Jane Bennett vertritt in den neueren Diskussionen in der Soziologie, sowie in der Philosophie, einen interessanten Standpunkt. Sie kritisiert in ihrer Arbeit „Vibrant Matter – A political ecology of things“ eine Zentrierung vieler Theorien auf das Subjekt. Bennett offeriert mit ihrem Werk eine neuere Sicht, indem sie sich von genau solchen theoretischen Ausgangspunkten abgrenzt.
Sie will eine Auflösung der Dualismen Subjekt-Objekt oder lebendig-materiell denken. Sie möchte eine neue Sicht auf die Interaktion zwischen Menschen und Objekten werfen und verdeutlichen, dass Objekte genauso eine wichtige Rolle spielen und dass sie gleichermaßen befähigt sind zu handeln, wie die Menschen.
Ähnlich wie Deleuze und Guattari oder Spinoza, geht es Bennett darum zu klären, wie dieser klassische Dualismus aufgebrochen und neu gedacht werden kann. Sie folgt in ihrer politischen Argumentation über die „pulsierende Materie“ einigen Beispielen von diesen Theoretikern, die versuchen den Menschen zu dezentralisieren, um somit einen Ausgleich zu schaffen und die Subjekte und Objekte näher aneinander rücken zu lassen. Diese objekt-orientierte Ontologie befähigt die Theoretiker mit der Möglichkeit des Denkens, dass Objekte in der Lage sind, genauso wie Menschen selbstständig zu agieren und in Interaktion zu treten.
Ein solcher Ansatz, so beschreibt auch Bennett ihre Theorie, ist eher eine konstruktivistische, sehr theoretische Überlegung, eine politische Anregung zum Andersdenken. Denn Bennett versucht auf ein politisches Problem aufmerksam zu machen: heutzutage sollte die Materialität (Dinge, Objekte, Gegenstände etc.) nicht als etwas angesehen werden, was rein passiv agiert, d.h. als etwas, das vom Menschen kontrolliert und konstruiert werden kann. Bennett möchte ein Modell erstellen, welches ihr erlaubt die Materie als lebendig, vital und pulsierend zu denken, sodass diese zu einem aktiven Aktanten wird. Die Theoretikerin ist der Ansicht, dass durch die Debatte ein Umdenken innerhalb der Gesellschaft vorgenommen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1 - Einleitung
- 2 - Posthumanistische Konzepte: Die Assemblage und dessen Agency
- 2.1 - Was sind Assemblagen und welche Agency haben sie?
- 2.2 - Welche Agency hat die Assemblage „Tatort“?
- 3 - Zusammenfassung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht das Konzept der Assemblage und dessen Agency, wie es von Jane Bennett in ihrer Arbeit „Vibrant Matter“ entwickelt wurde. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, Bennetts Theorie in den Kontext der Kriminaltechnik zu übertragen, indem sie das Beispiel eines Tatorts analysiert und die verschiedenen Assemblagen und deren Handlungsfähigkeiten untersucht.
- Posthumanistische Konzepte: Die Assemblage und dessen Agency
- Die Agency von Objekten und die Auflösung des Subjekt-Objekt-Dualismus
- Die Rolle der Assemblage im Kontext der Kriminaltechnik
- Die Analyse eines Tatorts als Assemblage von Objekten und Akteuren
- Möglichkeiten und Grenzen von Bennetts Theorie für die Analyse von Tatortsituationen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in das Konzept der Assemblage und Agency. Es diskutiert die Bedeutung von Bennetts Theorie im Kontext posthumanistischer Denkansätze und beleuchtet die Kritik am traditionellen Subjekt-Objekt-Dualismus. Darüber hinaus wird der Fokus auf die Rolle der Materialität und deren Agency gelegt. Das zweite Kapitel geht detaillierter auf Bennetts Konzept der Assemblage ein und untersucht deren Funktionsweise und Handlungsfähigkeit. Es wird die Beziehung von Assemblagen zu den Konzepten von Spinoza („affective bodies“) und Deleuze/Guattari („Assemblagen“) erläutert. Das dritte Kapitel stellt eine Zusammenfassung der Ergebnisse dar und untersucht die Möglichkeiten und Grenzen von Bennetts Theorie für die Analyse von Tatortsituationen.
Schlüsselwörter
Assemblage, Agency, Jane Bennett, Posthumanismus, Vibrant Matter, Kriminaltechnik, Tatort, Materialität, Objektorientierte Ontologie, Affective Bodies
- Arbeit zitieren
- Stephanie Kroll (Autor:in), 2013, Jane Bennetts Assemblagen und dessen Agencies in der kriminalpolizeilichen Untersuchung eines Tatorts, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/301209