Im allgemeinen wird angenommen, dass es bei der Filmsynchronisation darum geht, die Dialoge eines Originalfilms so getreu wie möglich in die Sprache des Zielpublikums zu übertragen. Für viele ist die Arbeit eines Synchronautors wahrscheinlich nicht zu weit von der eines Übersetzers entfernt; sie bewegt sich also in ihren Augen hauptsächlich auf der sprachlichen Ebene. Der Filmtext ist zweifelsohne ein sehr wichtiger Bestandteil des Filmes, doch bildet er nur einen Teil der Eindrücke, die vom Zuschauer wahrgenommen werden und zu seinem Filmverständnis beitragen. Das Ziel dieser Arbeit ist es deswegen zu verdeutlichen, dass eine Fülle von Informationen und Reizen - die oft nur unbewusst wahrgenommen werden - dem Film seine Bedeutung verleihen, und dass die Synchronisation nicht nur die sprachliche Übertragung, sondern die Übertragung des Gesamtwerkes Film als Ziel hat. Zu diesem Zwecke werden verschiedenste Schwierigkeiten, denen sich die Filmsynchronisation stellen muss, und die Weise, in welcher sie in der Forschungsliteratur behandelt wurden und werden, dargestellt.
Als Einleitung dient ein Überblick über die Übertragungsmöglichkeiten fremdsprachigen Filmmaterials und die verschiedenen Faktoren, die zur Bestimmung der eingesetzten Übertragungsart beitragen. Kapitel 2 behandelt eine wichtige, oft emotionelle Frage, die es seit der Einführung des Tonfilms gibt: Ist die Synchronisation oder die Untertitelung die bessere Form der Filmübertragung? Dazu werden die Vor- und Nachteile dieser zwei Übertragungs-formen aus verschiedenen Blickwinkeln erleuchtet. Das dritte Kapitel nimmt sich der Geschichte der Synchronisation (hauptsächlich im deutschsprachigen Raum) und ihrer Rolle als soziale Institution an. So wie der Film eine eigene Entwicklung im Laufe der Zeit erfahren hat, so nahm auch die Filmsynchronisation eine davon untrennbare Parallelentwicklung. Der herrschende Zeitgeist und die geschichtlichpolitische Situation in der ein Film gezeigt wird, spielen bei der Übertragung eines Filmes eine wesentliche Rolle. Auch die in einer Gesellschaft herrschenden Werte und Normen haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Entscheidungen, die während des Synchronisationsprozesses getroffen werden. Kapitel 4 widmet sich den verschiedenen Arten von Synchronitäten. Vor allem die Lippensynchronität, die sehr lange Zeit ein umstrittenes Thema in der Forschungsliteratur zur Synchronisation darstellte, steht im Vordergrund. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in die Filmübersetzung
- Die Übertragung fremdsprachigen Filmmaterials
- Visuell wahrnehmbare Übertragungsformen
- Zwischentitel
- Akustisch wahrnehmbare Übertragungsformen
- Gesprochene Untertitel
- Das "Voice-Over"-Verfahren
- Die Kommentarfassung
- Die Synchronisation
- Die Wahl der Übertragungsmethode
- Entscheidungskriterien bei der Wahl der Übertragungsart
- Synchronisations- und Untertitelungsländer
- Synchronisation oder Untertitelung?
- Vor- und Nachteile von Untertiteln
- Argumente gegen die Synchronisation
- Argumente für die Synchronisation
- Die Stimme der Originalschauspieler und Synchronsprecher
- Zur Geschichte der Synchronisation
- Der Tonfilm
- Entwicklung der Synchronisation in Deutschland
- Isolation in der Nazi- und Kriegszeit
- Synchron-Boom nach dem Krieg
- Synchronisation und Filmzensur
- ,,Alemannitis"
- Synchronisation im Zuge des Fernsehens
- Die Synchronisation als soziale Institution
- Die Anpassung an das soziale Wertsystem
- Die Gesellschaft und ihre Werte im Wandel
- Synchronität
- Lippensynchronität
- Quantitative Lippensynchronität
- Synchronität in bezug auf die Sprechgeschwindigkeit
- Qualitative Lippensynchronität
- Synchronität von Mimik und Gestik
- Inhaltliche Synchronität
- Charaktersynchronität
- Die Stimme
- Sprachliche Eigenheiten
- Zur Hierarchie der verschiedenen Arten von Synchronität
- Lippensynchronität
- Über die Synchronität hinaus
- Spezifische Aspekte
- Der kulturelle Transfer in der Filmsynchronisation
- Auditiv und visuell wahrnehmbare Kulturspezifika
- Kulturspezifika und translatorische Kulturkompetenz
- Humor und Komik in der Synchronisation
- Prioritäten und Einschränkungen
- Witz-Typen
- Anglizismen
- Typen von Anglizismen
- Funktionen der Anglizismen
- Die Allgegenwart der Anglizismen
- Die Synchronisation: Sündenbock der Überflutung mit Anglizismen?
- Der kulturelle Transfer in der Filmsynchronisation
- Theoretische Aspekte
- Normen in der audiovisuellen Übersetzung
- Interdisziplinarität in der multimedialen Übersetzung
- Ausbildung
- Spezifische Aspekte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Filmsynchronisation als komplexer Übertragungsform, die nicht nur sprachliche Aspekte, sondern auch kulturelle und soziale Implikationen umfasst. Es wird deutlich gemacht, dass die Synchronisation weit mehr als nur die bloße Übersetzung von Dialogen beinhaltet und das Gesamtwerk Film in seiner Gesamtheit überträgt.
- Die unterschiedlichen Übertragungsmöglichkeiten von fremdsprachigem Filmmaterial und die Faktoren, die die Wahl der Methode beeinflussen.
- Die Vor- und Nachteile der Synchronisation im Vergleich zur Untertitelung.
- Die historische Entwicklung der Synchronisation im deutschsprachigen Raum und ihre Rolle als soziale Institution.
- Die verschiedenen Arten von Synchronität und ihre Bedeutung für die Übertragung des Films.
- Spezifische Aspekte der Synchronisation, wie der kulturelle Transfer, Humor und Komik sowie der Umgang mit Anglizismen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung bietet einen Überblick über die verschiedenen Übertragungsformen von fremdsprachigem Filmmaterial und die Faktoren, die bei der Wahl der Methode eine Rolle spielen. Es wird betont, dass die Synchronisation das Gesamtwerk Film überträgt und nicht nur die sprachliche Ebene umfasst.
- Einführung in die Filmübersetzung: Dieses Kapitel stellt die verschiedenen Übertragungsformen von fremdsprachigem Filmmaterial vor und untersucht deren Vor- und Nachteile. Es behandelt sowohl visuell wahrnehmbare (z.B. Zwischentitel) als auch akustisch wahrnehmbare Übertragungsformen (z.B. "Voice-Over", Kommentarfassung, Synchronisation).
- Synchronisation oder Untertitelung?: In diesem Kapitel werden die Vor- und Nachteile der beiden wichtigsten Übertragungsformen, Synchronisation und Untertitelung, aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Es werden Argumente für und gegen beide Methoden vorgestellt, um die komplexe Debatte um die beste Form der Filmübertragung aufzuzeigen.
- Zur Geschichte der Synchronisation: Das Kapitel befasst sich mit der Geschichte der Synchronisation, insbesondere im deutschsprachigen Raum. Es beleuchtet die Entwicklung der Synchronisation von den Anfängen des Tonfilms bis hin zur heutigen Zeit und thematisiert den Einfluss von politischen und gesellschaftlichen Veränderungen auf die Synchronisationspraxis.
- Synchronität: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Arten von Synchronität in der Filmsynchronisation. Im Vordergrund steht die Lippensynchronität, die lange Zeit ein umstrittenes Thema in der Forschungsliteratur war. Daneben werden auch andere Arten von Synchronität, wie inhaltliche Synchronität und Charaktersynchronität, betrachtet.
- Über die Synchronität hinaus: Der letzte Abschnitt behandelt spezifische und theoretische Aspekte der Synchronisation, die über die Synchronität im engeren Sinne hinausgehen. Diese Aspekte stehen im Zusammenhang mit der grundlegenden Neuorientierung der Übersetzungswissenschaft und beschäftigen sich mit Themen wie kulturellem Transfer, Humor und Komik in der Synchronisation und dem Umgang mit Anglizismen.
Schlüsselwörter
Filmsynchronisation, Filmübersetzung, Untertitelung, "Voice-Over", Kommentarfassung, kultureller Transfer, Humor, Komik, Anglizismen, Normen, Interdisziplinarität, Ausbildung, Geschichte der Synchronisation, soziale Institution, Synchronität, Lippensynchronität, inhaltliche Synchronität, Charaktersynchronität.
- Quote paper
- Adela Jurja (Author), 2004, Synchronisation als Forschungsthema in der Übersetzungswissenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/31134