Bislang war die Kriminalätiologie bemüht, auf Grundlage von wissenschaftlichen Theorien (wie die der Psychologie oder den Sozialwissenschaften) Ursachen für Straftaten zu ermitteln. Im Rahmen der Kriminalpsychologie rückt die Persönlichkeit des Täters in den Mittelpunkt. Tatrelevante seelische Prozesse werden untersucht, um pathologische Auffälligkeiten als Ursache für delinquentes Handeln verantwortlich zu machen.
Allein im Jahr 2011 registrierte die polizeiliche Kriminalstatistik deutschlandweit 197030 Gewaltdelikte. Die Polizei ist bestrebt, Straftaten zu verhüten und zu verfolgen. Die Gewissheit darüber, dass vor Gericht Beweise höherwertig sind als Indizien, treibt die Polizei an, besonders materielle Spuren nachweisen zu können. So wie die Feststellung der DNA oder der gesicherte Fingerabdruck einen Täter überführen können, wäre es doch von Vorteil, wenn das Gehirn von Tätern Aussagen zur möglichen Delinquenz machen könnte, wie ein neuronaler Fingerabdruck.
Könnte auf diese Art und Weise die polizeiliche Arbeit, sowohl präventiv als auch strafverfolgend, nicht nur revolutioniert, sondern auch effektiver gemacht werden? Bislang handelt es sich bei dieser Vorstellung nur um Wunschdenken. Jedoch erlangt die Suche nach dem Sitz des Bösen im Menschen durch die bildgebenden Verfahren der Neuropsychologie eine ganz neue Betrachtungsweise.
Damit wächst die Hoffnung, dass nicht nur die Ursachenfindung delinquenten Handelns und deren Therapiemöglichkeiten sich verändern, sondern auch, dass die polizeiliche Arbeit durch dieses Wissen revolutioniert werden könnte. Vielleicht kann auf diesem Wege die Neuropsychologie Auskünfte über die Funktionsweisen des Gehirns von Gewaltverbrechern geben und so eine Grundlage für eine effektivere Verbrechensbekämpfung schaffen.
Zunächst soll der Begriff der Neuropsychologie, der bildgebenden Verfahren und der Gewaltkriminalität erläutert werden. Anschleißend wird erörtert, wie psychische Vorgänge mit körperlichen Vorgängen in Verbindung gebracht werden können. Das vierte Kapitel befasst sich dann gezielt mit Delinquenz und einem objektiv messbaren Nachweis. Dazu soll auf Studien zu Pädophilie und Psychopathie im Rahmen der Gewaltdelinquenz Bezug genommen werden. Zuletzt soll ein polizeiliches Zukunftsszenario erstellt werden, welches den Einsatz von bildgebenden Verfahren für eine effiziente Verbrechensbekämpfung implizieren könnte, um dieses dann kritisch zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmungen
- Gewaltkriminalität
- Neuropsychologie
- Bildgebende Verfahren
- Vom Seelischen zum Materiellem - Auf der Suche nach objektiven Beweisen für psychische Vorgänge
- Zur Geschichte der Neuropsychologie und des Leib-Seele Problems
- Freuds Verständnis von Körper und Seele
- Digitale Demenz als Nachweis für psychische Vorgänge
- Kriminalität als objektiv messbare Größe im menschlichen Gehirn
- Die historische Suche nach dem geborenen Verbrecher
- Das menschliche Gehirn als Betrachtungsgegenstand der Neuropsychologie
- Gewalt als Merkmal psychischer Krankheiten
- Neuropsychologische Studien zur Gewaltkriminalität
- Pädophilie als sichtbare psychische Krankheit im Gehirn
- Verbrechensbekämpfung im Zukunftsszenario
- Gehirnscan als Möglichkeit für eine effektive polizeiliche Verbrechensbekämpfung
- I. Szenario: Eine Ermächtigungsgrundlage der Polizei für den Einsatz eines Gehirnscans
- II. Szenario: mögliche Vorteile
- kritische Auseinandersetzungen
- II. Szenario: mögliche Vorteile
- I. Szenario: Eine Ermächtigungsgrundlage der Polizei für den Einsatz eines Gehirnscans
- Ein Merkmalkatalog als Grundlage für eine polizeilich präventive Gesetzesvorlage
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Möglichkeiten der Neuropsychologie für eine effektivere Verbrechensbekämpfung. Sie analysiert, wie bildgebende Verfahren Erkenntnisse über psychische Vorgänge im Gehirn liefern können, die für die Erkennung und Verhinderung von Gewaltdelikten relevant sind.
- Definition und Bedeutung der Neuropsychologie und bildgebender Verfahren im Kontext von Gewaltkriminalität
- Materialisierung und Objektivierung psychischer Vorgänge mithilfe neuropsychologischer Methoden
- Bedeutung neuropsychologischer Studien zur Gewaltkriminalität, insbesondere im Hinblick auf Pädophilie und Psychopathie
- Analyse eines Zukunftsszenarios mit dem Einsatz von Gehirnscans zur Verbrechensbekämpfung, einschließlich kritischer Auseinandersetzung mit den ethischen und rechtlichen Implikationen
- Entwicklung eines Merkmalkatalogs als Grundlage für eine polizeilich präventive Gesetzesvorlage
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Potenzial der Neuropsychologie für eine effektivere Verbrechensbekämpfung. Sie beleuchtet die Relevanz des Themas im Kontext der steigenden Gewaltkriminalität und der Suche nach objektiven Beweisen.
Kapitel 2 erläutert die grundlegenden Begriffe der Gewaltkriminalität, Neuropsychologie und bildgebender Verfahren. Es beleuchtet die vielschichtigen Aspekte der Gewalt und die Bedeutung der Neuropsychologie für das Verständnis psychischer Vorgänge im Gehirn.
Kapitel 3 analysiert die Möglichkeiten, psychische Vorgänge zu materialisieren und mit körperlichen Vorgängen in Verbindung zu bringen. Es diskutiert die historische Entwicklung der Neuropsychologie und beleuchtet Freuds Verständnis von Körper und Seele.
Kapitel 4 befasst sich mit der Frage, ob Kriminalität im menschlichen Gehirn objektiv messbar ist. Es analysiert die historische Suche nach dem "geborenen Verbrecher" und diskutiert die Rolle der Neuropsychologie bei der Erforschung von Gewalt und psychischen Erkrankungen.
Kapitel 5 erörtert ein polizeiliches Zukunftsszenario, das den Einsatz von Gehirnscans zur Verbrechensbekämpfung impliziert. Es analysiert die potenziellen Vorteile und Herausforderungen dieses Szenarios und untersucht die ethischen und rechtlichen Implikationen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Gewaltkriminalität, Neuropsychologie, bildgebende Verfahren, Gehirnscan, objektive Beweise, psychische Vorgänge, Pädophilie, Psychopathie, Verbrechensbekämpfung, ethische und rechtliche Implikationen.
- Arbeit zitieren
- Ewa Bedkowski (Autor:in), 2013, Der neuronale Fingerabdruck. Wie die Neuropsychologie die Polizeiarbeit verändern könnte, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/308953