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Seminararbeit, 2015
19 Seiten, Note: 1.0
1.Hinführung zur Thematik
2.Was ist sexueller Missbrauch?
2.1Annäherung an den Begriff „sexueller Kindesmissbrauch“
2.2Schwierigkeit einer Definition
3.Täter von sexuellen Übergriffen an Kinder
3.1Profil der Sexualstraftäter
3.2Strategien der Täter
4.Kindliche Opfer von sexuellen Übergriffen
4.1Prävalenz von sexuellen Missbrauchserfahrungen
4.2Sexualisierte Gewalt an Mädchen und Jungen
4.3Langfristige Entwicklung der Opfer
5.Prävention in der Schule als Lernfeld
5.1Begründung für Prävention in der Schule
5.2Konkrete Präventionsbausteine
5.3Praktische Umsetzung
5.3.1Vorüberlegungen
5.3.2Praxisbeispiel zum Präventionsbaustein „Der eigene Körper“
6.Persönliches Fazit
7.Literaturverzeichnis
Nachdem mein Interesse für sämtliche Themengebiete im Seminar geweckt wurde, war ich mir eine Zeit lang unsicher, welches spezielle Thema ich nun für meine Hausarbeit auswählen könnte. Doch als ich eines Tages an einem sonntäglichen Gottesdienst teilgenommen habe, predigte der junge Ortspfarrer nicht vom Evangelium und dem, was man erwartet, wenn man in eine Kirche geht: Er schlug die Brücke vom Evangelium zu den aktuellen Missbrauchsfällen in der Kirche und predigte von der steigenden Anzahl der sexuellen Missbrauchsfälle und den damit verbundenen Problemen. Sexuelle Übergriffe an Kindern werden in Familien und bei wichtigen Geschäftsmännern verschwiegen, die von den Kirchenvertretern begangenen Übergriffe werden jedoch hochgradig kritisiert und diskutiert. Sogar Austrittszahlen von der Kirche sollen eine Folge davon sein. Am Ende der Predigt las er in den empörten und fragenden Gesichtern der Gemeinde, ob diese Thematik für einen sonntäglichen Gottesdienst angebracht sei. Daraufhin beendete der Pfarrer seine Predigt mit den Worten von Luther: „Hier stehe ich und kann nicht anders! Gott helfe mir, Amen!“. Dieses Ereignis regte mich so zum Nachdenken an, dass ich fast gezwungen war mich mit dieser Thematik in meiner Hausarbeit auseinanderzusetzen. Mich persönlich machen die sexuellen Übergriffe an Kinder fassungslos und zu diesem Themengebiet kommen mir Fragen über Fragen in den Sinn, wie etwa: Wie kann es zu derartigen Übergriffen kommen, ohne, dass jemand Verdacht schöpft – sogar innerhalb der Familie? Gibt es ein bestimmtes Muster, nach dem die Täter vorgehen? Wie entwickeln sich die Opfer Jahre nach der Tat? Wie viele Opfer gibt es jährlich?
Immer wieder und doch zu selten ist in den Medien die Sprache von sexuellen Missbrauchsfällen bei Kindern. Dadurch, dass es ein hochsensibles Thema ist, wird es abgesehen von Missbrauchsfällen in der Kirche, schon fast tabuisiert. In der vorliegenden Arbeit setze ich mich mit den aufgezählten Fragen und angrenzenden Bereichen auseinander. Zunächst nähere ich mich dem Begriff des sexuellen Kindesmissbrauchs an, wobei die Schwierigkeit einer ausgiebigen Definition deutlich gemacht wird. Nach einer umfassenden Definition wird bzgl. des Täters auf folgende Fragestellungen besonders Wert gelegt: Gibt es Tätertypen? Welchen Bezug haben sie zum Kind? Welche Strategien nutzen sie, um sexuelle Handlungen an Kindern zu begehen? Dabei wird erwähnt, dass auch Frauen sexuelle Gewalt gegenüber Kinder ausüben, jedoch deutlich seltener. Aus diesem Grund wird in der Arbeit zur Vereinfachung „Täter“ nur in der männlichen Form verwendet.
Im Anschluss daran werden Fakten und Daten vorgestellt, um ein Bild über die Häufigkeit des sexuellen Missbrauchs in Deutschland sowie über das Opfer-Täter-Verhältnis zu verschaffen. Es wird auch geklärt, warum drei Viertel aller sexuellen Missbrauchsfälle ausgerechnet auf Mädchen ausgeübt werden. Des Weiteren greife ich ausführlich die Frage auf, wie sich die Opfer von sexuellem Missbrauch langfristig entwickeln. Im darauffolgenden Kapitel wird erläutert, warum Prävention bereits in der Grundschule so bedeutsam ist und, was in einem Präventionsprogramm alles enthalten sein sollte. Daraufhin wird ein Präventionsbaustein mit einem konkreten Praxisbeispiel näher ausgeführt. Zum Schluss äußere ich meine Meinung in einem kurz gehaltenen Fazit, wobei zum einen auf meine eigenen Erfahrungen bzgl. Aufklärung und zum anderen auf meine Absicht für die Zukunft eingegangen wird. Die ausgeführten Unterpunkte geben lediglich einen Überblick und werden dem Rahmen der Hausarbeit entsprechend nur angeschnitten.
Grundsätzlich muss vorweggenommen werden, dass es noch keine allgemeingültige Definition von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen gibt.[1] Aus diesem Grund werde ich mich im Folgenden nur dem Begriff annähern. Genauso schwierig ist es einen allgemeingültigen Begriff zu finden, der als Synonym zu sexuellem Missbrauch benutzt werden kann. In der Literatur spricht man auch von unterschiedlichen Begrifflichkeiten wie „Seelenmord“, „sexuelle Belästigung“, „sexuelle Ausbeutung“ oder „sexualisierte Gewalt“.[2]
Unter sexuellem Missbrauch versteht man die Benutzung eines Mädchens oder Jungens zur Befriedigung eigener Bedürfnisse durch sexualisierte Gewalt. Sexueller Missbrauch wird auch sexualisierte Gewalt genannt, da der Missbrauch mittels Gewalt ausgeübt wird.[3] Der Missbrauch setzt aber nicht notwendig körperliche Gewalt voraus, vielmehr wird sexueller Missbrauch unter rein psychischer Gewalteinwirkung begangen.[4]
Zwischen „engen“ und „weiten“ Definitionen sexuellen Kindesmissbrauchs unterscheidet man in der psychotherapeutischen Fachliteratur. Die „engen“ Definitionen umschließen alle nach einem sozialen Konsens normativ als schädlich identifizierte sexuelle Übergriffe. Damit ist gemeint, dass der Körperkontakt zwischen Täter und Opfer eindeutig als sexuell einzustufen ist. „Weite“ Definitionen umfassen hingegen schädlich angesehene sexuelle Handlungen, die sich mit indirektem oder ohne Körperkontakt zwischen Täter und Opfer ereignen. Darunter fällt beispielsweise der Exhibitionismus, das Berühren von Geschlechtsteilen, verbale Belästigungen oder das Zeigen von pornografischen Abbildungen.[5]
Körperliche Gewalt wird angewendet, wenn das Kind beim sexuellen Übergriff geschlagen oder gewaltsam festgehalten wird. Die bloße Drohung, durch die ein Kind in einer Situation festgehalten wird, gilt als gewaltsam.[6] Die Täter sind Erwachsene oder Jugendliche, die ihre Machtposition und die Abhängigkeit des Opfers erheblich ausnutzen, um das Kind zur Handlung zu überreden und zu zwingen.[7] Kinder sind aufgrund ihrer emotionalen und kognitiven Entwicklung und aufgrund des Abhängigkeits- und Machtverhältnisses zwischen Opfer und Täter nicht in der Lage, diesen Handlungen wissentlich, informiert und frei zuzustimmen. In dieser Situation agiert das Opfer nur noch als Objekt und nicht als ein Kind, bei dem die Menschenwürde und das Kindeswohl zu respektieren ist. Dabei werden die Grenzen des Kinders bewusst ignoriert und eindeutig überschritten. Diese Grenzüberschreitungen sind nicht zu verwechseln mit den zärtlichen, liebevollen Küssen und Streicheleinheiten der Eltern.[8] Zuwendung und mütterliche Fürsorge benötigt jedes Kind und ist keineswegs strafbar. Die Grenze im eigentlichen Sinn wird nur dann überschritten, sofern die Wünsche und Bedürfnisse bewusst missachtet und ignoriert werden. Den Kindern fällt es schwer ihre Wünsche und Bedürfnisse auszusprechen bzw. auch das in Worte zu fassen, was sie eben nicht wollen. Doch sie haben ein seltsames Gefühl bei einer unangenehmen Berührung und merken, dass in diesem Moment nur die Bedürfnisse des Erwachsenen im Vordergrund gerückt werden. Diese Gefühle der Mädchen und Jungen müssen zur Sicherung des Kindeswohls wahrgenommen und beachtet werden.[9]
[...]
[1] Vgl. Gugel, 2007, S. 452.
[2] Vgl. Herzig, 2010, S. 3.
[3] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2010, S. 11.
[4] Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, 2006, S. 11.
[5] Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2010, S. 8.
[6] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2010, S. 11.
[7] Vgl. Gugel, 2007, S. 453.
[8] Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, 2006, S. 11.
[9] Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2010, S. 10.