Betrachtet man die Bevölkerung Shanghais etwas näher, so wird ziemlich schnell deutlich, dass sie vor allem eins nicht ist: homogen. In der ganzen Stadt wimmelt es nur so vor Fremdsprachen, Dialekten und Aussprachevarianten. Das ist nicht weiter verwunderlich, da Shanghai nicht nur als internationaler Finanzmarkt Investoren, Geschäftsleute, Arbeiter und Glücksritter aus dem In- und Ausland anlockt, sondern auch als Kulturzentrum gilt, und sich daher Künstler und Freigeister in den Akademien und Bars der Stadt tummeln. Bereits vor der Gründung der Volksrepublik 1949 machten Immigranten zwei Drittel der Stadtbevölkerung Shanghais aus. Vor allem aus den Nachbarprovinzen Jiangsu und Zhejiang, sowie aus Guangdong strömten die Menschen nach Shanghai, um dort vor allem zu wirtschaftlichem Erfolg zu gelangen. Und dieser Trend setzte sich auch nach der Befreiung fort.
So wurde in Shanghai eine vielschichtige Sprachgemeinschaft geschaffen, die ihre ganz eigenen Methoden für das Miteinander geschaffen hat. Sprache dient hier zur sozialen und regionalen Abgrenzung von anderen Gruppen und fördert gleichzeitig die Solidarität innerhalb der Gemeinschaft. Aber nicht nur Dialekte aus den verschiedenen Regionen Chinas spielen eine große Rolle in der Selbstdefinition der Shanghaier. Auch ausländische Sprachen fließen in den Sprachgebrauch ein und wirken sich auf die soziale Kompetenz eines jeden Bürgers aus. Zudem werden wir im Folgenden sehen, dass der Shanghaier ein Meister darin ist, sich seine ganz individuellen Kommunikationssysteme zu erschaffen, und dies vor dem Hintergrund einer auf Veränderung angelegten Stadtbevölkerung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Entstehung einer multilingualen Stadtbevölkerung
- 2.1. Wirtschaftliche Faktoren
- 2.2. Anziehungskraft einer Metropolregion
- 2.3. Verbreitung der Hochsprache
- 2.4. Kulturrevolution
- 3. Kommunikationssysteme
- 3.1. Shanghaihua
- 3.2. Putonghua
- 3.3. Regionaldialekte
- 3.4. Sonstige Sprachformen
- 4. Gebrauch der verschiedenen Systeme
- 4.1. Präferenzen
- 4.2. Kompetenzen und Sprachempfinden
- 4.3. Interaktion: Prozesse des Sprachwandels
- 5. Folgen
- 5.1. Identitätsprobleme
- 5.2. Individuelle Sprachsysteme
- 6. Entwicklungstendenzen
- 7. Anhang
- 7.1. Kommunikatives Profil Familie in Shanghai
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung einer multilingualen Stadtbevölkerung in Shanghai. Sie analysiert die verschiedenen Kommunikationssysteme, die in Shanghai verwendet werden, und untersucht, wie diese Systeme zur Selbstdefinition der Shanghaier beitragen. Die Arbeit betrachtet auch die Folgen dieser multilingualen Gesellschaft für die Identität der Shanghaier und die Entwicklungstendenzen der Sprachsituation in Shanghai.
- Entstehung und Entwicklung einer multilingualen Stadtbevölkerung in Shanghai
- Kommunikationssysteme in Shanghai und ihre Bedeutung für die Selbstdefinition
- Folgen der multilingualen Gesellschaft für die Identität der Shanghaier
- Entwicklungstendenzen der Sprachsituation in Shanghai
- Der Einfluss von wirtschaftlichen und politischen Faktoren auf die Sprachsituation in Shanghai
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung führt in das Thema der Seminararbeit ein und stellt die zentrale These vor, dass die Bevölkerung Shanghais durch ihre Vielsprachigkeit geprägt ist.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel analysiert die Entstehung der multilingualen Stadtbevölkerung Shanghais und betrachtet die verschiedenen Faktoren, die dazu beigetragen haben, wie die wirtschaftliche Entwicklung, die Anziehungskraft als Metropolregion, die Verbreitung der Hochsprache und die Kulturrevolution.
- Kapitel 3: Hier werden die verschiedenen Kommunikationssysteme in Shanghai vorgestellt, darunter Shanghaihua, Putonghua, Regionaldialekte und andere Sprachformen.
- Kapitel 4: In diesem Kapitel wird der Gebrauch der verschiedenen Kommunikationssysteme in Shanghai untersucht, wobei die Präferenzen der Bevölkerung, ihre Kompetenzen und Sprachempfinden sowie die Prozesse des Sprachwandels betrachtet werden.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel analysiert die Folgen der multilingualen Gesellschaft für die Identität der Shanghaier und betrachtet die Herausforderungen, die sich aus der Vielsprachigkeit ergeben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Seminararbeit umfassen: Shanghai, Mehrsprachigkeit, Sprachvielfalt, Kommunikationssysteme, Selbstdefinition, Identität, Sprachwandel, wirtschaftliche Entwicklung, Kulturrevolution, Putonghua, Shanghaihua, Regionaldialekte, soziale Abgrenzung, soziale Kompetenz.
- Quote paper
- Anja Schmidt (Author), 2003, Kommunikationsmodelle in Shanghai: Selbstdefinition durch individuelle Sprachformen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/30317