Einleitung: Ernst Nolte und der Bruch eines Tabus
In der vorliegenden Arbeit soll dargestellt werden, welche Bedingungen und Ursachen der Historiker Ernst Nolte für die Entstehung und den Erfolg des Nationalsozialismus in der Zeit
von der Russischen Oktoberrevolution bis zu der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler herausstellt. In seinem Buch "Der europäische Bürgerkrieg" stellt Nolte "die Beziehung zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten und weithin diejenige zwischen der Sowjetunion und dem Dritten Reich als die für Deutschland, für die Sowjetunion und für die ganze Welt als bedeutendste aller Beziehungen in den Mittelpunkt seiner Interpretation."(1) In
der Gliederung dieser Interpretation folgend wird zunächst die Situation in Rußland während und nach der Russischen Oktoberrevolution und in einem späteren Abschnitt zur Zeit der
Stalinisierung erläutert. Daraufhin sollen die Folgen der Oktoberrevolution und des Ersten Weltkrieges in Deutschland beleuchtet werden, wobei die Entstehung der Kommunistischen
Partei Deutschlands und der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei im Vordergrund stehen. Dabei wird die Argumentation Noltes bezüglich der Parallelen in der Entwicklung und der Ziele der beiden Parteien und insbesondere Hitlers beschrieben. Diese
Darstellung endet mit der sogenannten "Machtergreifung" Hitlers und dem Untergang der Weimarer Republik.
Mit seiner Theorie vom "kausalen Nexus" zwischen Bolschewismus und
Nationalsozialis-mus hat Nolte laut Furet "im demokratischen Europa für jeden Historiker ein mehr oder weniger tabuisiertes Thema"(2) bearbeitet und dadurch den sogenannten "Historikerstreit" ausgelöst. Seitdem sind zwar schon 14 Jahre vergangen, aber als dem
Berliner Historiker am 4. Juni 2000 der Konrad-Adenauer-Preis für Wissenschaft verliehen wurde, erfuhr der Streit durch erneute lautstarke Kritik eine Wiederbelebung.
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1 Volker Kronenberg, Rückblick auf das tragische Jahrhundert. Furet, Nolte und die Deutung des totalitären Zeitalters, in: Jahrbuch Extremismus und Demokratie, Baden Baden 1998, S. 49-80, S. 66.
2 Francois Furet und Ernst Nolte, "Feindliche Nähe". Kommunismus und Faschismus im 20. Jahrhundert. Ein Briefwechsel, München 1998, S. 30.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Ernst Nolte und der Bruch eines Tabus
- Die Oktoberrevolution und die Machtergreifung der Bolschewiki – "Der Durchbruch des Kommunismus zur staatlichen Macht"
- Die Folgen der Russischen Revolution und des Ersten Weltkriegs in Deutschland
- Die Entstehung der Kommunistischen Partei Deutschlands aus dem Weltkrieg und der russischen Revolution – "Eine Kraft des Enthusiasmus"
- Der Kapp-Lüttwitz-Putsch und seine Folgen: "Der kurze deutsche Bürgerkrieg"
- Die "März-Aktion" und die Entstehung eines "westeuropäischen Kommunismus"
- Der Antibolschewismus und die "Revolutionsfurcht als banales Grundfaktum des Nationalsozialismus"
- Das Jahr 1923: Besetzung des Ruhrgebietes, "Deutscher Oktober" und "Hitler-Putsch" "Das krisenreichste Jahr des deutschen Nationalstaates"
- Kurzer Blick nach Rußland: Stalinisierung und deren Folge: Die KPD als "straff disziplinierte Organisation"
- Die stabilen Jahre der Weimarer Republik bis zu ihrem Untergang
- Die stabilen Jahre der Weimarer Republik und der Aufstieg der NSDAP
- Die Unterschätzung der Nationalsozialisten und "die weit größere Bedeutung der Kommunisten"
- Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folge: "Der begrenzte Bürgerkrieg in Deutschland"
- Der Vorabend der nationalsozialistischen Machtübernahme – "Die legale Revolution"
- Noltes Ansatz - Ein legitimer Vergleich?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Analyse des Historikers Ernst Nolte zur Entstehung und zum Erfolg des Nationalsozialismus in der Zeit von der Russischen Oktoberrevolution bis zur Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Nolte argumentiert, dass die Beziehungen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten sowie zwischen der Sowjetunion und dem Dritten Reich zentrale Bedeutung für Deutschland, die Sowjetunion und die Welt hatten. Die Arbeit fokussiert sich auf Noltes Argumentation und die Rolle der Russischen Revolution und des Ersten Weltkriegs im Kontext der deutschen Geschichte.
- Die Parallelen zwischen der Entwicklung und den Zielen der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)
- Der Einfluss der Oktoberrevolution und des Ersten Weltkriegs auf die Entstehung und Entwicklung des Nationalsozialismus
- Die Rolle des Antibolschewismus und der "Revolutionsfurcht" im Kontext des Nationalsozialismus
- Die Bedeutung der Weltwirtschaftskrise und des "begrenzten Bürgerkriegs" in Deutschland
- Noltes These vom "kausalen Nexus" zwischen Bolschewismus und Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Historiker Ernst Nolte und seine Argumentation in Bezug auf den Nationalsozialismus und die Russische Revolution vor. Kapitel 2 analysiert die Oktoberrevolution und die Machtergreifung der Bolschewiki, während Kapitel 3 die Folgen der Oktoberrevolution und des Ersten Weltkriegs in Deutschland beleuchtet. Die Entstehung der KPD und der NSDAP sowie die Parallelen zwischen beiden Parteien werden untersucht. Kapitel 4 bietet einen kurzen Einblick in die Stalinisierung in Russland und die Auswirkungen auf die KPD. Kapitel 5 beschreibt die stabilen Jahre der Weimarer Republik, den Aufstieg der NSDAP und die Rolle der Weltwirtschaftskrise.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Bolschewismus, Nationalsozialismus, Russische Revolution, Erster Weltkrieg, Antibolschewismus, "Revolutionsfurcht", KPD, NSDAP, Weimarer Republik, Weltwirtschaftskrise, Ernst Nolte, "kausalen Nexus", "europäischer Bürgerkrieg". Die Arbeit analysiert die These von Nolte und untersucht die Rolle der Kommunisten und Nationalsozialisten im 20. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Barbara Lier (Autor:in), 2000, Russische Oktoberrevlution bis zur Machtergreifung Hitlers im Urteil Ernst Noltes, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/3039