Phantastische Literatur hat eine lange Tradition, große Autoren, wie E.T.A. Hoffmann
haben sie für sich in Anspruch genommen. Als das Medium Film aufkam, wurde die
Phantastik auch dort eingesetzt. Und ebenso brachte der phantastische Film große
Regisseure hervor. Herausragende Größen unter ihnen: Robert Wiene (Das Kabinett
des Dr Caligari, 1919), Paul Leni (Das Wachsfigurenkabinett, 1924), Friedrich
Wilhelm Murnau (Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens, 1921). Diese Liste ließe
sich lange fortsetzen. Das Genre Horrorfilm als Teil der Phantastik1 entstand in
Deutschland, als erster Horrorfilm wird gemeinhin „Der Student von Prag“ (1913)
angesehen2. Als Grundlagen aus der phantastischen Literatur für diesen ersten
Horrorfilm gelten E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ und „William Wilson“ von
Poe. Der Film „schildert das Schicksal eines Studenten namens Baldwin, der sein
Spiegelbild dem Teufel verkauft“3.
Die Auffassung des Begriffes `Horror´ hat sich über die Jahrzehnte verändert. „Den
möglicherweise ersten Horrorfilm modernen Zuschnitts präsentierte Alfred Hitchcock
1960 mit Psycho [...]“4. Entscheidend für die Entwicklung der Horrorfilme `modernen
Zuschnitts´, also der Filme, die gegenwärtig von Laien dem Genre zugeordnet würden
(z.B. der Splatterfilme, eines Subgenres vom Horrorfilm), ist die weltweite Lockerung
der Zensurbestimmungen Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Gegen Anfang
der 70er Jahre, gerade als sich die amerikanische Filmindustrie in einer ihrer
schlimmsten Krisen befand – die großen Studios waren durch die schwindende Zahl
der Kinobesucher finanziell schwer angeschlagen – kam es in Hollywood zu einer
Bewegung, in deren Zuge viele im amerikanischen Mainstreamkino bis dato
tabuisierten Themen durch das Kino an die breite Öffentlichkeit getragen wurden5. [...]
1 Vgl. Koebner (2002): S. 263.
2 Vgl. Moss (1982): S. 12.
3 Moss (1982): S. 12.
4 Koebner (2002): S. 265.
5 Den ersten eindeutigen Höhepunkt in der Gewaltdarstellung erlebte das Hollywood-Kino Mitte bis
Ende der 70er Jahre. Doch auch in Europa ist praktisch gleichzeitig eine neue Form der
Gewaltdarstellung in den Filmen zu beobachten: Die goldene Ära des italienischen Horrorfilms
bescherte dem Publikum neben einigen Zombiefilmen auch die noch extremeren Kannibalismusfilme.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- The Exorcist
- Filmdaten
- Inhalt
- Herleitung der Topoi des Horrorfilms
- Evozierung der Emotion Angst zur Unterhaltung
- Kriterienkatalog des Genres Horrorfilm
- Kriterium: Bedrohung und Lebensgefahr
- Kriterium: Momente der Ruhe
- Kriterium: Kampf des Guten gegen das Böse – Angriff auf die scheinbar stabile Welt
- Kriterium: Sexualität und Gewalt
- Kriterium: Einbettung der Handlung in die reale Welt
- Zusammenfassung
- Die Krise des Horrorfilms – Die Fortsetzungen von The Exorcist
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit untersucht die Topoi des Horrorfilms am Beispiel von William Friedkins „The Exorcist“ aus dem Jahr 1973. Sie analysiert die charakteristischen Elemente des Horrorgenres und untersucht, wie diese in dem Film zum Ausdruck kommen.
- Die Entwicklung des Horrorfilms
- Die Rolle der Angst und des Bösen im Horrorfilm
- Die Rezeption von „The Exorcist“
- Die Bedeutung von Gewalt und Sexualität im Horrorfilm
- Die Funktion des Horrorfilms als Spiegelbild der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Die Einleitung beleuchtet die historische Entwicklung des Horrorfilms, ausgehend von seinen Wurzeln in der phantastischen Literatur und den Anfängen im deutschen Stummfilm. Sie verdeutlicht den Wandel des Genres im Laufe der Zeit, insbesondere die Lockerung der Zensur in den 1960er Jahren und den Einfluss des Splatterfilms.
- Das Kapitel über „The Exorcist“ stellt den Film vor, skizziert seine Handlung und beschreibt seine wichtigsten Elemente. Es geht auf die Produktionsgeschichte und die Bedeutung des Films für die Entwicklung des Horrorgenres ein.
- Die Herleitung der Topoi des Horrorfilms analysiert die charakteristischen Elemente des Genres und untersucht, wie diese in „The Exorcist“ zum Ausdruck kommen. Es werden Kriterienkatalogen des Horrorfilms aufgestellt und anhand der Thematik des Films veranschaulicht.
Schlüsselwörter (Keywords)
Horrorfilm, „The Exorcist“, William Friedkin, Angst, Gewalt, Sexualität, Besessenheit, Exorzismus, Topoi, Genre, Filmgeschichte, Phantastik, Zensur, Splatterfilm.
- Arbeit zitieren
- Thorsten Schulte (Autor:in), 2003, Topoi des Horrorfilms, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/29557