Religionen erfüllen eine Funktion. Bereits der polnische Sozialanthropologe Bronislaw Malinowski bemerkte dies, indem er auf die affektstabilisierende Wirkung religiöser Praktiken hinwies. Beispielsweise lässt ein Ritual vor einer längeren Schiffsfahrt die Seeleute eine gewisse Zuversicht empfinden, sodass sie auf ihre sichere Heimkehr vertrauen können.
Roy Rappaport, ein Anthropologe aus den USA, erkannte als Funktion der Religion die Regelung gesellschaftlichen und ökologischen Gleichgewichts. Seine Untersuchungen eines Ritualzyklus in Neuguinea ergaben, dass die Opferung der Hausschweine von ihrer Anzahl abhängig ist. Sind es zu viele, werden sie geopfert, doch nur, wenn sie gleichzeitig bei niedriger Population geschützt werden. Im Ritual, das ein fester Teil der Religion ist, wird also der Bestand der Hausschweine reguliert.
An diese funktionalen Ansätze knüpft der kognitive und strukturale Ansatz an, der Religion als Abbild menschlichen Handelns und zugleich als Vorbild dafür versteht.
„Religionen halten aus dieser Perspektive die Kategorien bereit, mit denen Menschen ihre Gesellschaft schaffen“ (Heidemann 2011: 188, 189). Heidemann führt als Bespiel die religiös erklärten Speisevorschriften an. Diese lassen Statusgruppen und Schichten entstehen und bilden Gemeinschaften. Anders gesagt: eine Gruppe von Menschen wird von einer anderen getrennt und entwickelt eine eigene, ganz spezielle Identität
In dieser Arbeit wird es um die Anfänge des funktionalistischen Ansatzes gehen, um die ersten Schritte hin zur Auffassung der Religion als menschliche Institution mit einer Funktion für die Gesellschaft. Wegbereiter für diesen Ansatz war unter anderem Émile Durkheim. Seine Theorie zum Religionsbegriff, sowie zur Bedeutung von Religion wird auf den folgenden Seiten beleuchtet und erklärt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die elementaren Formen des religiösen Lebens
- Was ist Religion?
- Der Totemismus der Aranda
- Die Funktion von Religion
- Schlusswort
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Anfängen des funktionalistischen Ansatzes in der Religionsforschung und untersucht die Bedeutung von Religion als menschliche Institution mit einer Funktion für die Gesellschaft. Im Fokus steht die Theorie Émile Durkheims zum Religionsbegriff und zur Bedeutung von Religion, die als Wegbereiter für den funktionalistischen Ansatz gilt.
- Die Entstehung des funktionalistischen Ansatzes in der Religionsforschung
- Die Bedeutung von Religion als menschliche Institution mit einer Funktion für die Gesellschaft
- Die Theorie Émile Durkheims zum Religionsbegriff und zur Bedeutung von Religion
- Die Unterscheidung von profanen und heiligen Dingen in der Religion
- Der Gemeinschaftscharakter von Religion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Bedeutung des funktionalistischen Ansatzes in der Religionsforschung dar. Sie zeigt auf, wie verschiedene Denker wie Bronislaw Malinowski und Roy Rappaport die Funktion von Religion in der Gesellschaft erkannt haben.
Kapitel 2 befasst sich mit den elementaren Formen des religiösen Lebens und stellt Émile Durkheim als Vater der Soziologie vor. Durkheims Einfluss auf die Entwicklung der Ethnologie, insbesondere der Religionsethnologie, wird hervorgehoben.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Frage „Was ist Religion?“. Durkheims Definition von Religion als komplexes System von Mythen, Dogmen, Riten und Zeremonien wird vorgestellt und im Kontext der Unterscheidung von profanen und heiligen Dingen erklärt.
Schlüsselwörter
Funktionalismus, Religionsbegriff, Émile Durkheim, Religionsethnologie, Soziologie, profane und heilige Dinge, Gemeinschaftscharakter, Totemismus, Rituale, Gesellschaft.
- Quote paper
- Veronika Pril (Author), 2013, Funktionalistischer Religionsbegriff. Bedeutung und Funktion von Religion in der Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/300908