Es ist die Einführung eines idealen Helden, welcher früher der Beste und Vornehmste war und auch jetzt noch als Maßstab und Orientierungshilfe gilt. König Biterolfs Beschreibung ist dabei so angelegt, als wäre er des Autors Antwort auf den vorbildlichen König Artus.
Je nachdem ob dem Publikum der Inhalt des „Biterolf und Dietleib“ bereits bekannt war, oder ob es sich dabei um einen für sie völlig neuen Text handelte, lassen sich daraus zweierlei Erwartungshaltungen erschließen. In letzterem Fall präsentierte man den Zuhörern ein höfisches Epos, das einiges an Neuem und Erstaunlichem berichten kann. Es handelt von einem edlen, freigiebigen König und seiner Vorbildlichkeit. Wenn man dann noch den Hinweis in Betracht zieht, dass es sich dabei um eine Erzählung handelt, deren bloßes Zuhören schon eine positive Wirkung auf die Hörerschaft hat, müssen die Menschen im Publikum zu dem Schluss kommen, dass dieses Epos nicht nur in der Literaturtradition der höfischen Epik steht. Es wird gewissermaßen ein zweiter König Artus thematisiert.
Dieser Aussagegehalt der Verse 1 – 38 gilt selbstverständlich auch, wenn das Publikum das Gedicht bereits einmal hörte, oder wenigstens ein gewisses Maß an Hintergrundinformationen innehatte. Das Verständnis dieser Verse wird dann aber radikal verändert. Es wird vom Auditorium eine Reflexion darüber erwartet, wie die Verarbeitung heldenepischer Stoffe aus der Sicht eines höfischen Literaturkonzepts vonstatten geht. Die Zuschauer werden gezwungen, sich vom Erzählten und vom zugrundeliegenden Stoff zu distanzieren und neue Möglichkeiten des Verstehens auszuprobieren.
Inhaltsverzeichnis
- PROLOG UND HANDLUNGSAUSLÖSUNG
- BITEROLF
- BITEROLFS AUFBRUCH UND DIE BEGEGNUNG MIT WALTHER
- BITEROLFS WEITERER WEG
- BITEROLF UND ETZEL
- DIETLEIB
- VON TOLET BIS METZ
- DER KAMPF MIT DEN BURGUNDEN UND DAS MOTIV DER RACHE
- DIETLEIB AM ETZELHOF UND DAS ENDE DER VATERSUCHE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Untersuchung des mittelhochdeutschen Epos „Biterolf und Dietleib“. Sie analysiert die literarische Struktur, die Charakterisierung der Hauptfiguren und die Verbindungen zu anderen mittelalterlichen Epen wie dem Nibelungenlied und der Artus-Literatur. Insbesondere soll untersucht werden, wie der Text Elemente verschiedener epischer Traditionen kombiniert und welche Bedeutung diese für das Verständnis des Werks haben.
- Die literarische Verortung des Epos „Biterolf und Dietleib“
- Die Charakterisierung der Hauptfiguren Biterolf und Dietleib
- Die Rolle von Ehre, Treue und Rache im Text
- Die Verbindung zum Nibelungenlied und zur Artus-Literatur
- Die Bedeutung des Prologs für den Aufbau des Epos
Zusammenfassung der Kapitel
Der Prolog des Epos stellt die Geschichte als eine "fremde maere" vor und hebt die Vorbildlichkeit des Helden Biterolf hervor. Der Autor betont den didaktischen Wert der Erzählung und zeigt seine Vertrautheit mit der höfischen Epik. Er weist jedoch gleichzeitig auf die Besonderheit des Stoffes hin, der sich von den traditionellen Heldengeschichten abhebt.
Im ersten Kapitel wird Biterolf als ein vorbildlicher König und Ritter vorgestellt. Seine Tugenden und seine Herrscherqualitäten werden hervorgehoben. Der Autor verwendet dabei sowohl Elemente der heldenepischen Tradition als auch der höfischen Literatur. Die Beschreibung Biterolfs erinnert an die Figur des Königs Artus.
Im zweiten Kapitel beginnt die Handlung mit Biterolfs Aufbruch und der Begegnung mit Walther. Es wird eine Verbindung zu anderen Epen hergestellt und die Geschichte des Helden weiterentwickelt.
Schlüsselwörter
Mittelhochdeutsche Epik, "Biterolf und Dietleib", Heldenepik, höfische Epik, Nibelungenlied, Artus-Literatur, Ehre, Treue, Rache, Ritter, König, Protagonist, Charakterisierung, Handlung, Literaturvergleich, Intertextualität
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- Udo Seelhofer (Author), 2003, Das mittelalterliche Epos "Biterolf und Dietleib". Analyse der Handlung und Protagonisten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/30925