalking untersucht, basierend auf internationalen und nationalen Studien sowie der Polizeilichen Kriminalstatistik. Es werden die Herausforderungen bei der Erfassung des Dunkelfelds von Stalking beleuchtet und die Ergebnisse der Studien analysiert.
- Kapitel 4: Die Erscheinungsformen des Stalking: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Erscheinungsformen des Stalking und unterscheidet zwischen mildem und schwerem Stalking. Es werden Beispiele für verschiedene Stalking-Strategien und Verhaltensweisen vorgestellt.
- Kapitel 5: Die Täter von Stalking: In diesem Kapitel werden die Täter von Stalking untersucht. Es wird die Frage nach einem geschlechtsspezifischen Problem beleuchtet und die Tätertypologie nach Mullen und Kollegen (1999) vorgestellt. Zudem wird die Schuldfähigkeit der Stalker im Hinblick auf die §§ 20, 21 StGB diskutiert.
- Kapitel 6: Die Viktimologie: Dieses Kapitel analysiert die Viktimologie des Stalking und untersucht Risikofaktoren für eine Viktimisierung sowie die Auswirkungen von Stalking auf die Opfer. Es werden die Täter-Opfer-Beziehung und das numerische Verhältnis betrachtet sowie die verschiedenen Arten der Beziehung zwischen Täter und Opfer.
- Kapitel 7: Der strafrechtliche Rechtsschutz in Deutschland: Das Kapitel beleuchtet die strafrechtliche Regulierung des Stalking in Deutschland und analysiert den Rechtsschutz vor und nach Einführung des § 238 StGB. Es werden die Rechtsdogmatik des § 238 StGB und kritische Aspekte diskutiert, sowie die Entwicklung der Sanktionspraxis beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Studienarbeit befasst sich mit dem Phänomen „Stalking“ aus kriminologischer, strafrechtswissenschaftlicher und psychologischer Perspektive. Die Schlüsselwörter umfassen dabei Themen wie: Stalking, Nachstellung, Kriminalität, sozialer Nahraum, Definitionsversuche, Verbreitung, Erscheinungsformen, Tätertypologie, Viktimologie, Täter-Opfer-Beziehung, strafrechtlicher Rechtsschutz, § 238 StGB, Sanktionspraxis.
- Quote paper
- Maximilian Meier (Author), 2015, „Stalking“ als besondere Form der Kriminalität im sozialen Nahraum. Kriminologische, strafrechtswissenschaftliche und psychologische Aspekte der Nachstellung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/319869