Die mediale sowie politische Aufmerksamkeit des Sommers 1983 lag auf einer Bürgschaft der noch jungen christlich-liberalen Bundesregierung unter Helmut Kohl für die DDR. Ein Kredit in Höhe von einer Milliarde D-Mark wurde der DDR von einem westdeutschen Bankenkonsortium unter Federführung der Bayerischen Landesbank bereitgestellt.
Ein solches Handeln einer im Gegensatz zur sozialdemokratischen Regierung der Ära Schmidt konservativ ausgerichteten Regierung, und insbesondere die Initiierung dieses Kredites durch die ideologischen Klassenfeinde Franz Josef Strauß und Alexander Schalck-Golodkowski, sorgten für Aufsehen und Verwunderung in der öffentlichen Wahrnehmung und den Medien.
CSU-Vorsitzender Strauß war für sein stark ausgeprägtes antikommunistisches Verhalten bekannt. Nun verhandelte eben dieser CSU-Politiker mit Alexander Schalck-Golodkowski, dem Chef des Bereichs Kommerzielle Koordinierung im Ministerium für Außenhandel der Deutschen Demokratischen Republik, über einen Kredit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR und setzte sich speziell für dessen Zustandekommen ein.
Durch diesen Kredit über eine Milliarde D-Mark und einem weiteren Kredit über 950 Millionen D-Mark im Jahr 1984, für den die BRD ebenfalls bürgte, musste die DDR – anders als andere osteuropäische Staaten wie Rumänien oder Polen – nicht ihre Zahlungsunfähigkeit erklären und konnte den Staatsbankrott verhindern. Mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse in der Sowjetunion und den zeitgleichen Geldflüssen von West- nach Ostdeutschland kam es zu einer deutsch-deutschen Annäherung zu Zeiten des Kalten Kriegs.
In der folgenenden Arbeit werden Franz Josef Strauß und die DDR-Kredite von 1983 und 1984 beleuchtet. Dabei wird untersucht, in wiefern es sich um ein ähnliches Phänomen wie "Nixon-goes-to-China" handelt, welches sich auf den Besuch des amerikanischen Präsidenten in China bezieht.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Forschungsstand und Interesse
- 1.2 Ziele und Aufbau der Arbeit
- 2 Nixon-goes-to-China
- 2.1 Erklärung des Nixon-goes-to-China-Phänomens im historischen Kontext
- 2.2 Das Besondere an Nixons Besuch in China
- 2.3 Zwischenfazit: Nixon-goes-to-China als Metapher und seine Wirkung bis heute
- 3 Die Beziehungen zwischen der BRD und der DDR
- 3.1 Politische Beziehungen beider Länder nach dem Zweiten Weltkrieg
- 3.2 Wirtschaftliche Strukturen und Handelsbeziehungen zwischen beiden Staaten bis zu den Milliardenkrediten 1983/1984
- 3.3 Zwischenfazit
- 4 Franz Josef Strauß und Alexander Schalck-Golodkowski
- 4.1 Alexander Schalck-Golodkowski - Leiter des Bereichs Kommerzielle Koordinierung der DDR
- 4.2 Die Person Franz Josef Strauß und sein politisches Wirken bis zu den Milliardenkrediten 1983/1984
- 4.3 Strauß Haltung gegenüber der DDR und dem sozialistischen System im Kontext seiner öffentlichen Wahrnehmung
- 4.4 Zwischenfazit
- 5 Franz Josef Strauß und die DDR-Kredite
- 5.1 Die DDR-Kredite und ihre Auswirkungen
- 5.2 Reaktionen auf die DDR-Kredite
- 5.3 Die besondere Rolle des Franz Josef Strauß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle Franz Josef Strauß im Zusammenhang mit der Vergabe von Milliardenkrediten an die DDR in den Jahren 1983/1984. Sie analysiert die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe dieser Entscheidung und setzt sie in den Kontext des Nixon-goes-to-China-Phänomens.
- Die politischen Beziehungen zwischen der BRD und der DDR im Kontext des Kalten Krieges
- Die wirtschaftlichen Strukturen und Handelsbeziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten
- Die Rolle Franz Josef Strauß in der deutschen Politik und sein Verhältnis zur DDR
- Die Bedeutung der Milliardenkredite für die DDR und ihre Auswirkungen auf die politische und wirtschaftliche Situation in beiden deutschen Staaten
- Die Frage, ob die Vergabe der DDR-Kredite als ein ähnliches Phänomen wie Nixon-goes-to-China betrachtet werden kann
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungsstand und das Interesse an der Thematik dar. Sie beschreibt die Ziele und den Aufbau der Arbeit. Das zweite Kapitel widmet sich dem Nixon-goes-to-China-Phänomen und untersucht die historischen Hintergründe, die Besonderheiten und die Auswirkungen dieses Ereignisses. Das dritte Kapitel beleuchtet die Beziehungen zwischen der BRD und der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere die politischen und wirtschaftlichen Verbindungen. Das vierte Kapitel befasst sich mit den Personen Franz Josef Strauß und Alexander Schalck-Golodkowski, deren Rollen im Zusammenhang mit den DDR-Krediten von großer Bedeutung waren. Das fünfte Kapitel analysiert die DDR-Kredite und ihre Auswirkungen auf die politische und wirtschaftliche Situation in beiden deutschen Staaten. Es untersucht die Reaktionen auf die Kredite und beleuchtet die besondere Rolle des Franz Josef Strauß.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Ostpolitik, der deutsch-deutschen Beziehungen, der DDR-Kredite, Franz Josef Strauß, Alexander Schalck-Golodkowski, Nixon-goes-to-China, Kalter Krieg und wirtschaftliche Beziehungen.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Behner (Autor:in), 2015, Franz Josef Strauß und die DDR-Kredite. Ein Vergleich mit "Nixon-goes-to-China", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/304114