In zwischenstaatlichen Konflikten gibt es eine klare Trennung zwischen Militär und Zivilisten. Bei den "Complex Emergencies" also den neuen Formen von Konflikten stellt sich diese Trennung weitaus schwieriger dar. Die Konflikte stehen oft im Zusammenhang mit humanitären Notlagen. Innerstaatliche Kriege, bei denen diese Trennung nicht mehr vorgenommen und die somit zu Kriegen unter Berücksichtigung der Bevölkerung werden, haben zur Folge, dass die einst vorherrschende Distanz zwischen entwicklungspolitischen und militärischen Akteuren und ihren Aufgaben sich in den letzten Jahrzehnten stark verringert hat. Aufgrund der konfliktreichen und gefährlichen Regionen in denen das Militär und humanitäre sowie entwicklungspolitische Akteure gemeinsam arbeiten, hat sich ein neues Paradigma gebildet: "Keine Entwicklung ohne Sicherheit - keine Sicherheit ohne Entwicklung".
Militärische Mittel können als Instrument für Krisenprävention und Krisenmanagement notwendig sein um einen Konflikt zu beenden. Dauerhafter Frieden wird allerdings nicht allein durch militärische Eingriffe erreicht. "Eine langfristige Stabilisierung ist nur durch einen "entwickelten" Frieden möglich, der mehr ist als die Abwesenheit von Gewalt." Dies wiederum hat zu Folge, dass die Interaktionen bei der Friedenskonsolidierung zwischen zivilen und militärischen Akteuren wichtiger, zahlreicher und komplizierter werden.
Über die Gestaltung der zivil-militärischen Schnittstellen wird national und international kontrovers diskutiert, wobei sich die zivilen Akteure mit Fragen nach der Reichweite, den Chancen und Risiken sowie den Regeln und Prinzipien der "neuen Nähe" zum Militär beschäftigen. Auf der militärischen Ebene entstanden ab Ende der 90er Jahre Überlegungen hinsichtlich der Auseinandersetzung mit der Entwicklungszusammenarbeit. In Deutschland finden wir dieses Verständnis in den Begriff der "Zivil-Militärischen Zusammenarbeit im Ausland".
In dieser Hausarbeit möchte ich die aus den oben beschriebenen Aspekten resultierende Zusammenarbeit der zivilen, entwicklungspolitischen und militärischen Akteure genauer untersuchen. Beschränken werde ich mich auf den Afghanistankonflikt. Im Vordergrund soll die Frage beantwortet werden, wie die Zusammenarbeit auf nationaler Ebene mit ihren Institutionen und Ministerien funktioniert und welche Gefahren oder Chancen in Afghanistan für die Akteure auftreten oder auftreten können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklungspolitisch-militärische Beziehungen
- Grundlagen und Finanzierung
- Zusammenarbeit und Organisation in Deutschland
- Zusammenarbeit der Akteure im Ausland, Fallbeispiel: Afghanistan
- CIMIC
- PRTS
- NGOs
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Zusammenarbeit von zivilen, entwicklungspolitischen und militärischen Akteuren im Afghanistan-Konflikt. Sie untersucht, wie sich die Interaktionen dieser Akteure auf nationaler Ebene gestalten und welche Chancen und Risiken sich im Kontext des afghanischen Wiederaufbaus ergeben.
- Analyse der strategischen Ausrichtung entwicklungspolitisch-militärischer Schnittstellen
- Untersuchung der Finanzierungsproblematik in Afghanistan
- Beurteilung der Zusammenarbeit und Konsensfindung innerhalb Deutschlands
- Bewertung der Rolle von CIMIC und PRT im afghanischen Kontext
- Diskussion der Chancen und Risiken für NGOs im Rahmen der Kooperation im Ausland
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den Wandel der internationalen Politik nach dem Fall der Berliner Mauer und die daraus resultierende Bedeutung zivil-militärischer Zusammenarbeit in Krisen- und Post-Konfliktsituationen. Sie stellt das Konzept der "neuen Nähe" zwischen Militär und zivilen Akteuren vor und erläutert die Notwendigkeit eines "entwickelten Friedens" für langfristige Stabilität.
- Entwicklungspolitisch-militärische Beziehungen: Dieses Kapitel befasst sich mit den Grundlagen und der Finanzierung zivil-militärischer Zusammenarbeit. Es analysiert den "Aktionsplan Zivile Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung" der Bundesregierung und diskutiert die Herausforderungen bei der Finanzierung von Projekten im Kontext der Zusammenarbeit verschiedener Ministerien und Institutionen.
Schlüsselwörter
Zivil-militärische Zusammenarbeit, Entwicklungspolitik, Afghanistan, CIMIC, PRTs, NGOs, Krisenprävention, Konfliktlösung, Friedenskonsolidierung, Aktionsplan, Finanzierung, Kooperation, Chancen, Risiken.
- Arbeit zitieren
- B.A. Lasse Zipfel (Autor:in), 2014, Der Wandel der Entwicklungspolitik. Die zivil-militärische Zusammenarbeit im Afghanistankonflikt, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/308113